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Rasen-Mähen #

von Nicolai Baron Freytag-Loringhoven (aus einem nicht abgesandten Leserbrief Nach "Streiflicht" in der Süddeutschen Zeitung vom 17. 5. 2010, Thema "Rasenmähen")

Wegen der EURO-Krise ist das höchst vielschichtige Thema der deutschen Rasenpflege leider – sehr zu Unrecht - etwas in den Hintergrund geraten.

Vor einigen Jahren realisierten Ethnologen und Soziologen einer bekannten zentralafrikanischen Universität eine lang geplante Forschungsreise nach Mitteleuropa. Das Allererste, was den Wissenschaftlern bei der Taxifahrt vom Flughafen Wien-Schwechat in die Stadt auffiel, waren der sogar in Mini-Gärten sorgfältig tief gemähte Rasen.

Jeder sich anschleichende Feind war somit mangels Deckung unschwer und rechtzeitig auszumachen - eine Strategie der Vorsicht, die großen Beifall der Forscher fand, auch wenn sie den Europäern eine gewisse Furchtsamkeit zu attestieren hatten.

Sie stießen bald auf eine weitere Überraschung: die gigantischen Wochenend-Verkehrsströme konnten doch nur bedeuten, daß es sich beim Studienobjekt, den Ureinwohnern Zentraleuropas, nicht um seßhafte Stämme, sondern vielmehr um Nomaden handeln müsse. Die heutige immense Reise- und Wandertätigkeit (man denke an die Volkslieder!) wäre damit ein deutlicher Hinweis auf im Erbgut archiviertes Verhalten- dem laufenden Standortwechsel der Hominiden. In deren Überlebensstrategien wurzelt mithin der gesamte moderne Tourismus! Unsere Urväter mußten ja - wenn eine Region leer gejagt oder durch Klimawechsel zur Wüste geworden war – weiter wandern, und dies während immerhin sieben Jahrmillionen. Dabei war im übrigen eine im nahen Umfeld niedrig gehaltene Vegetation höchst vorteilhaft, denn sie ermöglichte das erwähnte rechtzeitige Wahrnehmen von Eindringlingen aller Art. Hier zeigen sich deutlich also erste Frühstufen der heutigen intensiven Rasenpflege.
Der Frust des oft verdrängten Wandertriebs äußerte sich in Abständen recht explosiv (Völkerwanderung, Kreuzzüge etc.) und kulminiert heute unübersehbar im modernen Tourismus mit allen seinen Auswüchsen wie Pauschalreisen, Marathon- und Volksläufen ,Weltraumflügen etc.

Übrigens ist in paläoanthropologischer Sicht auch das von der St. Galler Kantonspolizei 2009 beanstandete Nackt-Wandern nicht als öffentliches Ärgernis, sondern vielmehr als evolutionskonformer Ausdruck Genom-gespeicherten Verhaltens einzuordnen. Die Jahrmillionen lang praktizierten Wanderungen durch Afrikas Wüsten und Savannen fanden ja weitgehend bekleidungsfrei statt – Überlegungen, die auch einen vorurteilsfreien Blick auf den Nudismus ermöglichen.

Nic. Freytag Loringhoven



Folgendes gehört hier noch dringend angefügt:

Die afrikanischen Antropologen erkannten einen Punkt gleichen Verhaltens einzelner Individuen, sowohl in Afrika, als auch in Europa.
Dieses Verhalten wird, hier wie dort, gemeinschaftlich als extremes, als Fehlverhalten bewertet. Wenn möglich, wird dieses Fehlverhalten von der Gemeinschaft sanktioniert, obwohl es dem, wie oben beschriebenen, den Hominiden zuträglichen Wandertrieb entspringen muß:
manche Leute gehen einfach zu weit!
(Und manche nicht weit genug!)

--Waldbär der VI, Freitag, 3. Dezember 2010, 10:55