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Steinbrecher#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Arbeiter in einem Steinbruch
Gruppenaufnahme von Arbeitern in einem Steinbruch im österreichischen Oberitalien. 1905. Photographie
© Brandstätter Verlag

Steinbrecher bauten in Steinbrüchen meist im Tagebau rohe Gesteinsmassen ab, die dann von den Steinhauern oder Steinmetzen zu Bau- und Dekorationssteinen (Quader, Platten, Säulen, Balustraden, Gesimse, Wimperge, Maßwerke, Treppenstufen) sowie zu Pflaster- und Feuersteinen, Mühlsteinen, Dachschiefern und Schreibtafeln und dergleichen zerteilt und zugerichtet wurden. Gewonnen wurden hauptsächlich Sandstein, Kalkstein, Granit, Basalte, Schiefer, und Konglomerate (Grauwacke, Nagelfluh, Tuff und dergleichen), wobei es immer darauf ankam, Massen von beträchtlichem Umfang auf einmal mit dem geringsten Kraftaufwand abzulösen. Dabei wandte man verschiedene Arbeitsmethoden an: das Losbrechen direkt mit Handwerkzeugen wie Keilhauen, Bergeisen, Fäusteln und Brechstangen, die Keilarbeit, die ein Lossprengen (Abschlitzen) der Steinblöcke bewirkte, und das Schießen für die Herstellung kleinerer Steine (Straßenpflaster und -schotter, Rauhmauerwerk).

»Aus den strahlend weißen, auf der Insel berühmten Steinbrüchen am Fuße des Berges«, schrieb Gesualdo Bufalino über die Arbeit eines Steinbrechers (U Pirriaturi) auf Sizilien, »brach er große Steinblöcke, indem er in Wasser getauchte Holzkeile verwendete, die – sich ausdehnend – die von der Spitzhacke geschlagenen Risse erweiterten, so dass die Steinplatten über die darunterliegende Lehmschicht gleiten konnten.

Steinbrucharbeiter
»Der Steinbrecher« (Steinbrucharbeiter). Kupferstich von Christoph Weigel. Aus: »Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände …«. Regensburg 1698
© Brandstätter Verlag

Erst dann nahm er das verschwitzte, an den Enden geknotete Tuch vom Kopf und setzte sich beim Zirpen der Zikaden unter einen Baum, um zu rauchen. Sein großer Tag kam, als man aus Palermo zwei unmäßige Blöcke bestellte, aus denen die Löwen des Teatro Massimo gemacht werden sollten: Vor einer pharaonischen, von vielen Pferden gezogenen Vorrichtung aus Seilen und Rollen schritt er durch die Straßen des Dorfes, in denen das Volk zu beiden Seiten Spalier stand, wie ein Heiliger auf der vara [Gefährt, auf dem Heiligenbilder durch die Straßen geleitet werden]. Und von den Balkonen warfen sie ihm Blumen zu.«

Lange Zeit war man der (wissenschaftlichen) Meinung, die Erde und im besonderen die Steinbrüche würden entsetzliche Gefahren ausschwitzen wie jenen »metallischen Dampf, so aus dem Marmor und den Steinen ausfähret und die Nasen und Gehirn handgreiflich einnimmt«. Diese Vorstellung stammt von dem italienischen Arzt Bernardino Ramazzini, der in seinem Handbuch De morbis artificum diatriba (Modena 1700) den Arbeitern geraten hat, »nie in die Steinbrüche zu gehen, ohne sich zuvor ein Beutelchen an den Hals zu hängen, worin zwey mit etwas Kampfer untereinander gestossene Knoblauchzwiebeln sind und sich das Gesicht mit Kampferbranntwein oder aromatischem Wein, oder in Ermangelung dieser Dinge mit Essig gewaschen zu haben«.

Einer der wohl berühmtesten Steinbrüche befindet sich in Carrara in der italienischen Provinz Massa-Carrara in einem Talkessel der Apuanischen Alpen. Hier wird seit mehr als zweitausend Jahren der feine weiße, manchmal schwarz, gelb und grünlich geäderte Marmor abgebaut.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010

... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.