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!!!Beindrechsler

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[{Image src='beindrechsel01.jpg' class='image_left' caption='Der Horn-Bein-Metall-Gold- und Silber-Drechsler (Dreher). 1789. Kupferstich. Aus: »Sechzig eröfnete Werkstätte der gemeinnüzigsten Künste und Handwerke für junge Leute zur Auswahl ihres künftigen Nahrungsstandes. Mit sechzig jede Kunst, jedes Handwerk deutlich erklärenden Kupferstichen«. Verlag Joseph von Kurzbeck: Wien 1789\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Beindrechsler' width='350' height='271' popup='false'}]


Beindrechsler verarbeiteten vor allem Pferde- und Rinderknochen (der Vorder- und Hinterfüße), die Stoßzähne des Elefanten (Elfenbein) und des Mammuts (fossiles Elfenbein) sowie als Elfenbeinersatz die Eck- und Schneidezähne des Nilpferdes, die Eckzähne des Walrosses, die Vorderzähne des Narwals und die Unterkieferzähne des Pottwals zu einer Unzahl von Gegenständen des täglichen Gebrauchs und Luxus. Man säuberte, entfettete und bleichte die Knochen bzw. Zähne und bearbeitete sie auf der Drehbank mit Schrot-, Spitz- und Schlichteisen oder mit der Laubsäge, mit Hobeln, Raspeln,
Feilen, Stecheisen, Messern und Bohrern. 

[{Image src='beindrechsel02.jpg' class='image_right' caption='»Tourneur, Divers Ouvrages reunis« (Drechsler). Kupferstich. Aus: Diderot – d’Alembert. »Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers«. Livorno 1771\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Beindrechsler' height='250' width='160'}]

Flache und solche Stücke, die zum Drehen nicht geeignet waren, wurden möglichst genau ausgesägt, mit Feilen  ausgearbeitet, mit dem Messer reingeschabt und abschließend, wie die gedrehten Arbeiten, mit nassem Schachtelhalm (Scheuerkraut), Fischhaut (einiger Haifisch- und Störarten), Tripel (Polierschiefer) oder Bimsstein geschliffen und mit Schlämmkreide oder mit den eigenen Spänen poliert. In den Werkstätten entstanden Frisier- und Zierkämme, Haarnadeln, Löffel und Gabeln, Stock- und Schirmgriffe, Billardkugeln, Schach- und Damefiguren, Dominosteine, Würfel, Knöpfe, Ringe, Nadelbüchsen, Fingerhüte, Pfeifenspitzen, Uhrzeiger, Falzbeine, Hefte für Messer und feine (zum Beispiel chirurgische) Werkzeuge, Miniaturgemälde, Fächer, Schreibtafeln, künstliche Zähne, Spielmarken und Zahnstocher.


Viele Beinarbeiten wurden auch noch auf mannigfaltige Weise verziert (geätzt, graviert) und gefärbt. Eine Abkochung von Brasilienholz mit Kalkwasser färbte dunkelrot, eine mit Essig und Alaun hellrot. Grün erhielt man mit Essig, Grünspan und Salmiak, Blau durch reife Holunderbeeren mit Essig und Alaun, Gelb durch Kreuzbeeren und Kurkumawurzel mit
Alaun und Schwarz, wenn man das Werkstück zuerst mit Pottasche und Galläpfelabsud und dann mit essigsaurem Eisen
behandelte. 

Zum Belegen der Klaviertasten wurde anstatt des teuren Elfenbeins vielfach Hirschbein verwendet, das sich durch Feinheit 
und blendendes Weiß auszeichnete. Aus Hasenknochen wurden Jagd- und Wildrufe, aus Gänseflügelknochen Vogelpfeifchen
hergestellt. Berühmt waren die Beinwaren aus Geislingen am Fuß der Schwäbischen Alb. Zu den feinsten und zierlichsten Arbeiten, die jemals eine Werkstätte verließen, zählten sicher jene zweiunddreißig Schachfiguren, die in einem Kirschkern Platz fanden.

!Quellen
* Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010

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''... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.''
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