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Das Sonnblick-Observatorium#

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Das Sonnblick-Observatorium liegt am Gipfel des Hohen Sonnblicks in 3106 m Seehöhe. Der Hohe Sonnblick ist Teil der Goldberggruppe und einer der höchsten Berge der Hohen Tauern und damit auch der österreichischen Alpen. Der Hohe Sonnblick liegt in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern.

Das Hochgebirgsobservatorium ist ein Forschungszentrum, das die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) gemeinsam mit dem Sonnblick-Verein betreibt.

Auf Initiative des berühmten Meteorologen Julius von Hann und durch die tatkräftige Unterstützung des einfachen Rauriser Bürgers Ignaz Rojacher - er hatte sich vom einfachen Wagenschieber zum Besitzer des damaligen Goldbergbaues in den Rauriser Alpen hochgearbeitet - konnte 1886 das Sonnblick-Observatorium errichtet werden.

Motivation war die Erforschung der höheren Luftschichten, eines der gemeinsamen Ziele nach dem zweiten Weltkongress der Meteorologen 1879 in Rom. Die Erhaltung des Observatoriums lag anfangs in den Händen der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, wäre jedoch ohne die Unterstützung Rojachers nicht möglich gewesen.

Durch den plötzlichen Tod Ignaz Rojacher's im Jahre 1891 war jedoch die weitere Erhaltung des Observatoriums durch finanzielle Probleme gefährdet. Das war die Geburtsstunde des Sonnblickvereins, der 1892 gegründet wurde und die finanzielle Basis für die Erhaltung des Observatoriums bereitstellen sollte. Dazu war es jedoch notwendig eine große Anzahl von Mitgliedern und Sponsoren zu werben was durch einen Aufruf zum Beitritt auch gelang. Zu den Gründungsmitgliedern des Sonnblickvereins zählten viele bekannte Wissenschaftler und Personen des Wirtschafts- und Geistesleben des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts.

Aus der Vielzahl seien hier Anton Dreher Bierbrauer aus Schwechat, der Kaffee-Commercialrat Julius Meinl oder Freiherr Albert Anselm von Rothschild erwähnt. Auch der Österreichische Alpenverein gehört an dieser Stelle genannt.

Altes Sonnblick-Observatorium
Sonnblickgipfel - altes Zittelhaus
© Alfred Havlicek
Besonders die Zeiten nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg erforderten sehr große Bemühungen, um die erforderlichen Geldmittel aufzutreiben. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Reihe von beachtenswerten Sponsoringaktionen:
Josef Bendl, ein Wiener Lehrer, veranstaltete Lichtbildvorträge über das Observatorium und begeisterte auch die Jugendlichen mit seinem spannenden Buch "Der Sonnblick ruft"; der damals noch weitgehend unbekannte Johannes Mario Simmel verfasste einen Kommentar mit Spendenaufruf im "Neuen Österreich"; durch diverse Benefizveranstaltungen konnte das Observatorium in Betrieb bleiben.

Heute stehen dem Sonnblickverein jährliche Subventionen des Wissenschaftsministeriums und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Vereins- und Sponsoringbeiträge für die Erhaltung des Observatoriums zur Verfügung.

Die Beobachter sind Personal der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ein Messtechniker wird durch das Umweltministerium und die Länder Salzburg und Kärnten bezahlt. Auch der 1986 fertiggestellte Neubau des Observatoriums sowie der 1994 fertiggestellte Neubau der Talstation konnten durch entsprechende Mittel des Wissenschaftsministeriums verwirklicht werden.

Als klar wurde, dass der Rückgang des Permafrosts bis tief in den Berg reicht und die Stabilität des Gipfels beeinträchtigt, wurden in einer aufwändigen Aktion Stahlanker quer durchs Gestein gespannt, "um den Gipfel zusammenzuhalten".

Bei der grundlegenden Erneuerung des Gebäudes im Jahre 1986 entstand zusätzlich zur meteorologischen Station auch eine luftchemische Hintergrundmessstelle: Fragen der Luftreinhaltung und das Schlagwort 'Saurer Regen' waren aktuell geworden und sollten fernab von Emissionsquellen überwacht und erforscht werden.

Dies war der Grundstein für eine breit angelegte interdisziplinäre Umweltforschung am Sonnblick Observatorium: neben den vor 25 Jahren begonnenen Messungen von Spurengasen und der Nassen Deposition sind heute Langzeitstudien zur Bestimmung der UV-Strahlungsintensität, chemische und physikalische Aerosolmessungen und Untersuchungen und Monitorings zur Radioaktivität ein fixer Bestandteil der Messprogramme am Sonnblick-Observatorium.
Darüber hinaus bereichern biologische Untersuchungen zum Leben in, auf und über Fels und Eis das Spektrum der Forschungsprojekte.

Außerdem ist der Hohe Sonnblick durch seine exponierte Lage bestens als "GAW-Station" geeignet.

Global Atmosphere Watch (GAW) ist ein weltweites Programm der World Meteorological Organization (WMO) zur Überwachung der großräumigen chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre.
Am österreichischen Beitrag zu GAW sind mehrere Forschungseinrichtungen beteiligt: das Umweltbundesamt misst atmosphärische Spurengase, die Universität für Bodenkultur die vertikale Ozonsäule und die UV-B-Strahlung und die Technische Universität Aerosole, die meteorologischen Messungen der ZAMG runden den österreichischen Beitrag ab.
Die wissenschaftlichen Auswertungen werden in enger Kooperation mit Hochgebirgsobservatorien in Deutschland (Zugspitze und Hohenpeißenberg) und in der Schweiz (Jungfraujoch) durchgeführt.
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Literatur#

  • Bendl, Edmund Josef: Der Sonnblick ruft. Eine Erzählung aus Österreichs Bergen, Salzburg, Pfad Verlag, erstmals 1952
  • Korbaj, M., Rot-weiß-rote Schitourenzuckerln, 1993
  • Hutter, C. M., Skitouren in und um Salzburg, 2004
  • Schranz, Th., Hohe Tauern: Die schönsten Skitouren, 2005
  • Böhm, R., Auer, I., Schöner, W., Labor über den Wolken, Böhlau Verlag, 2012

Quellen#


Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl