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Kammmacher#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Beruf: Kammmacher
»Tabletier Cornetier, Peignes« (Horndrechsler, Kämme). Kupferstich. Aus: Diderot – d’Alembert. »Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers«. Livorno 1771
© Ch. Brandstätter Verlag

Kammmacher (auch Strählmacher) verfertigten in ihren übelriechenden Werkstätten Kämme hauptsächlich aus Horn, aber auch aus Schildpatt, Elfenbein, Ochsenknochen, Buchsbaum- und Ebenholz. Zahlreich waren die Gattungen von Kämmen: feine und ordinäre Staubkämme, Toupet- oder Frisierkämme, Aufsteck- oder Putzkämme, weite Ausricht-, krumme Stirn-, Locken- und Chignonkämme. Bereits 1428 erhielten die Wiener Kammmacher eine Ordnung, und in Nürnberg schlossen sie sich 1535 mit den Hornrichtern und Kalamalmachern (Schreibzeugmachern) zusammen.

Beruf: Kammmacher
Der Kammmacher und Hornpresser. 1789. Kupferstich. Aus: »Sechzig eröfnete Werkstätte der gemeinnüzigsten Künste und Handwerke für junge Leute zur Auswahl ihres künftigen Nahrungsstandes«. Verlag Joseph von Kurzbeck: Wien 1789
© Ch. Brandstätter Verlag

Sehr beliebt war ungarisches Ochsenhorn, dessen hohle Teile, wie auch die von anderen Hörnern, vorerst zu Platten gepresst und mit der Örtersäge in dünne Scheiben geschnitten wurden (Hornschneider). Die meist zu dicken Platten wurden dann mit dem Meißel gespalten, wieder gepresst, mit dem Behaumesser an der Zahnseite keilförmig verdünnt und mit dem Bockmesser völlig eben geschabt. Zum Abrichten ihrer Kanten und zum Glätten aller Flächen bediente man sich der Bestoß- und Handfeile. Schildpatt, Elfenbein oder Buchsbaumholz bedurften weit weniger Vorarbeit als Horn. Das folgende Einschneiden der Zähne blieb bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich Handarbeit. Die Länge der Zähne wurde vorgezeichnet oder angerissen und die Hornplatte in eine hölzerne Kluppe eingespannt, die auf einer niedrigen Bank befestigt war. Die Sägen zum Einschneiden waren nach Stärke oder Feinheit der Zähne verschieden. Die fertigen Zähne wurden mit Feilen angespitzt und gerundet. Völlige Glätte und höchsten Glanz erhielten die Kämme durch Schleifen (Reiben) und Polieren. Oft waren die Kämme an Schild oder Feld mit durchbrochenen oder gepressten Verzierungen versehen, gebeizt oder gefärbt.

Im 19. Jahrhundert wurde das Horn und Bein dann weitgehend durch die billigeren Materialien wie Hartgummi, Zelluloid und Galalith verdrängt, die maschinell in größeren Betrieben verarbeitet wurden. In Gottfried Kellers 1856 erschienener Erzählung Die drei gerechten Kammmacher treten als Protagonisten ein Kammmachermeister in Seldwyla, seine drei Gesellen und die schon etwas ältliche Jungfer Züs Bünzlin auf.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.