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Gumpendorf, Wien 6#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Gumpendorf
Gumpendorf auf dem Plan von Carl Graf Vasquez, um 1830.
Foto: Peter Gugerell. Aus: Wikicommons

Gumpendorf war die älteste und größte Vorstadt des Polizeibezirks Mariahilf. Sie erstreckte sich westlich von Esterhazygasse, Gumpendorfer Straße, Kaunitzgasse, Proschkogasse bis zum Linienwall. Nach dessen Bau entwickelten sich Braunhirschengrund, Fünfhaus, Sechshaus, Rustendorf, Reindorf und Gaudenzdorf zu selbstständigen Vororten.

An einer strategisch bedeutsamen Wienflussfurt ließ sich ein römischer Wachtturm als Ausgangspunkt der Besiedlung Gumpendorfs nachweisen. Durch die Furt führte eine römische Straße über die Mariahilfer und Gumpendorfer Straße Richtung Süden. Die Brückengasse bildete den Kern der mittelalterlichen Siedlung, die wohl im 11. Jahrhundert entstand. Gumpendorf ist eines der wenigen ehemaligen Dörfer Wiens, deren mittelalterlicher Grundriss im wesentlichen erhalten blieb. Die Gumpendorfer Weinried war eine der größten der damaligen Zeit.

Der 1704 errichtete Linienwall schützte die Vorstadt, zerschnitt aber ihr Areal, denn bis 1832 gab es kein Linientor für Fuhrwerke. Im 18. Jahrhundert legten Adelige Sommersitze mit Gärten an. Im 19. Jahrhundert entstanden (Textil-) Fabriken und die Mariahilfer Straße begann sich zur Geschäftsstraße zu entwickeln. Die zuvor landwirtschaftlichen Flächen wurden verbaut, der letzte Ziegelofen stellte 1835 den Betrieb ein.

Ein Vorläufer der Gumpendorfer Kirche St. Ägyd wurde schon 1244 erwähnt, die romanische Kapelle war an einen älteren Turm (mt römischen Inschriftsteinen) angebaut. Sie befand sich an Stelle der Häuser Mollardgasse 40-42, wurde durch die Jahrhunderte immer wieder erweitert, aber 1529 niedergebrannt. 1770 fand die Einweihung der vom Hofarchitekten Sebastian Rosenstingel neu erbauten Kirche (Brückengase 5-7) statt. Den Hochaltar im längsovalen Innenraum schuf Josef Klieber, als typische Arbeit des späten Klassizismus. Dabei ersetzte man die frühere Darstellung des Kirchenpatrons von Franz Anton Maulbertsch durch ein Gemälde im Stil der Zeit. Mehrere Seitenaltarbilder stammen vom Kremser Schmidt. Die Pfarrkirche enthält eine Kopie der Mariahilf-madonna, die Gnadenstatue "ULF von Gumpendorf", die um 1540 entstand, die Statue "Maria Feuer", die einen Brand überstanden hatte und ein Dreikönigsbild (um 1600) aus der Kunstkammer Kaiser Rudolf II.

Von historischer Bedeutung war die Kaserne (Gumpendorfer Straße 68-76), die aus dem Königsegg-Palais hervorgegangen war. 1754 erwarb Maria Theresia den Besitz und richtete darin eine Miliär-Ingenieur-Schule ein. Joseph II. ließ sie in eine Kaserne umwandeln, die bis 1902 bestand. 1848 ging von der Gumpendorfer Kaserne die Wiener Oktoberrevolution aus. Im Bereich der Vorstadt arbeiteten am linken Wienflussufer vier Mühlen. Seit dem 12. Jahrhundert stand am Steilrand des Wienflusses (Mollardgasse 92) ein Schloss. Im 19. Jahrhundert erwarb der Maler Friedrich von Amerling (1803-1887) das Herrschaftshaus, das er als Kunstsammlung ausstattete. 1895 wegen des Stadtbahnbaues teilweise demoliert, wurde das älteste Gebäude Gumpendorfs 1961/62 vollständig abgetragen. 1851-1907 bestand in Gumpendorf ein eigenes Schlachthaus. Auf seinem Areal entstanden die Feuerwache Mariahilf, die Erste Zentralberufsschule, der Jubiläums-Werkstättenhof und eine städtische Wohnhausanlage.

Weitere markante Gebäude sind das Arik-Brauer-Haus (Wohn- und Geschäftshaus nach Entwurf des Malers Arik Brauer, 1991 Gestaltung von Fassade und Innenraum mit bemalten und gebrannten Fliesen, Innenhof mit Teich, Brunnen und großen Grünanlagen) , die evangelische Gustav-Adolf-Kirche , das größte evangelische Gotteshaus Österreichs (1846-1849 von Ludwig Förster und Theophil Hansen im Stil des romantischen Historismus erbaut) und das Raimundtheater (1893), das erste Theater Wiens, bei dem statt Holz- Eisenkonstruktionen zum Einsatz kamen.)

Das Wappen - ehemals der Muschinger, die im 16. Jahrhundert Grundherren waren - zeigt drei Lilien.

Quellen#


Redaktion: hmw

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