Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Dimmel, Peter#

* 31. 8. 1928, Wien


Bildhauer und ehrenamtlicher Funktionär der Österreichischen Gehörlosenvertretung


Peter Dimmel
Peter Dimmel

„Meine Kunst ist meine Sprache, Sprache in Bildern.
Natur ist vergänglich. Ich spreche durch meine Kunst weit über unsere Zeit hinaus.“ (Peter Dimmel)

Peter Hans Dimmel wurde am 31. August 1928 in Wien geboren. Kurz nach der Geburt erkrankte er an einer schweren Gehirnhautentzündung, deren Konsequenz eine irreversible Gehörlosigkeit war. Entgegen allen Konventionen lässt Vater Herbert seinen Sohn Peter zur Entwicklung eines besseren Kommunikationsverständnisses privat zu Hause in Laut- und Gebärdensprache unterrichten, wodurch dieser bereits als Kind mit Literatur, Geschichte und Kunstgeschichte in Berührung kommt.

Von 1943 bis 1945 verfolgt Peter Dimmel ein Studium der Bildhauerei an der Akademie für angewandte Kunst in Wien unter Robert Obsieger. Es ergeben sich Kommunikationsschwierigkeiten, da die Akademie nicht auf gehörlose StudentInnen ausgerichtet ist. 1944 erfolgt der Befehl zur Musterung, wobei die körperliche Verfassung und die Gehörlosigkeit Dimmels lediglich einen Einsatz in einer Prothesentischlerei zulassen. Um sein finanzielles Auskommen zu finden, nimmt er später zur Beseitigung der Kriegsschäden an den Aufräumarbeiten an der Akademie teil.

Zwischen 1945 und 1949 absolviert Dimmel eine Lehrlingsausbildung in der Keramikwerkstatt Angermayer in Eberschwang und arbeitet dort anschließend als Geselle. Wie bereits an der Universität ergeben sich auch an der Berufsschule Schwierigkeiten in der Kommunikation, da der Unterricht ohne GebärdensprachdolmetscherIn erfolgt und auf Grund dessen die Abschlussprüfung lediglich schriftlich stattfinden kann.

Im Zeitraum von 1949 bis 1957 durchläuft Dimmel ein Studium für Bildhauerei an der Kunstschule der Stadt Linz in der Meisterklasse von Walter Ritter und wird bereits in dieser Zeit mit öffentlichen Aufträgen betraut. Mit dem Beginn seiner Karriere als freischaffender Künstler im Jahre 1957 wird der Künstler bis 1963 als Mitbewohner im Egon-Hofmann-Atelierhaus in Linz geführt. Seit 1953 ist er Mitglied der Innviertler Künstlergilde und der Künstlervereinigung MAERZ.

Von 1964 bis 2000 führt er sein eigenes Atelier in Leonding.

Sein Œuvre umfasst mehr als 170 Arbeiten, wobei er hauptsächlich mit dem Werkstoff Bronze arbeitet. Neben Restaurierungsarbeiten hat er Plastiken für Gotteshäuser in ganz Österreich geschaffen. Dimmel hält in seinem Schaffen im Gegensatz zur allgemeinen Abstraktionstendenz stets an einem expressiv figurativen Stil mit überwiegend religiösem Schwerpunkt fest. Sein Werk offenbart die Hände des Künstlers gleichsam im Zusammenschluss als Sprach- und Kunst-Werkzeug. Mit viel sozialem Engagement setzt sich der Künstler für die Angelegenheiten der Gehörlosen in einer dominant hörenden Welt ein. Sein bleibendes Verdienst in diesem Zusammenhang ist die Verankerung der Österreichischen Gebärdensprache als autonome Sprache seit dem Jahr 2001 in der oö. Landesverfassung und seit 2005 in der Österreichischen Bundesverfassung.

Werke (Auswahl)#

  • „Liegender Akt“, Botanischer Garten Linz (1954)
  • 5 Marmormedaillons, Linzer Rathaus (1956)
  • „Nibelungenschiff“, Linzer Schloss (1957)
  • 14 Kreuzwegstationen und 3 Bronzeportale, Kirche St. Konrad in Linz (1962)
  • Hauptportal, Pfarrkirche Windischgarsten (1963)
  • Autobahnkirche, Haid (1964)
  • Kriegerdenkmal „Apokalyptische Reiter“, Enns (1964)
  • Bischofstor, Bischofssitz Linz (1967)
  • Kruzifix überlebensgroß, Missionskirche Bolivien (1968)
  • Innenraumgestaltung, Basilika „St. Lauracium“, Lorch bei Enns (1968)
  • Vier Bronzeportale, Basilika „St. Lauracium“, Lorch bei Enns (1970-1985)
  • Flößerdenkmal, Weyer (1970)
  • „Pferdebrunnen“, Obernberg am Inn (1977)
  • Vier Portalflügel „Leben des hl. Franz von Assisi“, Kreuzschwesternkirche Linz (1978)
  • Bronzerelief „Innviertler Jahreszeiten“, Krankenhaus Braunau (1981)
  • Bronzerelief „Hl. Franziskus und seine Welt“, Krankenhaus Grieskirchen (1985)
  • Vier Bronzeportale, Pfarrkirche Ried in der Riedmark (1986-1989)
  • Altarraumgestaltung, Stift Lambach (1987)
  • Pilgrimdenkmal, Vöcklabruck (1993)
  • Restaurierung Bronzetore und Kreuzwegstationen, St. Konrad, Linz (2009)
  • Restaurierung Severin- und Floriantor, Basilika Lorch (2010)
  • Bronzestatue „Hl. Erzengel Michael“, Michaelerplatz Steyr (2010)

Ausstellungen#

1951 Kunstschule der Stadt Linz
1953 Kunstschule der Stadt Linz
1953 Kunsthaus, Salzburg
1954 Landesmuseum, Linz
1954 Kunstschule der Stadt Linz
1955 Österreichisches Kulturinstitut, Rom 1955 WFD-Kongress, Zagreb
1956 „Maerz“-Gruppe, Linz
1957 Kunstschule der Stadt Linz
1957 Internationale Ausstellung, Rom
1957 „Maerz“-Gruppe, Linz
1958 WFD-Kongress, Brüssel
1958 Künstlerverein, Salzburg
1959 WFD-Kongress, Wiesbaden
1960 „Maerz“-Gruppe, Linz
1961 „Maerz“-Gruppe, Linz
1963 „Maerz“-Gruppe, Linz
1966 „Maerz“-Gruppe, Linz
1967 „Maerz“-Gruppe, Linz
1967 Künstlerhaus, Salzburg
1969 Christliche Kunst, Wels
1971 WFD-Kongress, Paris
1973 „IKG“, Stift Reichersberg
1976 Hauptschule, Linz-Leonding
1977 Hauptschule, Hochburg/Ach
1978 Rotary-Club, Ried im Innkreis
1979 Frankinger Sommergalerie
1980 „Der Anker“, Linz
1981 OÖ. Kunstverein Linz
1982 VKB-Bank, Linz-Leonding
1982 WFD-Kongress, Washington
1982 Rathaus-Museum, Enns
1983 Minoritenkirche, Krems
1984 Internationale Ausstellung, Paris
1984 Künstlerhaus, Wien
1989 Gallaudet University, Washington
1990 Galerie Kempten
1993 Galerie Leonding
1995 WFD-Kongress, Wien
1996 Museum Volkskundehaus, Ried im Innkreis
2000 Pädagogische Akademie des Bundes, Linz
2000 Gemeindeamt, Prinzersdorf
2001 Schlossmuseum, Linz
2008 Kiwanis Club, Nordico Linz
2013 Museum Volkskundehaus, Ried im Innkreis

Literatur#

  • Gianesi, Fabio: Peter Dimmel: Sculptor, Linz 2013. ISBN 978-3-902684-31-8
Verfasser:

Fabio Philipp Angelo Gianesi, geboren 1981 in Wien, lebt und arbeitet in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland; Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler, als Kunstvermittler in der Albertina und als Kulturvermittler im Österreichischen Museum für Volkskunde Wien tätig. Absolvierte einen Forschungsaufenthalt in Siena und war Projektmitarbeiter am Österreichischen Kulturforum Mailand. Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation an der Universität Wien im Fach Europäische Ethnologie. Die Fotos stammen aus dem Katalog "Peter Dimmel: Sculptor.

„Liegender Akt“, Botanischer Garten Linz 1954, Bronze
„Liegender Akt“, Botanischer Garten Linz 1954, Bronze
Bronzestatue „Hl. Erzengel Michael“, Michaelerplatz Steyr 2010
Bronzestatue „Hl. Erzengel Michael“, Michaelerplatz Steyr 2010
Bischofstor, Bischofssitz Linz 1967, Bronze
Bischofstor, Bischofssitz Linz 1967, Bronze
Kriegerdenkmal „Apokalyptische Reiter“, Enns 1964,  Bronze und Konglomerat
Kriegerdenkmal „Apokalyptische Reiter“, Enns 1964, Bronze und Konglomerat

Redaktion: P. Diem