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Eibl-Eibesfeldt, Irenäus#


* 15. 6. 1928, Wien


Zoologe, Evolutionsbiologe, Verhaltensforscher
Gründer des Fachs Humanethologie

Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Foto, 1995, © BM f. Arbeit u. Soziales, Wien (heute: BM für Arbeit, Soziales u. Konsumentenschutz)
Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Foto, 1995
© BM f. Arbeit u. Soziales, Wien (heute: BM für Arbeit, Soziales u. Konsumentenschutz)

Irenäus Eibl-Eibesfeldt wurde am 15. Juni 1928 in Wien als Sohn eines Botanikers geboren.

Er besuchte die Oberschule und musste in der letzten Kriegsphase noch als Luftwaffenhelfer einrücken. Ab 1945 absolvierte er an der Universität Wien ein Studium der Zoologie und Botanik (u. a. bei Wilhelm von Marinelli) und begann 1946 seine wissenschaftliche Karriere an der Biologischen Station Wilhelminenberg bei Otto Koenig. 1949 legte er die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte und Physik ab und schloss das Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab (mit einer Dissertation zum Thema "Zur Paarungsbiologie der Erdkröte").

1949 holte ihn Konrad Lorenz an sein privates Institut für vergleichende Verhaltensforschung nach Altenberg (Niederösterreich), 1951 wechselte er mit diesem zur neugegründeten Forschungsstelle für Vergleichende Verhaltensforschung der Max Planck-Gesellschaft in Buldern (Westfalen). Ab 1956 war er am neuen Max-Planck-Institut (MPI) für Verhaltensphysiologie in Seewiesen (Bayern) tätig.


In seinen ersten Jahre arbeitete Irenäus Eibl-Eibesfeld sozusagen noch als klassischer Zoologe - seine ethologischen Arbeiten über unterschiedliche Säugetiere trugen wesentlich zur Aufklärung des Begriffes "angeboren" bei. Für diese Studien nahm der Wissenschaftler an den meeresbiologischen "Xarifa"-Expeditionen seines Freundes Hans Hass zu den Galapagos-Inseln (erstmals 1953/54), in der Karibischen See und im Indischen Ozean teil. Er entdeckte unbekannte zwischenartliche Vergesellschaftungen, etwa Putzsymbiosen, und andere Phänomene wie die Turnierkämpfe der Meerechsen.

Schon früh erkannte er die Gefährdung der Galapagos-Inseln und beantragte bei der UNESCO den Schutz der Inseln. Er bekam 1957 den Auftrag für eine Erkundungsexpedition, sein Bericht darüber führte in Folge zur Gründung der Darwin-Forschungsstation auf Santa Cruz und ersten Schutzgesetzen.

Von 1957 bis 1970 war er wissenschaftlicher Direktor des internationalen Instituts für Submarine Forschung in Vaduz (Liechtenstein). 1960 erschien sein Buch "Galapagos. Arche Noah im Pazifik", das 2013 komplett überarbeitet unter dem Titel "Galapagos - Meine Entdeckungsreisen auf den Spuren von Charles Darwin" wiedererschienen ist.

Nach einer Gastprofessur am Department of Psychology an der Universtät in Chicago habilitierte er sich 1963 an der Ludwig-Maximillians-Universität in München, wo er von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1996 Professor für Zoologie war.


Nach zwanzig Jahren der Forschung im Rahmen der Tier-Ethologie und Marinebiologie begann Irenäus Eibl-Eibesfeldt in den 1960er Jahren mit Forschungen zu menschlichem Verhalten.

1967 erschien sein Buch "Grundriss der Vergleichenden Verhaltensforschung", das erste umfassende Lehrbuch der Ethologie. Mit seinem 1984 veröffentlichten Buch "Die Biologie des menschlichen Verhaltens" legte er den Grundstein für die Humanethologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin.

Seine Studien mit taub und blind Geborenen und sein kulturvergleichendes Forschungsprogramm zu menschlichem Verhalten trugen entscheidend zur Etablierung der Humanethologie als selbständigem Forschungszweig bei. Zum Beweis seiner Theorie, dass jeder Mensch sein im Laufe der Evolution erworbenes Erbe in sich trage, untersuchte er auch taub und blind Geborene. Er belegte, dass sich auch bei diesen viele der typischen mimischen Ausdrucksbewegungen entwickeln, obwohl sie nahezu keine Möglichkeiten haben, vom sozialen Modell zu lernen. Der Wissenschafter hat daraus auf eine universale Grammatik des Sozialverhaltens geschlossen, ein "Verhaltensprogramm", das in den unterschiedlichsten Kulturen nach den gleichen Mustern abläuft.

