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Baumann, Oskar#

* 25. 6. 1864, Wien

† 12. 10. 1899, Wien


Geograph und Afrikaforscher

Entdecker der eigentlichen Nilquelle


Oskar Baumann
Oskar Baumann. Foto, um 1896.
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien

Oscar Baumann wurde am 25. Juni 1864 in Wien als Sohn eines Oberbeamten der Österreichisch-Ungarischen Bank geboren.

Oskar Baumann
Oskar Baumann, aus dem Buch "Aufbruch ins Unbekannte", Stocker Verlag
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien
Nach der Absolvierung des Gymnasiums besuchte er geographische und naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Wiener Universität und übte er sich am Wiener Militärgeographischen Institut im Aufnehmen und Zeichnen von Karten.


Schon als Neunzehnjähriger bereiste er Montenegro und Albanien und kehrte mit wertvollen Kartenaufnahmen von dort zurück. Dies war auch der Grund, dass er als Topograph Oskar Lenz 1885 auf seine Kongo-Expedition bis zu den Stanleyfällen begleiten konnte. Auf der Rückreise erforschte Baumann Fernando Póo, eine Insel im Golf von Guinea, und wurde dadurch in wissenschaftlichen Kreisen sehr bekannt.


Zurück in Europa promovierte er 1888 in Leipzig und trat 1888 als Begleiter und Topograph des deutschen Forschungsreisenden Hans Meyer eine Expedition ins deutsche Schutzgebiet an, um Usambara, die nordöstliche Region Tanzanias, zu erforschen und den Kilimanjaro zu besteigen.

Die Expedition musste abgebrochen werden, da sie von einem Aufstand gegen die deutschen Kolonisten überrascht wurde und beide Reisenden in Gefangenschaft gerieten, aus der sie erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder freikamen.

Um die geographische Erforschung zu vollenden, unternahm Baumann 1889-90 im Auftrag der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft nochmals im Alleingang eine Expedition nach Usambara.

1891 erhielt er die Leitung der vom "Antisklaverei-Comitee" ausgerüsteten großen Massai-Expedition, die den noch nicht Dreißigjährigen bis in die damals völlig unbekannten Königreiche Ruanda und Urundi führte. Vom Westufer des Victoriasees folgte er dabei auch dem Kagera, dem wichtigsten Zufluss des Sees, bis zu dessen Quel­le aufwärts und entdeckte damit den eigentlichen Ursprung des Nil.

1896 wurde Baumann zum österreichischen Konsul in Sansibar ernannt, musste jedoch bereits drei Jahre später auf Grund einer Infektionskrankheit die Rückreise nach Österreich antreten, wo er an den Folgen starb.

Seine umfangreichen Sammlungen befin­den sich im Museum für Völkerkunde und im Naturhistorischen Museum in Wien.


Leseprobe#

Swahili beim Kochen
Swahili im Gebiet östlich des Kilimandscharo beim Kochen
© Archiv Senft

aus "Afrikanische Skizzen"


... Die Neger kennen zu lernen, hatte ich wahrlich Gelegenheit genug. Ich habe mit Negern mein Zelt und meine Hütte geteilt mit Negern aus einer Schüssel gegessen. Ich bin von Negern mit Keulen über den Kopf geschlagen und von Negern als Gott verehrt worden. Jahrelang ohne europäische Begleitung im Inneren Afrikas reisend, war ich auf ihre Gesellschaft angewiesen. Die Swahili-Sprache, wochen­ und monatelang die einzige, die ich zu hören bekam, ist mir lieb und traut wie eine zweite Muttersprache geworden. Unter andern Verhältnissen nach Afrika zurückgekehrt habe ich den intimen Umgang mit Eingeborenen auch später teils aus Neigung, teils aus Gewohnheit fortgesetzt.

Mit freundlicher Genehmigung des Stocker Verlags, Graz, aus dem Buch "Aufbruch ins Unbekannte"

Werke (Auswahl)#

  • Afrikanische Skizzen, 1890
  • Usambara und seine Nachbargebiete, 1891
  • Durch Massailand zur Nilquelle, 1894
  • Der Sansibar-Archipel, 1896-99
Samburu-Frauen, Süd-Sudan
Samburu-Frauen, Süd-Sudan© Archiv Senft

Literatur#

Baumann, Afrikanische Skizzen, Berlin, 1890
Usambara und seine Nachbargebiete, 1894
Der Sansibar-Archipel, 1896-1899

Quellen#

AEIOU
H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999

Redaktion: Hilde und Willi Senft