Grob- und Hufschmiede#
Grob- und Hufschmiede gingen aus dem »Mutterhandwerk «, den Eisenschmieden, hervor, bildeten eine gemeinsame Zunft unter der Patronanz des heiligen Eligius und hatten dieselben Handwerksgebräuche. Wollte ein Geselle nach beendeter Wanderschaft selbständiger Meister werden und war er nicht in der glücklichen Lage, die Schmiede seines Vaters zu erben, so mußte er erst in der Stadt, in der er sich niederlassen wollte, sein »Mutjahr« abdienen. Das bedeutete, bei einem vom Zunftältesten bestimmten Meister als »Jahrgesell« zu »muten«, also zu arbeiten und dafür auch noch einen willkürlich festgesetzten »Mutgroschen« zu erlegen. Danach war er verpflichtet, eine »ehrbare Jungfer zu freien« und ein ziemlich schwieriges Meisterstück zu vollbringen. Dieses bestand bei den Hufschmieden unter anderem darin, einen vollständigen Hufbeschlag für ein Pferd zu machen, ohne Maß zu nehmen und die Hufe näher besehen zu dürfen. Das Pferd wurde nur zwei- bis dreimal an ihm vorbeigeritten.
Kriege bedeuteten immer einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Schmiede. Für den dritten Kreuzzug (1189–1192) beispielsweise lieferten die Eisenschmelzen des Forest of Dean König Richard Löwenherz allein fünfzigtausend Hufeisen.
Nicht wenige Hufschmiede besaßen auch Kenntnisse, Pferdekrankheiten zu kurieren (Kurschmied), und der Beruf des Tierarztes soll sich vom »Roßarzneikundigen« her entwickelt haben. Fahnenschmiede nannte man die einer Kavallerie-Eskadron oder Batterie zugeteilten Hufschmiede, so genannt nach der Fahne, die die Feldschmiede kenntlich machte.
Der Grobschmied, dessen Werkstätte häufig an Verkehrswegen lag, verrichtete auch die sogenannte Wagenarbeit an Fuhrwerken, die darin bestand, Radreifen, Radschuhe, Achsen, Bänder, Klammern und Ketten anzufertigen oder zu reparieren.
Quellen#
- Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010