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Lexer, Georg#

* 1922, Wieting (bei St. Veit, Kärnten)


Mediziner


Dr. Georg Lexer hatte so wie sein jüngerer Bruder Wunibald, das Glück in einer sich stets zur katholischen Kirche und ihrer Heimat Österreich bekennenden Familie geboren zu werden und aufzuwachsen. Beide Buben waren von früher Jugend an auch Ministranten. Dadurch wurden sie praktisch immun gegen alle Versuchungen des aus dem Liberalismus Kärntens besonders krass sich entwickelnden Nationalsozialismus.


Als Gendarm, später Gendarmeriepostenkommandant, musste der Vater wiederholt gegen randalierende Nazis einschreiten. Dadurch hatte er nicht nur den Hass auf sich, sondern auch auf seine ganze Familie gezogen. Es wurden Terroranschläge, noch vor der Machtergreifung 1938 durch die Nazis, auf ihn und seine Ehefrau verübt. Aus den sonst unter der männlichen Dorfjugend üblichen Rangelei wurden bald politische Raufereien, bei denen in der Regel die beiden Lexer beteiligt waren. Auch die Mutter, 1893 in Klein St. Paul geboren, einem alten Bauerngeschlecht aus dem Zollfeld entstammend, hat, obwohl an sich unpolitisch, unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gelitten.


Vater Georg war bei dem NS-Aufstand am 25.7.1934 bei Klagenfurt als Gendarm in blutige Kämpfe verwickelt. Dabei hat es auch Tote unter den Nationalsozialisten und regierungstreuen Truppen gegeben. Im Herbst 1934 wurde der Vater kurzzeitig als Objektkommandant für die inhaftierten Kanzlerputschisten nach dem Anhaltelager Wöllersdorf versetzt (ca. 10 Monate). Wieder nach Hause zurück gekehrt, ist der Vater im Februar 1938 an einer schweren Pleuritis erkrankt. In häusliche Pflege entlassen, ist er in der Nacht von 11. auf 12. März, obwohl fiebernd und bettlägerig, von seinen eigenen untergebenen Gendarmen, die bei der Verhaftung bereits Hakenkreuzarmbinden trugen, festgenommen und in das landesgerichtliche Gefangenenhaus Klagenfurt eingeliefert worden. In einem Verfahren vor dem NS-Volksgericht ist ihm angelastet worden, er habe bei den Gefechten im Juli 1934 an einem Nationalsozialisten einen Mord begangen. Das Verfahren vor dem Volksgericht ist unter anderem wegen der Begründung „in einem Krieg wird zwangsläufig geschossen“ (Aussage des Vorsitzenden Richters, Reichsdeutscher) eingestellt und der Vater unmittelbar darauf von der GESTAPO übernommen worden. Im September 1938 in das KZ Buchenwald eingeliefert, ist er 1941 zu Tode gequält im Bunker gestorben.


Einer der Berufswünsche Georg Lexers war, wohl auch einem Wunsch seines Vaters folgend, Priester zu werden. Im Herbst 1933 ist er in das sogenannte Lehrlingsheim für Priester, das „Marianum“ nach Klagenfurt gekommen, das kleine Seminar der Diözese Klagenfurt. Georg litt unter Heimweh und fühlte sich auch sonst im Marianum nicht sehr wohl; wegen einer „Disziplinschwierigkeit“ ist er dort ausgeschlossen worden, was ja gewiss seinem Wunsch entsprach. Unmittelbar nach seinem Ausschluss meldete er sich als Mitglied der Marianischen Studentenkongregation (MK) und ist dort bis zur Auflösung im Frühjahr 1938 und später in der illegalen Kongregation bis zu seinem Einrücken im Jahr 1941 eifrig tätig gewesen. Unter dem Eindruck der Machtergreifung der Nationalsozialisten hat er sich zum Widerstand entschlossen. Die Verpflichtung zum Widerstand war vor allem aus religiösen weltanschaulichen Gründen, aber auch aus Treue zu Österreich motiviert.


In Folge der Verhaftung und des Tod des Vaters hörte die finanzielle Versorgung der Familie von einem Tag auf den anderen plötzlich auf; beide Brüder, noch Schüler, mussten eine Nebenbeschäftigung aufnehmen. Wuni half in der Landwirtschaft bei den Verwandten, Georg machte 1939 die Straßenbahnschaffnerprüfung, um danach als Straßenbahnschaffner tätig zu sein. Vereinzelte Geldzuwendungen des Ordinariatskanzler Kadras ermöglichten so ein einigermaßen tragbares Leben.

1940 wurde Georg mit einem Fliegerunteroffizier des Fliegerhorstes in Annablichl bekannt, der sich ihm gegenüber sofort als Monarchist zu erkennen gab. Schon von der Uniform her war er Georg überlegen, es entwickelt sich eine Art Vertrauensverhältnis, in welchem der Fliegerunteroffizier (es war Pumpernig) als Leitfigur agierte. Der aktive Widerstand der beiden Brüder mit Pumpernig begann damit, dass sie gelegentlich in der Nacht Hakenkreuzfahnen herunterrissen oder Parolen wie „Nieder mit Hitler“, „Österreich erwache“ und „Preußen hinaus“ an die Wand malten. Kurz vor seinem Einrücken 1941 machte Georg mit Pumpernig eine ausgedehnte Bergtour, um Fluchtwege nach Italien zu erkunden. Bei dieser Gelegenheit musste er feststellen, dass der ehemalige Franziskanerfrater Pumpernig einen starken Hang zum weiblichen Geschlecht hatte. Diese Inkonsequenz seiner Haltung brachte Georg zum Nachdenken, er hat sich daher entschlossen mit Pumpernig, was die politische Arbeit anlangt, ganz zu brechen und hat auch Mutter geraten zu Pumpernig auf Distanz zu gehen.


Von seiner Überzeugung her war Georg niemals ein Soldat Hitlers und er hat bei der Vereidigung keine Eidesform nachgesprochen. Bei aller Konfrontation gegen die Nazis war sein Sinnen und Trachten auf das Überlegen ausgerichtet. Auch mit dem Hintergedanken, bei einem eventuellen Einsatz im Kanal nach England flüchten zu können, hat er sich für die Marine gemeldet. Er hat die Eignungsprüfung für die Marine-Sanitätsoffizier-Laufbahn bestanden und ist Im Spätsommer 1941 zur Marine-Stammabteilung auf der Insel Dänholm, zwischen dem Festland und Rügen an der Ostsee gelegen, eingerückt. Bald stellte sich heraus, dass sein Strohsacknachbar, ein Schwabe, Mitglied der katholischen Jugendbewegung gewesen war. Es wurde eine Freundschaft geschlossen die bis heute andauert. Nach der Rekrutenausbildung im Februar 1942 ging es auf Frontkommando zu einer Vorpostenflottilie im Kanal. Im Mai 1942 kam Georgs Kommandierung zur marineärztlichen Akademie nach Tübingen. Über den Hochschulseelsorger lernte er einen Kommilitonen, Peter Pescatore, kennen, der auch eine lockere Verbindung zum studentischen Widerstand in München hatte; als die weiße Rose von der GESTAPO entdeckt wurde, hatten sie das Glück, dass diese Verbindung nicht erkannt worden ist. Nach einem Fronteinsatz im Nordmeer im Spätsommer 1942 und einem Kurzurlaub in Klagenfurt kam im Spätherbst seine Kommandierung an die marineärztliche Akademie nach Straßburg im Elsaß. Wie in Tübingen hatte er auch in Straßburg einige gleichgesinnte Freunde der katholischen Hochschulgemeinde gefunden. Seinen „Oberfähnrichlehrgang“ absolvierte Georg wieder in Dänholm. Im Juni 1943 kam über den Dienstweg Georgs Vorladung der GESTAPO nach Klagenfurt. 14 Tage vor diesem Termin hatte er einen anonymen Brief erhalten, in welchem ihm mitgeteilt wurde, dass seine Mutter plötzlich verschwunden war. In Klagenfurt angekommen, erfuhr er vom Generalvikar, dass neben seiner Mutter auch Pumpernig und mehrere andere Personen der Widerstandsgruppe verhaftet worden waren.


Am Tage nach seiner Ankunft in Klagenfurt musste sich Georg bei der Abwehrstelle (ASt) melden, von wo er zur GESTAPO verwiesen wurde. Kernpunkt seiner Aussage vor der GESTAPO war, die Aussagen Pumpernigs in ihrer Glaubwürdigkeit zu erschüttern und das bedeutete leugnen und noch einmal leugnen. Am Nachmittag in der Kanzlei alleingelassen, ist er über Nacht in ein kleines Abteil, vermutlich Luftschutzkeller gesperrt worden. Bei der Einvernahmen am nächsten Tag wurde ihm konkret vorgeworfen, gemeinsam mit Pumpernig und Dr. Granig in Klagenfurt eine Widerstandsbewegung aufgebaut und verschiedene staatsfeindliche Aktionen unternommen zu haben, was Georg leugnete. Georg musste erkennen, dass Pumpernig der GESTAPO alle Einzelheiten, auch die, bei denen sie nur zweit gewesen sind, auf das Genaueste geschilderte hatte.


Tags darauf ist Georg von der GESTAPO zur ASt überstellt worden und bekam dort hin einen Transportschein, um dort Pumpernig gegenübergestellt zu werden. Zu seinem Erstaunen ist er ohne Begleitung nach Wien geschickt worden.


Weisungsgemäß meldete sich Georg - noch immer in der Uniform eines Marinesanitätsoberfähnrich - bei der ASt-Wien, damals untergebracht im ehemaligen Kriegsministerium am Ring im obersten Stockwerk. In Begleitung eines beinamputierten Oberleutnants ist Georg von der ASt zur GESTAPO am Morzinplatz gebracht worden und dort der GESTAPO übergeben worden; der Oberleutnant wünschte ihm auffallend viel Glück. Die von zwei GESTAPO-Beamten in sehr rüder Art durchgeführte Einvernahme war ähnlich wie die in Klagenfurt; Georg blieb beim harten NEIN. Bei der Gegenüberstellung machte Pumpernig die schon bekannten Aussagen. Auf den Vorwurf Georgs, Pumpernig habe mit seiner falschen Aussage nicht nur ihn, sondern auch andere Personen schwer belastet, zeigte er nicht die geringste Reaktion. In dem Organogramm, welches von der GESTAPO erstellt worden ist, wurden Georg keine Vorwürfe angelastet, die den Tatbestand der Verbreitung und Aufrufes staatsfeindlicher Parolen ergeben hätten. Es scheint Georg gelungen zu sein, der Aussage Pumpernigs so weit als möglich den Wahrheitscharakter zu nehmen. Pumpernig hat total versagt und wurde zum willkürlichen Werkzeug der Anklage, sonst hätte er nicht im Gefängnis wohl unter Mitwirkung eines GESTAPO-Beamten, eine Abhandlung unter dem Titel „Bekenntnis eines jungen Deutschen“ geschrieben; er ist nur zur 10 Jahren verurteilt worden, während alle anderen Angeklagten zum Tode verurteilt worden sind. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und der beinamputierte Oberleutnant kam in den Raum; er hatte bestimmt vor der Tür lauschend einiges mitbekommen. Die beiden GESTAPO-Leute sind sehr unsicher geworden. Georg erklärte dem Oberleutnant, dass die Art der Einvernahme eine Schädigung des Ansehens der Wehrmacht bedeutete, da er ja immer noch die Uniform der Deutschen Wehrmacht trage. Ohne zu zögern forderte der Oberleutnant ihn auf, ein Protokoll zu unterschreiben und ihm zu folgen. Unbehelligt kamen sie von GESTAPO heraus. Georg wurde wieder zum ASt gebracht, es gab eine gewisse Verlegenheit, man wusste momentan nicht, was man mit ihm anfangen solle. Nach einem Telefongespräch mit dem Chef der Akademie in Strassburg wurde Georg an diese zurückgeschickt. Seiner Mutter ist einem Verfahren vor dem Volksgericht vorgeworfen worden, die Behörde nicht über die illegale Tätigkeit ihrer Söhne informiert zu haben. Auf der Rückfahrt nach Strassburg traf er Wuni in Innsbruck, dieser war auch bei der GESTAPO vorgeladen und hat all das gestanden, was er gestehen musste, da er Aufzeichnungen in seinem Notizbuch hatte.


Zu Weihnachten 1943 hat Georg seine Mutter im Gefängnis besucht. Sie war ganz klein und schmal geworden.


Nach den Ereignissen des 20. Juli 1944 wurde Georg mitgeteilt, er müsse aus Gründen politischer Unzuverlässigkeit aus der Akademie ausscheiden. Zugleich hatte er über das Volksgericht in Strassburg eine Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat zugestellt bekommen. Obwohl es angeblich verboten sein sollte, gab der zuständige Referent Georg die Anklageschrift mit allen Aussagen. Georg hatte Gelegenheit, sich reichliche Notizen zu machen. Die GESTAPO in Wien hatte keine ausreichende Schuld gefunden, wohl aber die GESTAPO in Klagenfurt. Da aber noch keine weitere Entscheidung über das Schicksal von Georg erfolgt war, wurde er sogleich mit anderen Kameraden auf eine vorgesehene Famulatur nach Innsbruck geschickt. Auch in Innsbrucker hatte er die Möglichkeit mit Gleichgesinnten Kontakt zu bekommen.


Im September 1944 ist Lexers Mutter nach dem Prozess vor dem Volksgericht enthaftet worden. Über das Wehrbezirkskommando in Innsbruck, wo er einen Unteroffizier gut kannte, bekam er einen Urlaubsschein nach Klagenfurt. Die Mutter war in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung. Am 29. September 1944 ist sie in Georgs Händen gestorben. Wuni, zu dieser Zeit auf der Kriegsschule in Wr. Neustadt, hat ebenfalls Kurzurlaub zum Begräbnis der Mutter bekommen. Am offenen Grab wurde sowohl Georg als auch Wuni von einem GESTAPO Mann um die Anschriften ihrer Einheit gefragt.


Auch Wuni ist wegen politischer Unzuverlässigkeit von der MilAk entfernt und zu seinem Stammtruppenteil in Innsbruck versetzt worden. Im November 1944 hat Wuni eine Vorladung zu einer Verhandlung vor dem Volksgericht in Klagenfurt bekommen. Georg ist zwar als Mitangeklagter angeführt gewesen, ist aber nicht zur Verhandlung erschienen. Es ist daher der Prozess vertagt worden.


Auf der Fahrt zu seiner Einheit hat Georg zu Weihnachten kurz in Innsbruck Halt gemacht, um sich mit Wuni zu treffen. Sie kamen am Weihnachtstag in einen schweren Luftangriff auf Innsbruck; bei diesem landete ein abgeschossener US Flieger im Gauleitergarten am Rennweg. Georg und Wuni haben den abgeschossenen Flieger mit Waffenandrohung gegen den Versuch der Meute, den Flieger zu lynchen, verteidigt und haben ihn einer Heereseinheit übergegeben. Dafür sind beide nach 1945 mit der höchsten Auszeichnung des US-Veteranenverbandes ausgezeichnet worden, mit dem Commanders Award.


