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Becker-Donner, Etta (Violetta)#

* 5. 12. 1911, Wien

† 24. 9. 1975, Wien


Ethnologin

Anmerkung: #

Die folgende Ausarbeitung stammt von Dr. W. Senft aus dem Jahr 1999, der sich stark an die angegebenen Unterlagen von Becker-Donna anlehnte, fallweise keine direkten Zitate verwendete, aber Ausdrücke übernahm, die man heute (und wohl schon zum Zeitpunkt des Berichtes) als nicht angebracht sieht. Das wurde später von mehreren LeserInnen kritisiert, sodass nun solche Ausdrücke außerhalb ausgewiesener Zitate (diese sind kursiv gekennzeichnet) unter Hochkommas gesetzt wurden, um die Distanzierung des Austria-Forums von solchen Ausdrücken zum Ausdruck zu bringen, ohne Posthum andere Änderungen des Senft Beitrages vorzunehmen. Das Austria-Fourm dankt für die Hinweise/Kritik. Leider (siehe Community/Petitionen) ist das Austria-Forum schon einige Zeit so unterfinanziert, dass eine regelmäßige systematische Prüfung aller Beiträge unmöglich geworden ist. Im speziellen Fall wäre eine neue Biographie schon deshalb sinnvoll, weil auf die vielen Forschungsergebnisse vor allem außerhalb Afrikas gar nicht eingegangen wird.


Etta Becker-Donner. Foto, 1937., © Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Etta Becker-Donner. Foto, 1937.
© Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU

Die Forschungsreisende, Ethnologin und spätere Direktorin des Völker­kundemuseums in Wien erforschte in den dreißiger Jahren die bis dahin völlig unbekannten "Negerstämme" nördlich von Liberia. In späteren Jahren konzentrierte sich ihre wissenschaftliche Arbeit auf Süd- und Zentral­amerika.


In den Jahren 1934/35 und 1954 widmete sie sich als Alleinreisende der Erforschung der "Negerstämme" nördlich der Republik Liberia.

Sie studierte deren Sprachen, sam­melte ethnologische Objekte und gewann das Vertrauen der "Eingeborenen" derart, dass sie schließlich sogar in deren geheimen 'Schlangenbund' aufgenommen wurde. Für eine "Einheimische" wäre dies unmöglich gewesen. Als 'unnahbare' fremde Reisende stand sie aber trotz ihres anmutigen Äußeren im Ruf, gar keine Frau zu sein.


Sie erzählt:

... In der schönsten Sonnenhitze wurde ich abgeholt, und man brachte mich zu einer Hütte mit einer Tür aus frisch geflochtenen Palmblättern. Im Inneren war es völlig dunkel. Gesang ertönte, begleitet von den grellen Tönen einer kleinen Schlitztrommel. Nachdem sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, konnte ich vor mir den Häuptling des Schlangenbundes und ein zweites höheres Mitglied erkennen. Er trug einen langen Bart aus Affenhaar und eine Art Tiara mit weißen Kuhschwanzhaaren. Diese beiden Männer tanzten wild vor mir auf und ab und sangen dabei. Sie trugen jeder einen Abwehrzauber in Form eines kleinen Bogens aus Kupfer und einer eisernen Pfeilspitze mit sich.


Nach einer Weile wurden verschiedene Zauberutensilien vor mir aufgebaut. Da gab es Kuhschwänzel eingenäht in grobes Baumwollgewebel mit einer schwarzen, klebrigen Paste bestrichen. Einige waren mit einem Muster aus Kaurimuscheln benäht. Eine Bast­tasche war zum Bersten voll mit Zaubermedizinen. Dann gab es noch Antilopenhörne, voll mit einer schwarzen, festen Zaubermasse.

Männer sind oft eitler als Frauen: Eingeborene in Liberia, © ÖNB Wien
Männer sind oft eitler als Frauen: Eingeborene in Liberia
© ÖNB Wien

Artistische Vorführung bei einem Eingeborenenfest, © ÖNB Wien
Artistische Vorführung bei einem Eingeborenenfest
© ÖNB Wien
Damit wurden meine Hände eingerieben und man teilte mir mit, daß diese Medizin jede Schlange sofort beruhigen oder töten könne. Sodann reichte man mir feierlich eine mittel­große Schlange, die als giftig galt. Ich hatte sie im Dorf schon auf den Armen des einen oder anderen Schlangenbundmitglieds gesehen. Ganz geheuer war mir nicht. Wer weiß, am Ende gefiel ihr meine helle Haut nicht. Sie war glatt und kühl und schien nichts an mir auszusetzen zu haben. Einen Augenblick hielt ich sie in den ausgestreckten Händen und legte sie mir dann kurzentschlossen um den Nacken.

Dann begann der Tanz von neuem, und man legte mir nun andere Schlangen in den Schoß, darunter eine Schwarze Mamba und eine Puffotter. Die Tiere blieben völlig ruhig, offensichtlich wirkte die Salbe auf meinen Händen. Nach mehreren Stunden hörte das Tanzen auf und man lernte mir die wichtigsten Schlangenbund-Erkennungs­zeichen. Sodann wurde ich in eine ande­re Hütte geführt, wo man mir die Zuberei­tung der Zaubermedizin gegen Schlan­genbisse zeigte und auch die Ingredien­zen - verschiedene Kräuter - erklärte. Schließlich überreichte man mir auch ein Schlangenamulett aus rotgefärbtem Leder...


Violetta Becker-Donner war Direktorin des Museums für Völkerkunde in Wien sowie Mitbegründerin und von 1965 bis 1975 Präsidentin des Lateinamerika-Instituts.

Werke (Auswahl)#

  • Hinterland Liberia, 1939
  • Zentralamerikanische Studien, 1963
  • Die Sprache der Mano, 1965
  • Brasiliens Indianer (mit C. F. Feest und P. Kann), 1971
  • Notizen über die Huanyam, 1974

Quellen#

  • H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999


Redaktion: Hilde und Willi Senft, I. Schinnerl

Weiterführende Information#

Leben und Forschungsaktivitäten nach den Tätigkeiten in Afrika