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Klaubauf#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Klaubaufspiel in Matrei
Verkleideter Nikolaus und Krampusse beim Klaubaufspiel in Matrei, Osttirol. Photographie. Um 1935.
© IMAGNO/Austrian Archives (S)

Ein Besonderheit im Tiroler Jahresbrauchtum stellt das "Klaubaufgehen" in Matrei in Osttirol Matrei dar ("Klaubauf" leitet sich – lt. Prof. Otto Koenig - aus dem gotischen "hlaupan" ab und bedeutet so viel wie springen, tanzen, davonlaufen; das Suffix "auf" steht für eine plötzliche Aktivität).

Der Ursprung ist nicht ganz geklärt - es lassen sich sowohl Gemeinsamkeiten mit dem Krampus-, als auch mit der Perchtengestalt nachweisen. Obwohl der Brauchtermin (4. - 6. Dezember) in enger Beziehung zum Hl. Nikolaus steht, spielt das Auftreten des Nikolaus nebst Engeln und anderen Brauchgestalten wie Spielmann und Bettelleute in Matrei eigentlich eine untergeordnete Rolle.

Zur Ausstattung eines Klaubaufs gehören Pelz, Geläut und Maske:

  • der zottelige Schafspelz läßt den Klaubauf größer und gewalttätiger erscheinen
  • das aus ein bis sechs Glocken bestehende Geläut wiegt zwischen 6 und 18 kg und wird über einem ledernen Gestell auf dem Rücken getragen
  • die traditionelle Maske ist aus Holz geschnitzt (in Matrei entwickelte sich ein besonderer Maskentyp, der sich durch asymmetrische und verzerrende Formen sowie eine große Variationsbreite auszeichnet); die im übrigen Osttirol verbreiteten Hörner fehlen in Matrei, da sie bei den ritualisierten Raufereien hindern würden.

Die gesamte Ausrüstung wiegt zwischen 20 und 30 kg.

Das Matreier Klaubaufgehen folgt einem verbindlichem Regelwerk, in dem Ort, Zeit und Formen des Handelns bestimmt sind. Nur Männern ist das Verkleiden und wilde Treiben erlaubt.

Die "Klaibeife" treten in kleinen Gruppen auf und ziehen in der Dunkelheit zunächst beinahe lautlos durch die Gassen. Normalerweise erfolgt der Auftritt der Klaubaufe nach dem Besuch des Nikolaus. Sie stürmen unter dem Lärm ihrer Glocken in die Stube und versuchen die Bewohner hinter den Tischen hervorzuziehen ("Tischrücken"). Das eigentliche Ziel der Klaubaufs ist der "Raub" junger Mädchen, die ins Freie gebracht, in den Schnee geworfen und gleich darauf aber wieder frei gelassen werden.

Der letzte Tag und Höhepunkt des Matreier Klaubaufgehens ist der Nikolaustag: alle Klaibeif-Gruppen treffen sich im Ortszentrum von Matrei und noch einmal bestimmen wilde "Raufereien" das Treiben. Mit dem "Ausläuten" endet dieser vorweihnachtliche Brauch, der in seiner "wilden Ausdrucksform" wohl einzigartig im Alpenraum ist.

Literatur#

  • Otto Koenig, Klaubaufgehen. Ein Maskenbrauch in Osttirol und der Gastein (= Wegweiser zur Völkerkunde, Heft 24), Hamburg 1980
  • Otto Koenig, Kulturethologische Betrachtungen des Klaubaufgehens, in: Maske - Mode - Kleigruppe. Beiträge zur interdisziplinären Kulturforschung. Hrsg. vom Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, München 1981, S. 45-58

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl