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Die Schleifsteine von Gosau Gosau, Steiermark #

Unter dem "Mogl" liegen die "Adrigen", "Schlierler" und "Gstreimten"

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Schleifsteine
Wie Krapfen werden die Schleifsteine aus dem körnigen, gut bearbeitbaren Gestein herausgestochen, besser: herausgefräst.

Sensen, Äxte und andere einschlägige Arbeitsgeräte müssen immer wieder nachgeschliffen werden - entweder auf Spezialmaschinen mit leistungsfähigen Schleifscheiben oder, wie in der guten alten Zeit, mittels eines hand- bzw. motorgetriebenen Schleifsteins.

Als Schleifmaterial geeignetes Gestein kommt in Österreich nur sehr selten vor, und so waren die begehrten Schleifsteine ziemlich teuer. Von einer Laune der Natur besonders begünstigt sind jene Bauern, deren Besitz solche Fundstätten aufweist - die Gosauer Bauern gehören dazu. Bei den „Steinhauern" handelt es sich um ein uraltes Gewerbe, dessen Anfänge in die Eisenzeit zurückreichen. In Gosau sind die ältesten Schürfrechte immerhin aus dem Jahre 1563 verbürgt.

Schleifsteine
Verkaufsfertige Schleifsteine

Am Weg von Gosau zur Plankenstein-Alm liegt der Schleifsteinbruch, an dem viele Gosauer Grundbesitzer noch heute ihr Abbaurecht haben und zum Teil noch immer wahrnehmen. Gleichzeitig wird hier heroben auch Almwirtschaft betrieben, und daher nennen die Einheimischen das Gebiet auch die „Schleifstein-Alm". Dreizehn Almhütten am Waldrand sind heute fast zur Gänze für einen Wochenendaufenthalt eingerichtet.

Gleich hinter den Hütten sieht man Abbaureste von „Schleifsteinfels", und etwa fünf Minuten westlich davon findet sich der offensichtlich einzige Steinbruch, welcher derzeit kommerziell in Betrieb ist, mit seinen abbauwürdigen Felsschichten. Sie bestehen aus grauem, feinkörnigem Sandstein, bedeckt von taubem Gestein, das mineralogisch ein Mergel ist; die Gosauer nennen ihn „Mogl". Die ertragreichen Schichten sind meist nur fünfzig Zentimeter stark. Sie werden je nach Härtegrad und Verwendungsmöglichkeit von den einheimischen Spezialisten in „Zähe", „Adrige", „Gstreimte", „Schlierler", „Lindweiche", „Harte" und „Pelzige" unterteilt.

Hinter-Gosau
Hinter-Gosau mit den Donnerkogeln.

Zuerst wird der „Mogl" weggeräumt und das abbauwürdige Lager trockengelegt. Früher einmal meißelte man mit dem Spitzhammer sein „hartes Brot" aus dem Fels. Heute erfolgt dies mittels einer dieselbetriebenen Hohlbohrmaschine. Die kleinen Schleifsteine werden gleich an Ort und Stelle mit dem richtigen Durchmesser herausgefräst.

Die Gosauer lieferten aber auch große Steine. Einer der größten wurde im Jahre 1933 gebrochen. Er wog zweitausend Kilogramm, hatte einen Durchmesser von zwei Metern, und an seinem Transport ins Tal arbeiteten zwanzig Mann drei Tage lang.

Unten in Mittertal stehen mehrere unauffällige Holzhütten, welche die - heute moderne - maschinelle Ausrüstung für die Nachbearbeitung der Schleifsteine bergen. Während der Wintermonate werden die Steine hier fertig kalibriert (auf das genaue Maß gebracht).


--> Schleifsteinhauer

Wandertip#

Im Ortsteil Mittertal von Gosau - vorbei an den kleinen Schleifsteinhütten - finden wir den Wegweiser „Schleifsteinbruch-Plankenstein-Alm". Wir folgen der Markierung Nr. 511 auf einem Waldpfad aufwärts, gelangen auf die weiten Flächen der Schäfer-Alm und schließlich zur freien Almkuppe bei den Schleifsteinhütten (Aufstiegszeit: 1 1/2 Std.). Wollen wir zur PLANKEN-STEIN-ALM weitergehen, so lassen wir uns durch die Markierung Nr. 644 leiten und erreichen, vorbei am Löckenmoos (wo ebenfalls Schleifsteinbruch-Hütten stehen) und der Gruben-Alm, unser Ziel in weiteren 1 1/2 Std. (Kompaß WK Nr. 20).

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft