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Hornkammmacher, Horndrechsler und Hornschneider#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Drechsler
Drechsler. 1820. Kolorierte Radierung.
© “Galerie der vorzüglichsten Künste“ Zürich - Leipzig 1820.

Horndrechsler
“Tabletier Cornetier, Reparation de la Corne“(Horndrechsler). Kupferstich.
© Diderot - d`Alembert. “Encyclopedie, ou dictionnaire raisonne des sciences, des artset des metiers“. Livorno 1771

Wildruff- und Horndreher
“Wildruff- und Horndreher“ (Wildrufmacher und Horndreher). Kupferstich von Christoph Weigel.
© “Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände...“. Regensburg 1698


Horndrechsler und -schneider verarbeiteten die Hörner des Rindes (Ochsen-, Kuhhorn), des Büffels, des Schafes und der Ziege sowie den Knochenpanzer der Schildkröte (Schildpatt). Gnu-, Antilopen- und Gazellenhörner waren ein sehr geschätztes Material, das wohl nur deswegen selten verwendet wurde, weil es nicht regelmäßig zu haben war. Die wichtigsten technischen Eigenschaften des Horns sind Elastizität, Biegsamkeit, Härte, Spaltbarkeit, bequeme Bearbeitungsfähigkeit auf der Drehbank, vor allem aber das Erweichen in höherer Temperatur, das ein Biegen, Pressen und Löten gestattete. Die Hörner mußten vor der Verarbeitung erst entschlaucht und zugerichtet (Hornrichter) werden. Der massive Teil des Horns, die Hornspitzen, war ein vielgebrauchtes Drechslermaterial für Pfeifenröhren und Mundstücke, Wassersäcke für Pfeifen, Stock- und Schirmgriffe, Ringe, Knöpfe und dergleichen. Die Hohlstücke hingegen wurden aufgeschnitten (geschrotet), in einem Kessel mit Wasser gekocht und auf dem Wärmestock über Feuer erweicht und mit der Hornzange geradegebogen. Horn hat auf beiden Seiten unregelmäßige Rippen, die man noch im warmen Zustand mit dem Schnitzer und Ihler wegschnitt. Anschließend wurden die aufgebogenen Schrote zwischen zuerst warmen, dann kalten eisernen Platten ganz eben gepreßt. Eine höhere Transparenz des Horns erzielte man durch Abschaben trüber Stellen, Einlegen in kaltes und heißes Wasser, Eintauchen in geschmolzenen Talg und Pressen mit heißen eisernen Platten. Wichtige Zubereitungsarbeiten waren ferner das Spalten (mit einer stählernen Klinge oder einem Hobel) und Löten. Beim Löten wurden kleinere Stücke zu einer größeren Platte vereinigt, indem die gut abgeschrägten Kanten mit einer heißen kupfernen Lötzange so lange zusammengepreßt wurden, bis sie innig miteinander verbunden waren.

Aus Horn und Schildpatt verfertigte man Frisier- und Zierkämme, Haarnadeln, Schuhlöffel, Pulverhörner, Löffel und Gabeln, Waagschalen, Spachteln, Augengläser, Lorgnetten- und Zwickergestelle, Laternenscheiben, Vorhanghalter, Knöpfe, Dosen, Zungenschaber, Pfeile, Haarbürsten, Fächer, Zahnstocher, Spielmarken, Messerschalen, Zollstäbe, Farbenschälchen, Türgriffe und viele andere Luxus- und Gebrauchsgegenstände. Eine feine, von allen Unebenheiten befreite Oberfläche der Arbeiten erreichte man durch das Schleifen mit einem Bündel Schachtelhalm, mit einem dünnflüssigen Brei aus Wasser und gemahlener Holzkohle, Bimsstein, Tripel, Ziegelmehl und auch Holzasche. Das Auspolieren aller Hornarbeiten geschah mit gemahlener und geschlämmter Kreide, bis sich höchster Glanz einstellte. Beliebt waren Verzierungen mit Golddraht oder vergoldetem Kupferdraht, der in die Oberfläche eingelegt wurde, oder ausgeschnittenen, gravierten dünnen Metallblechen.

Quellen#

  • Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Christian Brandstätterverlag Wien - München, 2010.


Redaktion: K. Ziegler