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Landeshymne Niederösterreich#

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Ähnlich wie bei Wappen und Farben war es gar nicht so einfach, eine für das Land Niederösterreich passende und unbestrittene Hymne zu finden. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg, seit dem Jahr 1932, gab es Bemühungen, eine Landeshymne einzuführen.

Bei einem Preisausschreiben schnitt eine Komposition des Prämonstratenser Chorherrn P. Milo H. Offenberger aus Geras noch am besten ab. Zu dieser und zu einem „Niederösterreichischen Hoamatlied" von Paul Herzbach hatte Monsignore Josef Wagner aus St. Pölten Texte geliefert. Aber weder das eine noch das andere Lied konnte sich durchsetzen.

--> Franz Grasberger, Die Hymnen Österreichs, Tutzing, 1968, 171

Nach dem Krieg ersuchte P. Milo den aus altösterreichischer Militärtradition kommenden spätromantischen Lyriker Franz Karl Ginzkey (1871-1963) um einen Text für seine Melodie. Der Dichter schrieb den dreistrophigen Text „O Heimat, dich zu lieben", doch auch damit war der Komposition kein Erfolg beschieden. Es sollte bis Ende 1961 dauern, bis der Landesschulrat an Landeshauptmann Johann Steinböck mit der Bitte um Schaffung einer Landeshymne herantrat. Der Tod des langjährigen Landesvaters verzögerte die Angelegenheit wieder um fast ein Jahr, bis die Landesregierung unter Leopold Figl am 16. Oktober 1962 endlich den Beschluss fasste, Landesschulrat und Kulturreferat mit der Erarbeitung einer Landeshymne zu betrauen. Da man sich von einem Preisausschreiben nicht viel versprach, beschloss man, die Werke heimischer Klassiker ebenso zu durchforschen wie das Volksliedgut Niederösterreichs. Unter Mitwirkung zahlreicher Wissenschaftler und Kulturpreisträger wurden drei Vorschläge erstellt, die der Landesregierung vom Tonband vorgespielt wurden:

1. „Weil der Tag nun fanget an" (Volksweise, 18. Jahrhundert)

2. „Neujahrslied" (niederösterreichisches Volkslied),3. Melodie aus einer Kantate von Ludwig van Beethoven.

Am 2. April 1963 entschied sich die Landesregierung für die Beethoven-Kantate und gab Auftrag, nach einem geeigneten Text Ausschau zu halten. Das war gar nicht so leicht. Nach Prüfung einiger Vorschläge kam ein neuerlich eingesetzter Fachausschuss zu der Überzeugung, dass der Text von Franz Karl Ginzkey doch am geeignetsten sei. Aber - der Leser weiß es bereits - Staatssymbole zu kreieren, ist in Österreich keine einfache Sache; es gab noch eine letzte Verzögerung. In der Begründung zum Antrag der Landesregierung betreffend ein Gesetz über die niederösterreichische Landeshymne heißt es:

"Aus Anlass einer Regierungssitzung am 12. Mai 1964 wurde Melodie und Text der Landesregierung vorgetragen und es wurden mangels entsprechender Zeit die Landesräte Kunter und Hilgarth beauftragt, die Sache der Landeshymne weiter zu verfolgen."

Die beiden Landesräte ließen zunächst am 9. Juni 1965 eine gut singbare Rundfunkaufnahme anfertigen. Dann wurde wieder der Landesregierung berichtet; das Projekt lief mittlerweile schon unter dem dritten Landeshauptmann, Eduard Hartmann.Dieser regte an, in der jährlichen Festsitzung nach dem Pontifikalamt in Klosterneuburg am 15. November 1965 eine endgültige Entscheidung zu treffen. Es hatte also noch eineinhalb Jahre gedauert, bis der niederösterreichische Landtag - genau zwanzig Jahre nach der Wiedererrichtung eines demokratischen Österreich - am 12. Dezember 1965 beschließen konnte:

"Die Weise von Ludwig van Beethoven mit dem Text „O Heimat, dich zu lieben" von Franz Karl Ginzkey ist in der aus der Anlage ersichtlichen Fassung die niederösterreichische Landeshymne." (s.unten)

--> Landeshymne abspielen:

Bild 'hymne_noe'
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Bild 'noe_hymne'

Kundgemacht wurde die Hymne im Landesgesetzblatt 137/1966 am 4. März 1966, also mehr als dreißig Jahre nach der ersten diesbezüglichen Initiative. Gut Ding braucht eben Weile. Dafür haben die Niederösterreicher jetzt eine in der Landesverfassung verankerte, auf dieser Grundlage landesgesetzlich beschlossene und ordentlich kundgemachte Landeshymne - was man von der Republik und ihrer Hymne ja nicht behaupten kann.

Die für Ludwig van Beethoven kennzeichnende gleichmäßige Viertelbewegung verleiht der Melodie Würde und Feierlichkeit. Durch den relativ geringen Tonumfang (nur eine Oktave) eignet sich das Lied gut zum vokalen Vortrag.

Bild 'noe_hymne_600h'


Autor: Peter Diem