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Furtwängler, Wilhelm#

* 25. 1. 1886, Berlin (Deutschland)

† 30. 11. 1954, Baden-Baden (Deutschland)


Dirigent


Furtwängler, Wilhelm
Wilhelm Furtwängler. Foto, um 1949
© Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU

Wilhelm Furtwängler wurde am 25. Jänner 1886 in Berlin als Sohn des Archäologen Adolf Furtwängler und seiner Frau Adelheid geboren.

Er verbrachte seine Jugend in München, wo sein Vater an der Universität unterrichtete, und besuchte das humanistische Gymnasium. Frühzeitig begeisterte er sich für Musik und er erhielt mit dreizehn Privatunterricht, unter anderem in Tonsatz, Komposition und Klavier.

Seine ersten Engagements führten ihn als 2. Repetitor nach Berlin, über Breslau als Chorleiter nach Zürich und anschließend wieder nach München.

Nach Engagements am Stadttheater in Straßburg, beim Verein der Musikfreunde in Lübeck und am Mannheimer Hoftheater war er von 1919 bis 1924 Dirigent der Herbstkonzerte des Wiener Tonkünstlerorchesters und folgte 1920 Richard Strauss als Dirigent des Orchesters der Berliner Staatsoper nach. In der Zeit von 1920 bis 1935 arbeitete er mit Heinrich Schenker zusammen.

1921 wurde er Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und dirigierte 1922 sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern, deren Chefdirigent er ab 1927 war.

1922 wurde Wilhelm Furtwängler auch Leiter der Berliner Philharmoniker und des Gewandhausorchesters Leipzig, von 1925 bis 1927 feierte Furtwängler mit dem New York Philharmonic Orchestra große Erfolge bei mehreren Gastauftritten in den USA. Um 1928 zusätzlich zu den Berliner Philharmonikern die Wiener Philharmoniker übernehmen zu können, gab er die Leitung des Gewandhausorchesters ab.

Ab 1928 war er Kapellmeister an der Wiener Staatsoper, 1931 wurde ihm - gemeinsam mit Arturo Toscanini - die musikalische Leitung der Bayreuther Festspiele anvertraut.


1933 ließ sich Wilhelm Furtwängler zum preußischen Staatsrat, Direktor der Berliner Staatsoper und Vizepräsidenten der Reichsmusikkammer ernennen.

Bald ging er auf kritische Distanz zum nationalsozialistischen Regime und trat 1934 - aus Protest gegen die Kulturpolitik des Regimes, die zu Verboten von Musikaufführungen geführt hatte, vorübergehend von allen Ämtern zurück (er kritisierte die Diskriminierung jüdischer Musiker, u.a. Paul Hindemiths). 1935 nahm er allerdings seine öffentliche Tätigkeit wieder auf: er übernahm erneut die Berliner Philharmoniker und 1939 auch die Wiener Philharmoniker (bis 1945), ab 1937 dirigierte er viele Konzerte und Aufführungen bei den Salzburger Festspielen und wurde 1938 zum Musikbevollmächtigten in Wien ernannt.

Als der Alliierte Kontrollrat Wilhelm Furtwängler 1945 wegen seiner Zusammenarbeit mit dem NS-Regime seiner Ämter enthob, übersiedelte er mit seiner zweiten Ehefrau Elisabeth nach Clarens am Genfer See. Im Jahr darauf wurde er von den gegen ihn erhobenen Beschuldigungen freigesprochen und wieder mit der Leitung der Berliner Philharmoniker beauftragt, zu deren Direktor auf Lebenszeit er 1952 ernannt wurde.

1951 eröffnete er mit der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven die ersten Bayreuther Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ab 1947 war Furtwängler auch wieder in Wien und Salzburg tätig; ab 1952 war er der künstlerische Leiter der Salzburger Festspiele.


Er galt als hervorragender Interpret der Werke von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms Anton Bruckner und Richard Wagner und wirkte auch als Komponist und Musikschriftsteller.
Seine eigene Kompositionen (drei Symphonien, ein Klavierkonzert, zwei Violinsonaten, ein Tedeum und eine Messe) orientieren sich an der klassisch-romantischen Tradition.


Wilhelm Furtwängler war zwei Mal verheiratet, hatte einen ehelichen Sohn (aus 2. Ehe) und 4 außereheliche Kinder. Er starb am 30. November 1954 im Sanatorium Ebersteinburg bei Baden-Baden.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Ehrendoktorat der Universität Heidelberg, 1927
  • Ehrenbürger in Mannheim, 1929
  • Orden 'Pour le mérite' für Wissenschaften und Künste, 1929
  • Preußischer Staatsrat, 1933
  • Orden der französischen Ehrenlegion (Annahme von Hitler verboten), 1939
  • Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, 1952
  • Ehrengrab in Heidelberg

Werke (Auswahl)#

  • Ton und Wort. Aufsätze und Vorträge 1918-54, 1954
  • Vermächtnis. Nachgelassene Schriften, 1956
  • Briefe, herausgegeben von F. Thiess, 1964
  • Aufzeichnungen 1924-1954, herausgegeben von E. Furtwängler, 1980

Weiterführendes#

Literatur#

  • S. H. Shirakawa, The Devil´s Music Master, 1992
  • B. Geißmar, Taktstock & Schaftstiefel. Erinnerungen an W. Furtwängler, 1996
  • C. Walton, W. Furtwängler in Diskussion, 1996
  • Neue Deutsche Biographie
  • P. Autengruber et al., Umstrittene Wiener Straßennamen

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl