Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Die "Lössl-Uhr" in Bad Aussee#

Logo ServusTV
"Heimatlexikon - Unser Österreich"
Ein Projekt von ServusTV in Zusammenarbeit mit dem Austria-Forum

Loessluhr
Lössluhr
Foto: M. Mayrhofer. Aus: Wikicommons unter CC

Friedrich Ritter von Lössl, Eisenbahningenieur im Hauptberuf und Erfinder (erhielt insgesamt 6 "Privilegien"), stellte 1880 der Öffentlichkeit eine von ihm konstruierte Uhr vor, die als Energiequelle die Schwankungen von Luftdruck und Lufttemperatur nutzte.

Damit hatte er die Idee einer "kostenlosen" Energiequelle lange vor dem Ingenieur Jean-Léon Reutter, der 1928 die heute noch hergestellte Atmos entwickelte, deren Funktion auf den gleichen physikalischen Grundlagen basiert.

...Bei diesem von Lössl erfundenem Uhrensystem ist ein exakter und gleich bleibender Gang möglich, wobei überdies das Aufziehen von Gewichten oder Federn durch Menschenkraft oder die künstliche Zuführung von elektrischen oder anderen Antriebskräften gänzliche entbehrlich gemacht ist, sodass der Uhrengang nach seiner erstmaligen Richtigstellung endlos fortdauert und für alle Zeiten sich selbst überlassen werden kann. Die motorische Antriebskraft wird nämlich durch den natürlichen Wechsel der Temperatur und des Barometerstandes geleistet und diese Quelle von Kraft und Arbeit, die aus der umgebenden Atmosphäre entspringt, ist unversiegbar. Die Uhr ist in einem gusseisernem Gehäuse eingeschlossen, das samt Sockel sieben Meter hoch ist. Sie ist nach dem Entwurf der Wiener Kunsterzgießerei, Professor Pönninger, architektonisch ornamentiert und mit Bronzenanstrich versehen, besitzt vier weithin sichtbare Ziffernblätter und trägt auf ihrer obersten Spitze eine geflügelte Sanduhr. Das Eigengewicht der Gußeisenteile beträgt über eineinhalb Tonnen. Die Ziffernblätter sind mit dicken Glasplatten bedeckt, denn die Uhr funktioniert nur unter völligem Abschluss...

Das Kaiserliche Patentamt erteilte ihm für diese "autodynamische" Uhr am 28. Oktober 1880 ein Patent. Sie wurde - viel bestaunt und bewundert - in Wien an der Währingerlinie der Straßenbahn aufgestellt, musste aber 1894 einem neuen Stadtbahnviadukt weichen.

Von dieser Uhr wurden wahrscheinlich nicht mehr als 14 Exemplare gebaut, sie waren u.a. in Paris, Hamburg, Wien, Linz und Marburg aufgestellt. Dass sich die Idee Lössls nicht stärker durchsetzte, lag am Siegeszug der Elektrizität.

Das einzig erhaltene Exemplar (jenes aus Wien) schenkte Friedrich Ritter von Lössl 1897 dem Ort Aussee Bad Aussee , wo sie auf einem Fundament aus Marmor mitten in der Hauptstraße steht. Die Uhr wird heute - Ironie des Schicksals - durch ein elektrisches Laufwerk angetrieben.

(Als Pendeluhr mit rotierendem Pendel konnte sie auch wegen der Erschütterungen durch den Strassenverkehr nicht mehr funktionieren und wurde auf elektrischen Antrieb umgebaut; außerdem waren bereits Korrosionsschäden durch Feuchtigkeit aufgetreten, weil die Uhr über dem Schacht des ehemaligen alten Marktbrunnens aufgestellt war.)

Text aus dem Buch "Geheimnisvolles Salzkammergut" #

mit freundlicher Genehmigung des Leopold Stocker Verlags, © Bild und Text Hilde und Willi Senft

Fast unvorstellbar: Nur Luftdruckschwankungen betrieben eine Uhr!

Lössl-Uhr
Die "Lössl-Uhr" von Bad Aussee wurde früher nur durch die Schwankungen des Luftdrucks angetrieben - ein Weltphänomen!
© Willi Senft

Kammergut
Der kaiserliche Adler ist im "Kammergut" überall präsent, so auch am Zifferblatt der Uhr am gotischen Turm der Pfarrkirche von Bad Aussee
© Willi Senft

Vor dem Gasthaus zum "Weißen Rössl" in Bad Aussee Bad Aussee steht ein technisches Kuriosum, das gleichzeitig ohneweiters als phänomenales technisches Meisterwerk bezeichnet werden darf: Eine Uhr, die nur durch die täglichen Schwankungen des Luftdrucks angetrieben wurde. Es ist nicht bekannt, dass diese Bravourleistung menschlichen Erfindergeistes irgendwo auf unserem Erdball ein Pendant hat.

Ihr Schöpfer, Friedrich Ritter von Lössl, lebte von 1817 bis 1907 und war als technischer Physiker zu seiner Zeit ein Begriff. Er befasste sich mit dem Luftwiderstand, baute Klugmodelle, entwickelte die raffiniertesten technischen Präzisionsinstrumente, trassierte Eisenbahnlinien - so zum Beispiel die Salzkammergutbahn - und führte zu diesem Zweck die "Höhenschichtenlinien" ein.

Als Nebenprodukt seiner Arbeiten entwickelte er auch das äußerst komplizierte Antriebssystem für eine Uhr, die nur durch die Luftdruckschwankungen in Gang gesetzt wurde - nahezu ein "Perpetuum mobile". Sie wurde - viel bestaunt und bewundert - in Wien an der Währingerlinie der Straßenbahn aufgestellt, musste aber 1894 einem neuen Stadtbahnviadukt weichen.

Lössl hatte, wie viele andere bedeutende Zeitgenossen, das Ausseerland zu seinem Feriendomizil auserkoren und verbrachte hier Sommer für Sommer. Was also lag näher, als die Uhr den Ausseern, die für ausgefallene Dinge schon immer größtes Interesse aufbrachten, zum Geschenk zu machen?

Sarstein
Bad Aussee mit dem Sarstein.
© Willi Senft

Solange der Erfinder lebte, funktionierte die „Luftdruckuhr" optimal; heute versteht sich aber niemand mehr auf ihr „Innenleben", und so läuft sie derzeit zwar nach wie vor - aber über ein elektrisches Triebwerk.

Das insgesamt sieben Meter hohe Wunderwerk steht auf einem Fundament ans Kludergrabenmarmor. Darauf befindet sich ein harmonisch wirkender Trägerturm aus Eisenguss, und im obersten Teil ist die vierseitige Uhr angebracht.

Wandervorschlag#

Das Landschaftsbild von Bad Aussee wird auf der einen Seite vom Sarstein, auf der anderen von der mächtigen Trisselwand bzw. vom Trisselkogel beherrscht. Auf letzteren soll unsere Wanderung führen: sie erfordert an einigen Stellen Trittsicherheit, ist aber an sich ungefährlich.

Wir fahren von Grundlsee oder Bad Aussee hinauf auf den Tressensattel (953 m) und steigen nun ziemlich zügig, zuerst durch Wald, später über freies Schrofengelände aufwärts. Prächtig ist der ständige Ausblick zum Altausseer See, und an einer Stelle überblicken wir zugleich auch den Grundlsee. Schließlich erreichen wir das langgestreckte, teils mit Latschen bedeckte Plateau, das sich über die Schoberwies-Alm bis zum Appelhaus hinüberzieht. Wir aber gehen in weiteren 20 Min. hinüber zum Gipfelkreuz (1.755 m) und stehen nun direkt oberhalb des Altausseer Sees, über den hinweg der Dachstein herübergrüßt. 2 1/2 Std. haben wir dazu benötigt (Kompaß WK Nr. 20).

Weiterführendes#

Literatur#

  • Gschwandtner, Martin: Friedrich Ritter von Lössl (1817-1907). Unermüdlicher Technik-Pionier, Visionär und U(h)rgroßvater, München, Norderstedt, 2009

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.
  • Bad Aussee
  • Deutsche Gesellschaft für Chronometrie e.V.


Redaktion: H. Maurer, I. Schinnerl


Friedrich Ritter von Lössl war kein Wiener, sondern ein geborener Bayer (Weiler im Allgäu, das vor den napoleonischen Wirren zu Vorarlberg gehörte). Die bisher einzige wissenschaftliche Biographie über Lössl: Friedrich Ritter von Lössl (1817-1907). Unermüdlicher Technik-Pionier, Visionär und U(h)rgroßvater. München, Norderstedt 2009. 320 Seiten, ISBN 978-3-640-56700-3.

-- Gschwandtner Martin, Mittwoch, 23. November 2011, 18:46


Danke für den Hinweis -> bei dem Text handelt es sich um eine Übernahme aus dem Buch "Geheimnisvolles Salzkammergut" (mit freundlicher Genehmigung des Leopold Stocker Verlags, © Bild und Text Hilde und Willi Senft), den wir eigentlich nicht ändern können - wir haben aber den "Wiener" gestrichen (-> Ihr Schöpfer, Friedrich Ritter von Lössl, ...)

-- Schinnerl Ingeborg, Donnerstag, 24. November 2011, 08:44