Im Rahmen eines Langzeitprojektes zur Erforschung von Universalien dokumentierte er in Film und Ton ungestellte soziale Interaktionen des Alltags, Rituale und andere Aktivitäten von Menschen in verschiedenen Kulturen, die er in regelmäßigen Abständen, zum Teil über einen Zeitraum von dreißig Jahren und länger besuchte: die Kalahari-Buschleute (!Ko, G/wi und !Kung, Botswana), die Himba (Namibia), die Yanomami (Oberer Orinoko, Südamerika), die Eipo (Neuguinea/Westirian), die Trobriander, u.a. Die Dokumentation dieser bis heute fortgeführten Forschungen beherbergt das Humanethologische Filmarchiv in der Max-Planck-Gesellschaft in Andechs.

Von seinem Ansatz eines vergleichbaren "Verhaltensprogramms" aus unternahm Eibl-Eibesfeldt auch den Schritt in Richtung Kulturethologie, etwa mit seinem Buch "Liebe und Hass. Zur Naturgeschichte elementarer Verhaltensweisen" (1970).

1970 wurde er Leiter der Arbeitsgruppe Humanethologie am MPI in Seewiesen, die 1975 zur selbständigen Forschungsstelle für Humanethologie in der Max-Plank-Gesellschaft erhoben wurde (bis 1986 in Seewiesen, danach in Andechs bei München - und aus der 2004 das Max-Plank-Institut für Ornithologie hervorgegangen ist).

1972 gründet er gemeinsam mit weiteren Verhaltensforschern wie Konrad Lorenz, Bernhard Grzimek undr Horst Stern die "Gruppe Ökologie".


Ende der 1980er Jahre wandte sich der Wissenschafter der "Stadtethologie" und damit der Frage zu, wie der Mensch mit seinen angeborenen Verhaltensmustern in modernen Lebenssituationen umgeht. 1992 gründete er gemeinsam mit Karl Grammer das Ludwig Boltzmann-Institut für Stadtethologie in Wien, dessen Themen heute im Department für Anthropologie der Uni Wien behandelt werden.

Mit seinen Theorien fand Eibl-Eibesfeldt vor allem bei Sozialpsychologen und Lerntheoretikern nicht immer ungeteilten Beifall. So wird ihm "Reduktionismus" und die Nichtbeachtung psychologischer und soziologischer Erkenntnisse vorgeworfen. Auch seine aggressionstheoretische Ansätze, etwa dass der Mensch seiner Natur nach tendenziell fremdenscheu sei, fanden zahlreiche Kritiker. (Seine Aussagen und Warnungen vor dem unkontrollierten Vermischen von Kulturen fand oft - wie Eibl-Eibesfeldt selbst sagt - "Beifall von der falschen Seite").


Univ.-Prof.Dr Dr.h.c.mult. Irenäus EIBL-EIBESFELD veröffentlichte zahlreiche Bücher, mehrere Handbuchartikel und über 450 Artikel in Fachzeitschriften. In seinem jüngsten Buch dokumentierte er in Wort, historischen und aktuellen Bildern seine vor allem zu Beginn abenteuerlichen Forschungsreisen zu den Galapagos-Inseln und gibt Einblick in diese faszinierende Natur.

Von seinen Reisen hatte Eibl-Eibesfeldt rund 350 Kilometer Film und 100 Stunden Videomaterial mitgebracht, das er immer noch mit früheren Aufzeichnungen auswertet und das nun digitalisiert wird.

Irenäus Eibl-Eibesfeldt lebt mit seiner Frau am Starnberger See und denkt nicht an Ruhestand. Er arbeitet Material aus Jahrzehnten auf - er hatte ca. 350 km Film und 100 Stunden Videomaterial von seinen Reisen mitgebracht, das nun digitalisiert wird - danach will er wieder auf Reisen gehen.


