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Bayer, Konrad#

* 17. 12. 1932, Wien

† 10. 10. 1964, Wien


Schriftsteller


Konrad Bayer
Konrad Bayer im Café Hawelka. Foto. 1956
© IMAGNO/Franz Hubmann

Konrad Bayer wurde am 17. Dezember 1932 in Wien geboren.


Der aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen stammende Bayer schrieb schon während der Schulzeit Gedichte und gründete mit zwei Freunden einen Künstlerclub "genie und irrsinn". Nach der Matura scheiterte Bayers Versuch an der Akademie der bildenden Künste Malerei zu studieren, er besuchte kaufmännische Kurse und arbeitete zunächst in einer Bank, wo er 1957 kündigte und versuchte als freier Schriftsteller und Künstler zu leben.


1951 lernte Bayer im von Albert Paris Gütersloh gegründeten "Art-Club" H. C. Artmann und Gerhard Rühm kennen, mit denen er eine langjährige künstlerische und freundschaftliche Beziehung pflegte (später auch mit Oswald Wiener und Friedrich Achleitner). Diese sogenannte "Wiener Gruppe" entdeckt jene literarischen Theorien und Texte für sich, die von den Nationalsozialisten als entartet bezeichnet worden waren oder teilweise auch einfach verschwunden waren, denn im Österreich der Nachkriegszeit herrschte damals eine konservative Kulturpolitik, die die klassische Literatur bevorzugte.


Bayer leitete auch kurze Zeit die Galerie des Malers Ernst Fuchs und trat in den experimentellen Filmen der avantgardistischen Regisseure Peter Kubelka und Ferry Radax auf.

Die "Wiener Gruppe" trat erstmals 1957 in einer öffentlichen Lesung in Erscheinung, den Höhepunkt erreichten die zwischen 1958 und 1959 aufgeführten "literarischen cabarets", wo sich die antibürgerliche Haltung der Gruppe in provokanten öffentlichen "happenings" manifestierte.

Ein Publikationsorgan bot Bayer, dem ansonsten keine Anerkennung in Österreich beschieden war, zumindest die von Alfred Kolleritsch herausgegebene Zeitschrift "manuskripte".


Die erste und einzige Veröffentlichung Bayers zu Lebzeiten war "stein der weisen" (1963). Bayer wurde auch zu den Tagungen der Gruppe 47 in den Jahren 1963 und 1964 eingeladen und erhielt vom Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt einen Vertrag für den Roman "der sechste sinn", der allerdings unvollendet blieb und erst posthum im Jahr 1969 erschien.
1965 (auch posthum) erschien bei Otto F. Walter der Roman "der kopf des vitus bering", der mittels kunstvoller Montagetechniken wissenschaftliche und literarische Quellen vereinigt.

Bayers Texte sind auch im Zusammenhang mit anderen Werken, die von den Mitgliedern der Wiener Gruppe verfasst wurden, zu lesen.
Das Werk, für das Konrad Bayer allein als Verfasser zeichnet, lässt sich schwer nach den traditionellen Genres - Lyrik, Drama, Erzählung - fassen. Am besten ist es in diesem Zusammenhang, den wertneutralen Terminus "Text" zu verwenden. Er versuchte in Experimenten mit serieller Texthervorbringung, mit Montagetechniken und mit Wortspielen das der Sprache innewohnende Täuschungsmoment ("es gibt nichts gemeinsames. nur die sprache schafft gemeinsamkeiten") zu zertrümmern. Sein provokatives Werk stieß zu Lebzeiten meist auf Unverständnis und Ablehnung, heute gilt er als einer der Wegbereiter der Avantgarde nach 1945.

Bayer hinterließ viele fragmentarische Texte und Vorstufen zu einzelnen Arbeiten, die erst 1977 von seinem Freund und literarischem Weggefährten Gerhard Rühm in einer zweibändigen Gesamtausgabe ediert wurden.

Konrad Bayer schied am 10. Oktober 1964 in Wien durch Selbstmord aus dem Leben.
(Er ist in einem Ehrengrab (Gr.67/10/11) auf dem Hernalser Friedhof begraben.)

Werke (Auswahl)#

Prosa
  • starker toback, 1962 (mit O. Wiener)
  • der stein der weisen, 1963
  • montagen 1956, 1964 (mit H. C. Artmann und G. Rühm)
  • Der Kopf des Vitus Bering, 1965
  • der sechste sinn, 1966 (herausgegeben von G. Rühm)
Dramen
  • bräutigall & anonymphe, 1963
  • kinderoper, 1964
  • kasperl am elektrischen stuhl, 1968
  • der analfabet, 1969
  • die boxer, 1971
  • idiot, 1972

Hörspiele

  • der kopf des vitus bering, 1964
  • der berg, 1966
  • der schweißfuß, 1971

Ausgaben

  • Das Gesamtwerk, herausgegeben von G. Rühm, 1977
  • Sämtliche Werke, herausgegeben von G. Rühm, 2 Bände, 1985
  • Bayer, Theatertexte, herausgegeben von G. Rühm, 1992

Literatur#

  • U. Janetzki, Alphabet und Welt. Über K. Bayer, 1982
  • U. Janetzki, W. Ihrig (Hg.), "Die Welt bin ich". Materialien zu K. Bayer, in: protokolle 1983, Band 1
  • F. Achleitner und P. Weibel (Hg.), Wiener Gruppe, 1997
  • F. Achleitner und W. Fetz (Hg.), Wiener Gruppe, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Wien, 1998

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl