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!!!Wachszieher und Lebzelter

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[{Image src='Lebkuchen.jpg' class='image_left' caption='Lebkuchenhaus\\© Doris Wolf' alt='Lebkuchenhaus' height='200' width='239' popup='false'}]

Wachszieher und Lebzelter war ein doppeltes Handwerk. Von den Imkern kauften seine Angehörigen mit Honig gefüllte Bienenwaben, um sie zu verarbeiten. Sie erhitzten diese in großen Kesseln, gossen den Honig ab, pressten und wuschen die Waben aus. Das __Wachs__, mehrfach geschmolzen und aufbereitet, kam zum Bleichen in die Sonne. Nach etlichen Wochen hatte  es die für Kirchenkerzen gewünschte weiße Farbe. Weiß galt als rein und heilig. In den Kirchen ersetzten Kerzen-Opfer und Wachsvotive die Geldspenden. Diese Weihegaben versinnbildlichten das Anliegen, für das man Dank und Bitte sagte. Symbole und stilisierte Körperteile waren in zwei Teilen plastisch in Modeln gegossen. Wer Bedarf hatte, konnte sie beim Wachszieher kaufen oder beim Mesner "mieten". Man unternahm damit einen Opfergang um den Altar, wo man die Votivgabe deponierte. Dies war bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Niederösterreich u.a. bei der Leonhardiwallfahrt in Unterolberndorf Brauch.

Neben der Serienproduktion durch Gießen ließen sich Formen und Gestalten durch  __Bossieren__ herstellen. Diese Technik fand bei Ziergegenständen, Figuren im Wachsfigurenkabinett und Wallfahrtsandenken Verwendung. Zu den bei den Verkaufsständen der Pilgerorte angebotenen Devotionalien zählten Wachsstöcke mit religiösen Motiven und - ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - Heiligenfiguren unter Glasstürzen. Ihre Erzeugung in großen Auflagen, allen Formaten und vielen Sujets besorgte der Wachszieher Ignaz Weinkamer in Salzburg.

Das zweite Grundmaterial der Lebzelter ist der __Honig__ - vor der Einführung des Rübenzuckers,  Mitte des 19. Jahrhunderts, hierzulande der einzige Süßstoff. Aus ihm erzeugten sie Met und Lebkuchen. Nach dem Kochen und Putzen der Waben ließ sich aus dem Wasser mit den darin verbliebenen Honigresten (Honigseim) Met herstellen. Der Lebkuchenteig musste "gesotten" werden. Man kochte Honig mit Wasser oder Milch und mischte die abgekühlte Flüssigkeit mit Mehl. Der Teig rastete einen Tag bis ein Jahr, um einen Fermentierungsprozess durchzumachen. Dann gab man Gewürze, Eier, Fett, Mandeln und anderes dazu und knetete ihn kräftig. Schließlich sollte er bis zur vierfachen Höhe aufgehen.

Jeder Lebzelter hatte seine erprobten Rezepte, die er als Betriebsgeheimnis streng hütete. Es gab Pfefferkuchen und Pfeffernüsse, in Modeln geformte, ausgeschnittene und ausgestochene Ware. __Lebkuchen__ zählen zum typisch (vor-)weihnachtlichen Angebot. Bilder zeigen den Nikolaus, der die runden Nürnberger und die rechteckigen mit fünf Mandeln verzierten Lebzelten bringt. Großes Rätselraten herrschte um die Herkunft des Wortes. Nach einer Theorie hat es mit Leben zu tun, nach einer anderen kommt es vom lateinischen Libum, da schon in den mittelalterlichen Klosterküchen der "Bruder Lebküchner" am Werk war. Libum würde so viel wie Fladen oder Opferkuchen bedeuten. Auch von Laib (geformtes Brot) soll sich der Name ableiten. "Zelten" meinte ein flaches Gebäck. Honigkuchen spricht für sich, aber Pfeffer ist keiner drinnen. Dies wird so erklärt, dass Pfeffer für "teures Gewürz" stehe.

Nicht nur der Geschmack macht den Lebkuchen seit jeher beliebt, sondern auch seine Form und Auszier. Man kennt die __Kirtagsherzen__, die beklebt und mit Sprüchen aus gespritzter Glasur verziert sind. Ähnlich hatten die Lebkuchen-Nikolause und Krampusse Köpfe aus bedrucktem Papier, so genannten Oblaten. Die geschnitzten Model, die den Lebkuchen die Form gaben, wurden als hölzerne Zeitung bezeichnet - in Aachen gibt es "Printen". Seit dem 15. Jahrhundert wurde diese besondere Art von Lebkuchen in Modeln mit Bildern von Heiligendarstellungen hergestellt. Dies verweist auf die Bilderbogen-Funktion des Backwerks. Rückblickend lässt sich sogar die Entwicklung der Mode aufgrund von Lebkuchenmodeln rekonstruieren. Das älteste, aus Kalkstein geschnittene, stammt aus dem 13. Jahrhundert in Hamburg. Die meisten der Model, die sich in Museen und Privatsammlungen befinden, entstanden im 17. und 18. Jahrhundert aus Holz geschnitzt. Die ersten Hersteller waren Formenschneider, später geschickte Lebzeltergesellen, die mit ihrer Kunst auf Wanderschaft gingen.

!Quellen
* Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Wien - Köln - Weimar 2005
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Redaktion:  [hmw|User/Wolf Helga Maria]
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