Mitgliedschaften (Auswahl):

  • Deutsche Zoologische Gesellschaft, seit 1957
  • Gründungsmitglied der Charles Darwin Foundation, 1959 (seit 1962 Exekutivkomitee)
  • Korrespondierendes Mitglied der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 1963
  • Gründungsmitglied der International Society for Research on Aggression, 1972
  • Gründungsmitglied der International Society for Human Ethology, 1972 (Exekutivkomitee 1978-1982; Präsident 1985-1991)
  • Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1977
  • Gründungsmitglied der Konrad-Lorenz-Gesellschaft für Umwelt- und Verhaltenskunde, 1980
  • Beiratsmitglied The Jane Goodall Institute for Wildlife, Research, Education & Conservation (Program Review Council), 1983
  • Fellow der American Association for the Advancement of Sciences, 1987
  • Gründungsmitglied der Academia Scientiarum et Artium Europaea; Beiratsmitglied des Konrad-Lorenz-Instituts für Kognitionsforschung in Altenberg, 1990
  • Begründer und wissenschaftlicher Direktor des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Stadtethologie in Wien, 1991-2008
  • Beiratsvorsitzender der Peter und Traudl Engelhorn Stiftung zur Förderung der Biotechnologie und Gentechnik, 1993
  • Ordentliches Mitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilians-Universität, 1997
  • Beiratsmitglied der Heinz Sielmann Stiftung, 1998

  • Mitgliedschaften in zahlreichen anderen wissenschaftlichen Organisationen und Gesellschaften wie der Animal Behavior Society, Gesellschaft für Anthropologie (1968), Gesellschaft für bedrohte Völker (1977), PEN-Club Liechtenstein (Gründungsmitglied, 1978), Deutsche Liga für das Kind (ehem. Kuratoriumsmitglied), Arbeitsgemeinschaft für Ethnomedizin (1978), Ethologische Gesellschaft (1980), der Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft / Namibia Scientific Society (korresp. Mitglied, 1985), u.a.m.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Goldene Bölsche-Medaille der Kosmos-Gesellschaft für Verdienste um die Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, 1971
  • Burda-Preis für Kommunikationsforschung, 1981
  • Philip Morris Forschungspreis, 1988
  • Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, 1989
  • Verleihung der Ehrendoktorwürde für Philosophie der Universität Salamanca, Fakultät für Psychologie , Spanien, 1994
  • Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz), 1995
  • Libellenorden der Nationalpark-Akademie Donau-Auen am Naturhistorischen Museum Wien mit Zustimmung des Bundesministeriums für Bildung und Kultur, für außerordentliche Verdienste für den internationalen Naturschutz, 1996
  • Schwenk'scher Umweltpreis der Stadt Ebersberg, 1996
  • Gold-Medaille der Dres. Haackert Stiftung, verliehen für hervorragende Verdienste um die Erforschung des des menschlichen Verhaltens, 1997
  • Bayerischer Verdienstorden, 1997
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 1998
  • Inge und Werner Grüter-Preis für gelungene Wissenschaftsvermittlung für Verdienste um die Meeresbiologie und Riffforschung, 1998
  • "Premio Catedra Santiago Grisolía" für die Verdienste um die Erforschung der Ethologie des Menschen und der Aggressivität, 1999
  • Große Goldene Peutinger-Medaille, 2001
  • Ehrenpreis der Heinz-Sielmann-Stiftung für den Einsatz für den Naturschutz, vor allem auf den Galápagos-Inseln, 2001
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2003
  • Verleihung der Ehrendoktorwürde für Psychologie der Universität Bologna, Italien, 2005
  • "Al mérito", verliehen von der Charles Darwin Foundation, Ecuador, 2007
  • "Premio Nonino", Literaturpreis für sein Lebenswerk, Italien, 2011

Werke (Auswahl)#

  • Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung, 1967
  • Liebe und Haß, 1970
  • Der vorprogrammierte Mensch, 1973
  • Menschenforschung auf neuen Wegen, 1976
  • Der Hai. Legende eines Mörders (mit H. Hass), 1977
  • Die Biologie des menschlichen Verhaltens. Grundriß der Humanethologie, 1984
  • Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung, 1984
  • Die Malediven: Paradies im Indischen Ozean, 1987
  • Der Mensch, das riskierte Wesen, 1988
  • Das verbindende Erbe, 1991
  • Wider die Mißtrauensgesellschaft, 1994
  • In der Falle des Kurzzeitdenkens, 1998
  • Galápagos: Die Arche Noah im Pazifik, 2001
  • Grundriss der vergleichenden Verhaltensforschung, 2004
  • Weltsprache Kunst: Zur Natur- und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation (M. Christa Sütterlin), 2008
  • Galápagos - Meine abenteuerlichen Entdeckungsreisen auf den Spuren von Charles Darwin, 2013

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl