Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Erzwungene Handyabschaltung#

Anonymus, 10. Juni 2010#

Wie der Beitrag „Ich habe bald keine Freunde mehr“ zeigt, bin ich nicht der einzige, dem es auf die Nerven geht wenn dauernd Handys benutzt werden: sei es für öffentlich geführte Telefonate oder um das Surfen zum „Nachschauen“ mitten in einem Gespräch.

Ich wollte mir das nicht mehr bieten lassen und bin radikal vorgegangen. Ich habe mir aus Deutschland einen kleinen Störsender besorgt! Der schaut selbst aus wie ein kleines Handy, hat aber nur zwei Stellräder und einen Schaltknopf. Mit dem einen Stellrad kann man ein bestimmtes Frequenzintervall festlegen (bestellt man aus Österreich, so ist es auf die Frequenzbereiche der österreichischen Mobilnetzbetreiber voreingestellt: praktisch!). Das zweite Stellrad dient zur Festlegung der Reichweite und geht von 3 m bis „maximal“. Es fehlt eine Erklärung was das heißt. Ich konnte es rasch herausfinden. Mit „maximal“ überstreicht man in geschlossenen Räumen (auch großen) den gesamt Raum (außer er hat massive Unterteilungen), im Freien stört man den Mobilfunkempfang auf bis fast ca. 60 m.

Ohne dies genau zu wissen (wenn jemand mehr weiß, bitte einen Kommentar schreiben!) nehme ich an, dass die Verwendung des Gerätes in Österreich genau so wenig gestattet ist wie die von z.B. Radardetektoren. Dafür spricht auch, dass das in Deutschland erzeugte Gerät in Deutschland nicht bestellt werden kann, wohl aber eben aus dem Ausland wie Österreich.

Weil ich durch Verwendung des Gerätes also vermutlich gegen österreichische Gesetze verstoßen habe, schreibe ich diesen Beitrag auch bewusst als „Anonymus“: So angenehmen, ja lustig, die Verwendung des Gerätes ist, sie ist nicht ganz harmlos: darauf weise ich also explizit hin und lehne jede Verantwortung ab, wenn das Gerät von Personen benutzt wird, nur weil ich die Verwendung hier beschreibe.

Zur Erklärung (Unterhaltung? Empörung?) erzähle ich nun von einigen Situationen, wo ich das Störgerät (in meiner Hosentasche versteckt) eingesetzt habe. Also, wenn ich mit einer kleinen Gruppe von Freund ungestört in einem Lokal reden will, dann stelle ich die Rechweite auf 3 m. Kaum klingelt ein Telefon, oder will jemand mit seinem iPhone oder dem neuen Samsung im Internet surfen, drücke ich auf den Schaltknopf: die Verbindung ist dann sofort weg. Was dann folgt ist meist erheiternd: verzweifelte Versuche, wieder eine Verbindung zu erhalten, gemurmelte Flüche, usw. Nach ungefähr zwei bis drei Minuten stelle ich die Störung oft wieder ab. Kaum hat aber jemand eine Verbindung aufgebaut, kappe ich sie genussvoll wieder. Wiederhole ich das mehrmals, untergrabe ich die Technikgläubigkeit der Betroffenen stark, was mir ohnehin in den Kram passt! Übrigens habe ich auch eine nette Seite: wenn jemand wirklich was Wichtiges zu Telefonieren hat, kann er da Lokal verlassen, dort geht ja alles, und ich bin fair genug, dies sogar vorzuschlagen !

Ich fahre in der Früh immer mit dem Bus 25 Minuten zur Arbeit. Und da gibt es doch tatsächlich Teenager, die schon beim Einsteigen telefonieren, und bis zum Aussteigen nicht aufhören. Auch andere Männer und Frauen, die in der Öffentlichkeit über Dinge reden, über die man sonst kaum Öffentlich sprechen würde (weil sie zu uninteressant, zu intim, oder zu vertraulich sind) telefonieren oft unglaublich lange, oft noch mit einer Lautstärke, als wäre das Telefon noch gar nicht erfunden. Mit dem ist jetzt Schluss: In meinem Bus stelle ich das mit einem Knopfdruck ab, oder wieder an, wieder ab, und genieße meine Boshaftigkeit genau wie meine Ruhe.

Ich habe es aber wohl übertrieben. Die Mitfahrer, ja auch der Buslenker, haben sich offensichtlich so bei den verschiedensten Netzbetreibern beschwert, dass eine systematische Nachforschung begann. Wenn ich den Mann, der dann eines Tags zustieg, nicht zufällig als jenen erkannt hätte, der mir bei der Einrichtung meines iPhones behilflich gewesen war, wäre mein Störsender wohl entdeckt worden. So unterließ ich es natürlich, ihn einzuschalten: Alle Mobiltelefonate verliefen an diesem Tag einwandfrei (auch fünf weitere Tage lang). Alle, die sich beschwert hatten, erhielten eine verärgerte Antwort, und auch als dann später ab und zu das Netz im Bus wieder nicht funktionierte wagte offenbar niemand mehr, sich zu beschweren.

Freilich, bei dieser Gelegenheit wurde mir bewusst, dass ich mit dem Störsender materiellen Schaden angerichtet hatte, musste man doch den Beschwerden mit einem Techniker nachgehen, usw. Ich hatte auch keine Hemmungen, zu lange Telefonate meines Taxilenkers zu unterbrechen, bis dieser dann eines Tages nicht von einem Notfall verständigt werden konnte.

Inzwischen habe ich mit meinem Störsender so viel erlebt, was mich gefreut und unterhalten hat, dass ich ihn sicher weiter benutzen werde, aber nun doch mit großer Vorsicht und (wichtiger!) Umsicht. Ich möchte ja mit meinen Aktionen keine Menschen schädigen, nur sie von dem Wahn abbringen, dauernd mit anderen Personen (als mit denen sie zusammensitzen) oder dem Internet, verbunden sein zu müssen. Und Unhöflichkeiten, dass jemand der mich zu einem Abendessen einlädt, dann aber x Telefonate führt, oder meine Angaben im Internet kontrolliert, lasse ich mir einfach nicht mehr bieten.

Wie sehen Sie das? Bitte um Kommentare. Aber schreiben Sie sie fallweise auch anonym, und von einem Internetcafe aus, wie ich das mache.

Anomymus

Noch was: Vielleicht helfen solche Beiträge, dass in öffentlichen Räumen das Benutzen von Mobiltelefonen, Internet-Tabletts u. Ä. verboten wird, wenn dadurch andere Personen potentiell belästigt werden? Beim Rauchen, Kautabak- oder Kaugummi-Ausspucken, etc. haben wir es ja auch geschafft!


Als seinerzeit in der Obersten Fenmeldebehörde (die auch für Bestrafung von "Funkstraftaten" zuständig war) tätiger Jurist dreht es mir den Magen um. Die Rechtsvorschriften und Zuständigkeiten der für die Vollziehung der Gesetze zuständigen Behörden haben sich seitdem geändert, aber nicht prinzipiell. So ein Gerät ist verboten, aus guten Gründen. Das muss man gar nicht näher ausführen. So geht es also nicht.

Ich bin heute durch meine günstigen Lebensumstände nicht mehr gezwungen, mir Handysüchtige anzutun, weder im (auch örtlichen) privaten noch im öffentlichen Bereich. Außer der in meinem Eröffnungsbeitrag zu diesem Thema - eher scherzhaft - genannten "Methode" der Abwehr habe ich weitere Strategien entwickelt und auch schon umgesetzt, wenn es jemandem einfällt, die Benutzung eines Handys (oder auch eines anderen Telefons) mir vorzuziehen.

1. Ich meide handyverseuchte Orte, etwa die U6 in Wien: Dort drin sitzen vorwiegend Frauen und reden sehr laut und sehr ununterbrochen und in sehr vielen fremden Sprachen in das Handy. Ich muss nicht und tu nicht U6 fahren, ein Privileg, das ich genieße.

2. Zückt jemand, aus welchem Grund immer, sein Handy, während er mit mir redet oder reden sollte, sage ich beiläufig und unverbindlich "entschuldige mich einen Moment" - und verschwinde. Ich verlasse zB seine Wohnung, gehe aus dem gemeinsam besuchten Lokal, verschwinde hinter einer Ecke, verliere mich in der Gegend bei einem Spaziergang usw. - Es war ein unglaublich wohltuendes und nachhaltig erfolgreiches Erlebnis: Eine Bekannte, sehr selbstbewußt und daher aus völlig unberechtigter intellektueller Arroganz keine Ahnung von Computer habend (auch nicht so viel, wie man heute als normaler Mensch haben sollte) hatte mich eingeladen, damit ich ihr die allerprimitivten Sachen am PC erkläre. Es war herrlich, dass das Telefon läutete und besagte Bekannte statt mit "ich kann jetzt nicht" das Telefonat abwürgte, ehe es noch beginnen konnte, redete. Ich sagt mein "entschuldige mich einen Moment" und hab sie seit Weihnachten (jetzt haben wir Juni) nicht mehr gesehen. Was sie mit ihrem halb installierten Windows gemacht hat, weiß ich nicht und werde es wohl nicht mehr erfahren. Da halte ich aus.

3. Bin ich in einem Geschäft um einzukaufen und hebt der Mann/die Frau, die mich bedient, genauer. mich bedienen sollte, das Telefon ab und redet dann mit dem Anrufer, sage ich laut: "Sie haben offenbar einen wichtigeren Kunden als mich zu bedienen" - und gehe weg. Das ist manchmal nicht angenehm, meist schon, denn: die Reaktionen, die dieses Verhalten hervorruft, sind interessant bis sehr unterhaltsam.

Probieren Sie es. Sie leisten damit einen Beitrag zur Rezivilsierung der Zeigefingerschiebegesellschaft.

-- Lechner Peter, Sonntag, 10. Juni 2012, 22:40


sehr originell und informativ! wo bekommt man solche Störsender?

-- Glaubauf Karl, Montag, 11. Juni 2012, 11:19


Bei einer flüchtigen Suche habe ich die nachstehenden URLs gefunden, die weiterhelfen sollten. Ich bitte aber um Beachtung, was Magister Lechner oben schrieb: die Benutzung der Geräte in Österreich ist lt. Gesetzt wohl nicht erlaubt!

H. Maurer

-- Maurer Hermann, Montag, 11. Juni 2012, 16:17


Besten Dank ! Könnte mir trotz allem vorstellen, dass sich das Gerät durchsetzen wird,denn der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten und amüsant ist seine Verwendung im Kaffeehaus noch allemal, man kann ja auch draußen telefonieren und nicht die denkenden, sich unterhaltenden und schreibenden Menschen bei der Arbeit stören und gegen Handy-Proleten ist kaum ein anderes Kraut gewachsen...; das Weltkulturerbe Kaffeehaus muss erhalten werden...

-- Glaubauf Karl, Montag, 11. Juni 2012, 17:40


Man kann den Geräten im Kampf um ein Minimum an Alltagskultur nur weiteste Verbreitung wünschen, wer nicht besonders blöd ist, kann ja kaum erwischt werden....

-- Glaubauf Karl, Montag, 11. Juni 2012, 17:49