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Krampus und Nikolo#

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Nikolotisch
Krampus und Nikolo aus Schokolade, Foto: H. M. Wolf, 2019

Am Vorabend des Heiligenfestes von St. Nikolaus am 6. Dezember tritt der als Bischof kostümierte "Nikolo" auf, um bei einem Einkehrbrauch in Familien, Pfarren oder Gruppen kleine Kinder zu beschenken. Da es aber nicht immer etwas zu loben zu belohnen gab und der "heilige Mann" selbst nicht strafen durfte, bediente er sich eines dunklen Begleiters. Sein Name war Knecht Ruprecht, Krampus, Bartl o.ä.

Der historische Heilige fungierte in der Frühzeit des anerkannten Christentums als Bischof von Myra (Dembre, Türkei). Auf dem Konzil von Nicäa (325), das sich mit der Dreifaltigkeit beschäftigte, spielte Nikolaus eine große Rolle. Daher kommt auch die Zahl drei in Legenden und Darstellungen immer wieder vor: Er verschenkte drei Goldklumpen an arme Mädchen, erweckte drei ermordete Studenten zum Leben etc. Zwei Jahrhunderte nach seinem Tod begann die intensive Verehrung. Kaiser Justinian weihte Nikolaus um die Mitte des 6. Jahrhunderts eine Kirche in Konstantinopel. Im 8. Jahrhundert verbreitete sich der Kult auch in der römischen Kirche. Nach der Reliquienübertragung von Myra nach Bari, im 11. Jahrhundert, eroberte er in kürzester Zeit Europa. Tausende Kirchen sind ihm hier geweiht. Für die Ostkirche ist Nikolaus ein Erzheiliger (Hyperhagios). Viele Legenden erzählen von seiner Mildtätigkeit. Als Gabenbringer blieb er anfangs unsichtbar, daher der Brauch, abends die geputzten Schuhe oder gebastelte Schiffchen (er ist auch Patron in Seenot) bereit zu stellen, damit er sie mit Obst füllt. Die Ablöse des unerkannt bleibenden Gabenbringers durch den Einkehrbrauch wird mit dem Konzil zu Trient (1545-63) in Verbindung gebracht. Die katholischen Bischöfe mussten (nach der Reformation) ihre Gemeinden visitieren, um sich von ihrer "Rechtgläubigkeit" zu überzeugen. Ebenso visitierte der verkleidete Bischof Nikolaus in der Folge die Kinder in den Familien.

Der langjährige Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt, verwies auf die barocke Schwarz-Weiß-Kontrastierung von Nikolo und Krampus. Die pelzige Teufelsgestalt, die den Kindern mit Kette, Rute und Butte drohte, trug eine Maske mit Hörnern. Als "gefallener Engel" hatte er oft Flügel und jedenfalls eine Kette als abschreckendes Exempel der ewigen Verdammnis der in der Hölle angeketteten Unbußfertigen. Die Rute verweist auf den Schulbrauch, wo sie als Erziehungsmittel eine Rolle spielte. Seine Bezeichnung verdankte er den Krallen (ital. grampa - Klaue).

In den letzten Jahrzehnten kam der Einkehrbrauch des ungleichen Paares in Verruf, nachdem sich schon Pädagogen der Aufklärung gegen Familienbesuche der Krampusse gewandt hatten. Andererseits ist durch die Auftritte in jüngster Zeit entstandener "Krampusperchten"-Gruppen ein neuer Schaubrauch entstanden. Allein im Land Salzburg gibt es hunderte solcher Vereinigungen.

Ältere Umzugsspiele stehen hingegen in der Kategorie "Darstellende Künste" auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes: Das Öblarner Krampusspiel wurde 2014 augenommen. Es wird als eines der letzten steirischen Volksschauspiele alljährlich Anfang Dezember als Stubenspiel und öffentlich am Marktplatz gespielt. Die Texte der einzelnen Spielfiguren wie Jäger, Luzifer und Gefolge, Schmied, Habergoas und Tod wurden vorwiegend mündlich überliefert und erstmals in den 1980er Jahren schriftlich erfasst. Es zählt zur Gattung der Jedermann-Spiele, die auch mit Figuren der Unterhaltung und Momenten der Belustigung ausgestattet sind.

Auch das Reither Nikolausspiel wurde 2014 aufgenommen. Es findet im Abstand von sieben Jahren in Reith im Alpbachtal (Tirol) statt. Das Volksschauspiel besteht aus zwölf typischen „Bildern“, in denen die Auflehnung Armer gegen Reiche und Mächtige sowie der Kampf zwischen Gut und Böse dargestellt werden. Diese im Kern kirchlich-pädagogische Aufführung wurde bis 1919 als Stubenspiel aufgeführt, bei dem örtliche Darsteller von Bauernhof zu Bauernhof zogen und einzelne Szenen spielten.

Quellen#

Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Wien - Köln - Weimar 2005
UNESCO Öblarn
UNESCO Reith

Redaktion: hmw

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