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Haderlap, Maja#

* 8. 3. 1961, Bad Eisenkappel


Schriftstellerin

Maja Haderlap
Maja Haderlap
Foto: Dontworry. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Maja Haderlap wurde am 8. März 1961 in Bad Eisenkappel / Železna Kapla geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf.

In der Familie sprach man Slowenisch, erst in der Schule lernte das Mädchen richtig Deutsch. Nach dem Besuch der zweisprachigen Volksschule in Leppen und nach der Matura absolvierte Maja Haderlap ab 1979 an der Universität Wien ein Studium der Theaterwissenschaften und der Deutschen Philologie, das sie 1989 mit der Promotion abschloss.

Anschließend arbeitete sie als als Dramaturgie- und Produktionsassistentin in Triest und in Ljubljana; von 1992 bis 2007 war sie Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt unter der Intendanz von Dietmar Pflegerl. Seit 1989 ist Maja Haderlap Lehrbeauftragte am Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft der Alpen-Adria Universität Klagenfurt.

Literarisch wandte sie sie sich zunächst der Lyrik zu, dichtete auf Slowenisch und später auch auf Deutsch. Maja Haderlap arbeitete auch an Übersetzungen vom Slowenischen ins Deutsche und war von 1989 bis 1992 Redakteurin und Herausgeberin der Kärntner slowenischen Literaturzeitschrift "mladje".

Ihr Buch "Gedichte – Pesmi – Poems" ist dreisprachig (Deutsch, Slowenisch, Englisch) und mit dieser dritten Sprache, sozusagen einer zusätzlichen Ebene, wird der Konflikt zwischen dem Deutschen und dem Slowenischen (der hier nicht zuletzt ein Konflikt um die Identität ist) ein wenig gemildert.


Die Prosa entdeckte Maja Haderlap erst spät: 2011 gewann sie mit ihrem ersten Roman "Engel des Vergessens" als erste Österreicherin den Ingeborg Bachmann-Preis.

Maja Haderlap beleuchtet in diesem Roman - ihrer Dorf- und Familiengeschichte - den Widerstand der Kärntner Slowenen gegen die deutsche Wehrmacht. Diese Geschichte begleitete und beschäftigte sie ihr Leben lang - hier wählte sie Deutsch als Sprache, weil es ihr half, Distanz zum Thema zu halten.


Seit 2008 lebt Maja Haderlap als freie Schriftstellerin in Klagenfurt.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Preis der France Prešeren-Stiftung, 1989
  • Hubert-Burda-Preis im Rahmen des Hermann-Lenz-Preises, 2004
  • Frauenkulturpreis des Landes Kärnten für Literatur, 2005
  • Österreichisches Staatsstipendium für Literatur, 2006/2007
  • Projektstipendium für Literatur, 2008 / 2009
  • Staatsstipendium für Literatur, 2009 / 2010
  • Ingeborg-Bachmann-Preis (für Engel des Vergessens), 2011
  • Ehrenbürgerin von Bad Eisenkappel/Zelezna Kapla, 2011
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten, 2011
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, 2011
  • Rauriser Literaturpreises, 2012
  • Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt
  • Vinzenz-Rizzi-Preis, 2013
  • Mira Preis des Frauenausschusses des slowenischen Pen Centers, 2014
  • Slowenischer Staatsorden für Verdienste im zivilen Bereich, 2015
  • Willy und Helga Verkauf-Verlon-Preis für österreichische antifaschistische Publizistik, 2015

Werke (Auswahl)#

Lyrik
  • Žalik pesmi. Gedichte, 1983
  • Bajalice. Gedichte, 1987
  • Gedichte – Pesmi – Poems, 1989
  • langer transit. Gedichte, 2014

Prosa

  • Med politiko in kulturo (Zwischen Politik und Kultur), 2001
  • Das Stadttheater Klagenfurt 1992 bis 2007. Die Ära Dietmar Pflegerl, 2007
  • Engel des Vergessens. Roman, 2011

Hörspiel

  • Der Papalagi. Dramatisierung (des gleichnamigen 1921 erschienenen Buchs von Erich Scheuermann), ORF Kärnten, 1990

Übersetzungen (aus dem Slowenischen)

  • Marko Kravos, Matjas Kmecl: Mediterran, 1987
  • Srecko Kosovel: Decek in sonce / Der Knabe und die Sonne, 2000
  • Taja Kramberger: Protitok. Gegenströmung. Notizen vom Ufer, 2002


Leseprobe#


Maja Haderlap - "Gedichte/Pesmi/Poems"

ich weiß noch, wir saßen im wald
und kauten an blättern.
du sagtest: die kriegspilze wachsen
im inneren. in gärung gebracht, schimmert
das alternde wasser unter der haut.
das ist der haß, meine liebe.
ich zog indessen würmer
aus meinem unterleib, sah
den gerechten gott ein rad schlagen
und sich die beine brechen, sah
das fluten der nacht.
mein muttermal schwoll
und schnecken krochen den baumstamm hinauf.
es könnte etwas kommen!
es könnte alles kommen!
aber du hieltest mich fest: komm,
sagtest du, komm! nichts wartet auf uns.
niemand hütet das haus.


i still remember us sitting in the forest
and chewing on leaves
you said: the mushrooms-o'-war are growing
inside. in ferment,
the aging water shimmers under the skin.
that's hate, my love.
meanwhile i pulled worms
out of my belly, saw
the righteous god turning a cartwheel
and breaking his legs, saw
the flooding of the nigth.
my birthmark swelled up
and snails crept up the treetrunk.
something might happen! anything might happen! but you held me tight: come on,
you said, come on! nothing's waiting for us.
nobody's guarding the house.
(S. 151)
© 1998, Drava, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

LITERATURHAUS

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl