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Penck, Albrecht#

* 25. 9. 1858, Reudnitz bei Leipzig

† 7. 3. 1945, Prag

Geograph und Geologe


Albrecht Penck
Albrecht Penck. Foto, 1906
© Bildarchiv der ÖNB, Wien

Albrecht Penck wurde am 25. September 1858 als Sohn eines Kaufmanns in Reudnitz bei Leipzig geboren.

Nach dem Besuch der Realschule studierte Penck ab 1875 in Leipzig Chemie, Botanik, Mineralogie und Geologie und promovierte 1878 in Mineralogie.

Er war an der Sächsischen Geologischen Landesanstalt tätig und habilitierte sich 1883 für Geographie an der Universität München.

Von 1885 bis 1906 war er Universitätsprofessor in Wien, von 1906 bis 1927 in Berlin, wo er auch das Institut und Museum für Meereskunde leitete (bis 1918).

1889 wurde er als Mitglied der Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Penck widmete sich besonders der Geomorphologie, den glazialen Landschaftsformen und der Klimatologie. Er war der Vater des Geomorphologen Walther Penck. Als hervorragender, weltweit anerkannter Forscher erwarb sich Penck größte Verdienste um die Glazialmorphologie und erhob die "Wiener Schule" der physischen Geographie zu internationaler Bedeutung.



Text aus dem "Fachlexikon Forscher und Erfinder"#


Leben und Arbeit

Penck stammte aus einer Kaufmannsfamilie; er studierte ab 1875 in Leipzig Chemie, Botanik, Mineralogie und Geologie. Vor allem der Mineraloge F. Zirkel und der Geologe H. Credner übten großen Einfluss auf ihn aus. Mit der Dissertation »Studien über lockere vulkanische Auswürflinge« beendete Penck 1878 sein Studium und trat noch 1878 eine Reise nach Norddeutschland und Skandinavien an.

1880 ging er zu paläontologischen Studien zu K. v. Zittel nach München. Auf dessen Empfehlung wandte er sich von der Geologie zur Geographie und wurde in München 1882 Privatdozent für Geographie. Ein Jahr später habilitierte sich Penck mit dem ersten Teil seiner Arbeit „Die Vergletscherung der deutschen Alpen ...“ für das Fach Geographie. Bereits 1884 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zum Mitglied.

1885 folgte Penck dem Ruf der Universität Wien auf eine ordentliche Professur. Nach dem Tod Ferdinand Freiherr von Richthofens nahm er 1906 den Ruf auf den Berliner Lehrstuhl für Geographie an. Gleichzeitig leitete er in Berlin bis 1920 das Museum und Institut für Meereskunde. Penck wurde 1907 Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften und übernahm 1917-18 das Rektorat der Universität; im Vorstand der Berliner Gesellschaft für Erdkunde wirkte er 1907-1930 und war mit Unterbrechungen über neun Jahre ihr Präsident.

Studienreisen nach Nordamerika und Mexiko (1897, 1904), Ägypten und Südafrika (1905), eine Weltreise (1909), verbunden mit einer Gastprofessur in den USA im Austausch mit W. M. Davis, ein Besuch Australiens (1914) und Reisen in mehrere europäische Länder schufen die notwendige Voraussetzung für eine gehaltvolle Lehre und vergleichende geomorphologische Forschungen. 1926 wurde Penck in Berlin emeritiert. Dort lebte er bis zum Verlust seiner Wohnung im Herbst 1943. Nach kurzem Aufenthalt im heutigen Zabrze (Polen) verbrachte er sein letztes Lebensjahr bei seiner in Prag lebenden Tochter.


Wissenschaftliche Bedeutung

Pencks größte wissenschaftliche Leistung liegt in seinen glazialmorphologischen Forschungen. „Sie waren es, die ihn bekannt werden und bis in unsere Zeit hinein wirken ließen.“ (Marcinek, Geographische Berichte, 28 (1983), S. 153).

Otto Martin Torell hatte 1875 in Berlin seine „Inlandeistheorie“ verkündet, wonach eine gewaltige Eismasse Skandinavien und das nördliche Mitteleuropa bedeckt hätte. Der an dieser Theorie interessierte Penck entdeckte auf seiner Reise nach Norddeutschland und Skandinavien umfassende Geländebefunde für die neue Torellsche Theorie und gegen die alte Drifttheorie, die er 1879 in dem umfangreichen Aufsatz „Die Geschiebeformation Norddeutschlands“ der Fachwelt vorlegte. Er erkannte Moränen, Terrassen und Lösse als Klimazeugen und leitete damit einen neuen Abschnitt der Eiszeitforschung ein.

In Wien begann Penck ein weitgespanntes Vortrags- und Exkursionsprogramm und begründete so mit einem Kreis später bedeutender Schüler die „Wiener Schule“. Von München aus untersuchte er seit 1880 die Vergletscherungsspuren im nördlichen Alpenvorland und in den deutschen Alpen; dabei erkannte er drei Glazialzeiten. Spätere Arbeiten brachten den Nachweis der vierten Glazialzeit.

Seine glazialmorphologischen Forschungen fanden ihren krönenden Abschluss in dem zusammen mit seinem Schüler Eduard Brückner 1909 abgeschlossenen Werk „Die Alpen im Eiszeitalter“. Die von Penck erkannten Gesetzmäßigkeiten sich wiederholender Formengemeinschaften, ausgedrückt in der „glazialen Serie“, sind längst Allgemeingut des Faches geworden.

Als Länderkundler trat Penck erstmalig 1887 mit seinem Werk „Das Deutsche Reich“ hervor. Obwohl seine länderkundlichen Arbeiten hinter seinen geomorphologischen Studien zurückstehen, hat er auch hier Beachtliches geleistet und mit diesem Werk und den folgenden die früheren regional geographischen bloßen Stoffsammlungen abgelöst.

Pencks genetische Betrachtungsweise ist stets um die Darstellung von Zusammenhängen bemüht. Wenn in den frühen Arbeiten noch die geologisch-geomorphologischen Sachverhalte überwogen, so betonte er später die Notwendigkeit, alle Naturfaktoren in ihrer Wechselwirkung zu sehen und gesellschaftliche Erscheinungen zu beachten, um die typischen Merkmale einzelner Landschaften, das Ziel länderkundlicher Arbeiten, bestimmen zu können.

Für die Vielseitigkeit Pencks spricht auch sein Einsatz zur Schaffung einer Internationalen Weltkarte im Maßstab 1:1 Million auf dem V. Internationalen Geographenkongress 1891. Seine zweibändige „Morphologie der Erdoberfläche“ ist als erstes umfassendes systematisches Lehrbuch der Geomorphologie in deutscher Sprache noch immer lesenswert.

In den Berliner Jahren publizierte Penck zahlreiche kleinere Arbeiten, darunter eine wichtige Klimaklassifikation. Mehr und mehr wurde er jedoch durch wissenschaftsorganisatorische Fragen beansprucht. Große Verdienste erwarb er sich als Hochschullehrer. Seine Forderung, dass der Hochschulunterricht zugleich Erziehung zur Forschung sein soll, und seine Aussage „Ich habe es immer für das Zeichen eines guten Schülers gehalten, dass er nicht blindlings auf das Wort des Meisters schwört“, sind von zeitloser Aktualität.

Pencks politische Ansichten hatten vor 1914 Gewicht bei Fragen der deutschen Kolonialpolitik. Nach 1918 verfasste er den „Protest der Gesellschaft für Erdkunde gegen die Ausstoßung Deutschlands aus der Reihe der kolonisierenden Mächte“ und widmete sich mit Arbeiten zur deutschen Volks- und Kulturbodenforschung verstärkt auch der politischen Geographie.

Penck war Mitbegründer und bis 1930 Präsident der „Mittelstelle“ im Rahmen der Völkischen Bewegung bzw. ab 1926 der „Stiftung für Deutsche Volks- und Kulturbodenforschung“, die das Zentrum des Kampfes gegen den Versailler Vertrag im Bereich des Grenz- und Auslandsdeutschtums in der Weimarer Republik war und später von Max Hildebert Boehm und andern Rechtsintellektuellen der konservativen Revolution und des Nationalsozialismus aufgenommen wurde

Der biografische Text beruht großteils auf dem Personeneintrag im „Fachlexikon Forscher und Erfinder“ und wurde dem Austria Forum freundlicherweise seitens Nikol Verlag, Hamburg, bzw. Harri Deutsch Verlag, Frankfurt a.M., zur Verfügung gestellt. (www.harri-deutsch.de)

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

Penck wurde mit Ehrendoktoraten der Universitäten Kapstadt, Oxford, Columbia New York, Innsbruck und Sofia ausgezeichnet. Weiters war er Ordentliches Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften Berlin und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle (Saale). Zum auswärtigen Mitglied zählten ihn die Accademia dei Lincei Rom sowie die Akademien der Wissenschaften in Washington, Kopenhagen, Stockholm, Uppsala und Padua. Außerdem führte ser den österreichischen Hofrats-Titel sowie den Titel eines preußischen Geheimrats. Nach Penck sind das Forschungsschiff „Professor Albrecht Penck“ und der Berg auf dem Mond „Mons Penck“ benannt.

Werke (Auswahl)#

  • Studien über lockere vulkanische Auswürflinge, 1878
  • Die Geschiebeformation Norddeutschlands, in: Z. Dtsch. Geol. Ges. 31 (1879), 117-203
  • Die Vergletscherung der deutschen Alpen, ihre Ursache, periodische Wiederkehr und ihr Einfluss auf die Bodengestaltung, 1882
  • Schwankungen des Meeresspiegels, 1882
  • Die Eiszeit in den Pyrenäen, 1884
  • Das Deutsche Reich. Länderkunde des Erdteils Europa (Hrsg. A. Kirchhoff), 1. Teil, 1. Heft,Wien, Prag, Leipzig 1887
  • Über Denudation der Erdoberfläche, in: Schriften des Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien, 27, 1887
  • Die Bildung der Durchbruchthäler, in: Schriften des Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien, 28, 1888
  • Das Deutsche Reich, das Königreich der Niederlande, das Königreich Belgien, das Großherzogtum Luxemburg (in: Richthofens Länderkunde v. Europa 1888/89)
  • Morphologie der Erdoberfläche, 2 Bände, Stuttgart 1894
  • Die vierte Eiszeit im Bereich der Alpen, in: Schr. Ver. Verbr. nat.-wiss. Kenntn. 39 (1899), 67-86
  • Die Eiszeiten Australiens, in: Z. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 35, 1900
  • (zus. mit E. Brückner) Die Alpen im Eiszeitalter, 3 Bde., Leipzig 1909
  • Versuch einer Klimaklassifikation auf physiogeograph. Grundlage, in: Sbb. der Preuß. Akad. der Wiss., 1910
  • Tsingtau, 1910
  • Versuch einer Klimaklassifikation auf physiographischer Grundlage, in: Sitz.ber. d. Preuß. Akad. d. Wiss., Phys. Math. Kl. (1910), 236-246
  • Neuere Geographie, in: Z. Ges. Erdk. Berlin, Sonderband Hundertjahrfeier (1928), 31-56
  • Nationale Erdkunde. Buchholz & Weißwange, Berlin 1934

Literatur#

  • Behrmann, W.: Die Bedeutung Albrecht Pencks für die Kartographie, in: Blätter Dtsch. Kartogr. Ges. 2 (1938)
  • Engelmann, G.: Bibliographie Albrecht Penck, in: Wiss. Veröff. Dtsch. Inst. Länderk., N. F. 17/18 (1960), 331-447
  • Krebs, N.: Nachruf auf Albrecht Penck, In: Jb. Dtsch. Ak. d. Wiss. Berlin 1946-1949 (1952), 202-212
  • Louis, H.: Albrecht Penck und sein Einfluss auf Geographie und Eiszeitforschung, in: Die Erde 89 (1958), 161-182
  • Marcinek, J.: Die Bedeutung von Albrecht Penck für die Eiszeitforschung, in: Geogr. Ber. 28 (1983), 153-164
  • Sölch, J.: Albrecht Penck, in: Mitt. Geogr. Ges. Wien 89 (1946), 88-122
  • Jb. der Dt. Akad. der Wiss., 1946/49, s. 202ff
  • Almanach Wien, 1947
  • Petermanns Mittgn., Jg. 92, 1948, S. 190ff
  • Quartär 5, 1951, S. 109ff
  • Die Erde, Jg. 89, 1958, S. 161ff
  • Mittgn. der Österr. geograph. Ges. 101, 1959, S. 375ff
  • R. Dickinson, The Makers of Modern Geography, 1969

Quellen#

  • AEIOU
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Fachlexikon "Forscher und Erfinder", Nikol Verlag, Hamburg, bzw. Harri Deutsch Verlag, Frankfurt a.M.


Redaktion: J. Sallachner