Ende Jänner 1945 ist Georg vom Vorpostenboot weg verhaftet und zur Standortkommandantur in Wesermünde gebracht worden. Ein „Hilfswilliger“, ein Krimtatare, sollte ihn von dort nach Wilhelmshafen transportieren. Bei einer Bahnstrecke, wo der Zug langsamer fuhr, etwa 10 km vor Wilhelmshafen, ist es Georg gelungen, seine Wache zu eliminieren und selbst vom Zug abzuspringen. Per „Anhalter“ ist er bis in die Gegend von Herford gekommen, wo er bemerkte, wie kurz vorher ein Zug von Tieffliegern angegriffen wurde und brannte; diese Situation ausnützend, ging Georg auf die Standortkommandantur und gab dort an, sein Gepäck samt dem Marschpapieren sei im angegriffenen Zug verloren gegangen er würde neue Marschpapiere benötigen. Seine Stammtruppe sei die marineärztliche Akademie in Tübingen; dorthin bekam er auch einen Marschbefehl. Auf seiner weiteren Flucht ist es Georg gelungen, in Halle an der Saale endlich in einen Fronturlauberzug zu kommen, der nach Italien fuhr. In Innsbruck verließ er den Zug und ging ins Wehrbezirkskommando und bat den ihm schon bekannten Unteroffizier um einen neuen Marschbefehl für das Hafenkommando in Triest. So gelangte er nach Klagenfurt und in weiterer Folge in eine Marinenachrichtenschule in Krumpendorf. Dort lernte er den Leiter der Telefonzentrale kennen, einen Obermaat, aus dem Rheinland stammend und praktizierenden Katholiken. Diesem offenbarte er seine Situation und bat ihn um sofortige Verständigung, falls sich die GESTAPO nach ihm erkundigen würde. Nach einigen Tagen teilte ihm der Obermaat mit, dass die GESTAPO soeben mit dem Kapitän telefoniert habe und unterwegs nach Krumpendorf sei. Es gelang Georg, durch das Fenster zu flüchten, kurz bevor die GESTAPO in das Zimmer eindrang. Auf seiner weiteren Flucht gelangte Georg in die Stelzig, “eine Bergweide“, wo seine Tante eine Almhütte hatte, doch dort traute sich Georg nicht zu übernachten. Die Spuren im Schnee, es war Jänner, hätte ihn verraten. Er versteckte sich in einer Natursteinhöhle im bewaldeten Teil oberhalb der Hütte, von wo er einen guten Überblick auf die Klipitzthörl-Straße hatte. Mit der Besserung des Wetters wagte sich Georg auch immer mehr in die Umgebung. Anfang Mai 1945 fiel ihm auf, dass die sonst geordnet marschierenden Flaksoldaten von der Radarstation auf die Saualpe völlig ungeordnet talabwärts gingen. Sich selbst im Wald haltend, gelangte er nach Lölling und sah dort zu seiner großen Freude die erste rot-weiß-rote Fahne hängen. Kaum am Hof der Tante angelangt, kam die Nachricht von seinem Onkel, Georg möge sich sofort am Gemeindeamt im Klein St. Paul melden. Dort hat sein Onkel, der vor 1938 Bürgermeister gewesen ist, wieder provisorisch das Bürgermeisteramt übernommen, nachdem die SS aus dem bis zur Festung ausgebauten Gemeindeamt geflohen war. Georgs Bestreben war es, die Partisanen von Klein St. Paul fernzuhalten, bis die englischen Truppen kommen. Mit drei weiteren eher älteren Männern gründete er eine Ortswehr, der es auch gelungen ist, bis zum Eintreffen eines englischen Panzerwagens die Stellung gegen die Partisanen zu halten.


Georg wollte so schnell wie möglich wieder zurück zum Studium auf die Universität kommen, um die restlichen vier Semester noch zu absolvieren. Er erhielt von der englischen Militärverwaltung die Erlaubnis nach Innsbruck zu fahren und konnte dort 1945/46 sein Medizinstudium fortsetzen. Nach Beendigung seines Studiums meldete er sich sofort zur Turnusausbildung im LKH Klagenfurt. Es gelang ihm nach absolviertem Turnus auch den Facharzt für Röntgenologie zu machen, als Leiter eines Krankenhauses ist er schließlich in Pension gegangen.


Viele Jahre lang ist Georg der Landesobmann unserer Organisation, der ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, zeitweise auch Mitglied des Bundesvorstandes, gewesen. Er hat sich immer um seine Kameraden bemüht. Er hat es immer verstanden energisch gegen freisinnige Tendenzen in Wort und Schriften aufzutreten.


Bis ins Frühjahr 1946 hat er keine Nachricht von Wunibald. Dieser war wegen politischer Unzuverlässigkeit von der MilAk in Wiener Neustadt zu seinem Stammtruppenteil in Innsbruck zurückversetzt worden. Im März 1945 ist Wuni von seinem Kompaniekommandanten geraten worden, sich nach dem Westen abzusetzen, bevor er verhaftet werde. In einer Volksgerichtsverhandlung in Februar 1945 in Klagenfurt wurde Wuni wegen staatsfeindlicher Tätigkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, die Strafe abzusitzen nach dem Endsieg. Wuni ist von Innsbruck mit einem Militärtransport, der nach dem Westen abging, bis in den Raum von Aachen gelangt. Bei einer günstigen Gelegenheit ist er dort zu den Truppen der US übergelaufen und schließlich nach Amerika in Kriegsgefangenschaft gekommen. Aus dieser ist er im Frühling 1946 heimgekehrt, hat das Studium der Veterinärmedizin aufgenommen und war lange Jahre als Tierarzt in Kärnten tätig.


Die Familie Lexer, Eltern und Söhne, ist ein hervorragendes Beispiel für die Standhaftigkeit und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Eltern sind durch den Nationalsozialismus umgekommen, den beiden Brüdern ist es gelungen sich durch Flucht bzw. Überlaufen vor der physischen Vernichtung zu bewahren.

Quelle#

  • Dr. Georg Lexer



Redaktion: P. Diem