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Der holzgezimmerte "Bußschrein" von Gaiswinkel#

Ein Werk reuiger Buße für frevelhaftes Wildern am Allerheiligentag
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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Holzkapelle
Die kleine Holzkapelle von Gaiswinkel gleicht auf den ersten Blick einem balinesischen Geisterschrein
© Hilde und Willi Senft

...so besagt es zumindest die Überlieferung: Da kam sich ein Gaiswinkler im Herbst des Jahres 1862 besonders schlau vor, schob alle Skrupel beiseite und ging am Allerheiligentag, zu dem doch alle, auch die Jäger, auf den Friedhöfen weilen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken, seiner geheimen Lieblingstätigkeit, dem „Wildbratln", nach. Weit stieg er ins Tote Gebirge hinauf und pirschte schließlich im entlegenen Feuertal, schon jenseits der Weißen Wand, auf einen kapitalen Gamsbock.

Da verschwamm das Bild der Garms vor seinen Augen, und er vermeinte dort eine Person mähen zu sehen. Tatsächlich! Auf der berasten Felskanzel arbeitete jemand mit einer Sense in den Händen. Mit schlotternden Gliedern ging er näher und fiel auf die Knie, denn sein schon seit langem verstorbener Vater stand vor ihm.

Holzfiguren
Sie ist mit schlichten, liebevoll geschnitzten Holzfiguren ausgestattet.
© Hilde und Willi Senft

„Vater, was tust du hier?"

„Bua, auch ich hab' gesündigt! Geh schleunigst zur Muttergottes nach Zell!"

Mit diesen Worten war der Vater auch schon wied verschwunden. Nebel zogen auf, und plötzlich fand der "Bua", der alle Pfade und Steige im „Birig" kannte, nur noch mit großer Mühe zurück nach Hause.

Schon am nächsten Tag brach er zu einer Wallfahrt nach Mariazell auf und bekannte dort seine Sünden.

Er brachte eine kleine Muttergottesstatue nach Gaiswinkel, für die er eine kleine hölzerne Kapelle errichtete, denn das Geld für ein gemauertes Bauwerk konnte er beim besten Willen nie aufbringen. Andere Gaiswinkler statteten den Schrein, der sich so grundsätzlich von allen Kapellen, Marterln und Wegkreuzen abhebt, mit weiteren kleinen geschnitzten Figuren aus.

Wandervorschlag#

Wer die Einsamkeit des Toten Gebirges so richtig kennenlernen möchte und sich als erfahrener Bergwanderer bezeichnen darf, dem möchten wir eine Tour auf uralten Gebirgspfaden durchs OBERE WIDDERKAR empfehlen: Auf bekanntem Weg (siehe Wandertip zur Salzofenhöhle) steigen wir vorerst hinauf zur Gößler-Alm und weiter zum Aibl-Jagdhüttl. Hier verlassen wir aber die Markierung und folgen den Steinmännchen (Steindauben) ziemlich genau nach Norden, westlich am Dreibrüderkogel vorbei, zur Jagdhütte (1.636 m) im Oberen Widderkar und weiter hinauf zum markierten Weg Nr. 201. Hier wenden wir uns nach Westen, gehen unterhalb des Redenden Steins vorbei und gelangen nach insgesamt 5 Std. zum Appelhaus, von dem wir am besten wohl erst am nächsten Tag zum Grundlsee absteigen, was weitere 3 Std. erfordert (Kompaß WK Nr. 20).

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft