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!!!Posamentierer 

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[{Image src='posamentierer01.jpg' class='image_left' caption='»Der Bortenwircker« (Posamentierer). Kupferstich von Christoph Weigel. Aus: »Abbildung der Gemein- Nützlichen Haupt-Stände …«. Regensburg 1698\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bortenwickler' height='300' width='243'}]


Posamentierer (auch Bortenmacher, Bortenwirker, Bandmacher, Bandweber, Schnürmacher) verfertigten kunstvolle Besatzartikel (Posamenten) wie Borten, Krepinen, Troddeln, Tressen, Bänder, Litzen, Fransen, Quasten und Schnüre aus Seide, Wolle, Baumwolle, Leinengarn oder Zwirn. Besonders luxuriöse Borten, wie beispielsweise die Tressen (eine Art goldener, silberner und mit Seide als Kette gewebter Spitzen), wurden meist mit echtem Gold- und Silbergespinst als Einschuss hergestellt. Diese Gespinste kamen aus den Werkstätten der Gold- und Silberspinner, die Seiden-, Leinen- oder
Baumwollgarne mit Lahn (geplätteter Gold- oder Silberdraht) umwickelten, der entweder flach, gewellt (Frisé) oder schraubenförmig gewunden (Kamillen) war. Tressen dienten hauptsächlich zur Verzierung von Kirchengewändern, Mänteln und Hauben. Krepinen waren kleine Blumen, die aus geballtem Lahn zusammengeschlungen und, oft noch mit kleinen Knoten, Flitter und Kügelchen besetzt, für Epauletten (Achselquasten), Achselschnüre, Hutschlingen und -bänder, Schärpen, Portepees, kleine und große Rosen für Tschakos und Hüte verwendet wurden.


Zu den wichtigsten Arbeitsgeräten der Bandmacher gehörten der dem Trittwebstuhl ähnliche Posamentierstuhl und die sogenannte Bandmühle (Bandstuhl, Mühlenstuhl), auf der gleichzeitig mehrere Bänder gewebt werden konnten. Der Göttinger Professor Johann Beckmann erwähnte in seinem Lehrbuch Anleitung zur Technologie (1777) eine Bandfabrik in Wiener Neustadt, in der neben gewöhnlichen Bandstühlen einundzwanzig Bandmühlen betrieben wurden, und auf jeder konnten vierundzwanzig Bänder nebeneinander produziert werden. Die Mechanik der Maschine betätigte die Schäfte, die vierundzwanzig Schiffchen mit dem Schussmaterial und die Aufrollvorrichtung für die fertigen Bänder und Borten. Betriebe, die mit Bandmühlen vorwiegend im Verlag produzierten, brachten die zünftigen Posamentierer in eine schwierige Lage und »tausende Personen und gantze Familien an den Bettel-Stab«. Ein kaiserliches Edikt in Preußen, das 1685 von den Posamentierern erwirkt wurde und bis 1749 wirksam blieb, richtete sich zwar gegen die Verbreitung der Bandmühlen, konnte sie aber freilich nur verzögern. Bereits um 1800 liefen in Berlin einhundertdreiundfünfzig Seidenbandmühlen mit zwanzig
Gängen, zweihundertsiebenundfünfzig mit fünf und achthundertneunundsiebzig eingängige. Karl Marx schrieb der Bandmühle sogar eine wegbereitende Funktion für den Industrialisierungsprozess zu: »Diese Maschine, die so viel Lärm in der Welt gemacht hat, war in der Tat Vorläufer der Spinn- und Webmaschinen, also der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts.«


[{Image src='posamentierer02.jpg' class='image_right' caption='»Métier à faire le Ruban, …« (Bandweber). Kupferstich. Aus: Diderot – d’Alembert. »Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers«. Livorno 1771\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bandweber' height='300' width='364'}]

Die Kleidermode des Barock verhalf der Posamentenherstellung zu einem starken Aufschwung. Das Handwerk florierte besonders in Basel, Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main, Straßburg, Köln, Augsburg, Nürnberg, Amsterdam, Lyon und Wien, aber auch im sächsischen Erzgebirge (Annaberg und Buchholz). Die Posamentierer bildeten ein »geschenktes« Handwerk, Lehrlinge mussten in der Regel fünf Jahre lernen, die Gesellen auf Wanderschaft gehen. Ihr Meisterstück bestand beispielsweise in der Verfertigung einer Bandtresse und einer »polnischen Eichel«. Die Beschäftigung von Frauen in der
Bandweberei war im Spätmittelalter noch keineswegs ausgeschlossen. Später, um 1600, sollte dann wie etwa in Augsburg kein Meister »Weibspersonen« außer seinen Töchtern das Handwerk lehren, und im späten 17. Jahrhundert setzten schließlich die Gesellen  das Verbot der Stuhlarbeit für Frauen landesweit durch. Den Frauen und auch Kindern blieben schließlich die vorbereitenden Arbeiten wie das Zwirnen, Winden, Spulen und Glätten vorbehalten, oder sie mühten sich in Manufakturen als billige Arbeitskräfte an den Bandmühlen.

!Quellen
* Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010

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''... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.''
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