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Wien und die Kreuzzüge#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Friedrich I. Barbarossa
Friedrich I. Barbarossa zu Gast in Wien (1165 und 1189)
© Ch. Brandstätter Verlag

Österreich, seit ältesten Tagen ein Land des Durchzugs, lag als südöstliches Teilgebiet des deutschen Reiches abseits der eher vom Nordwesten des Kontinents bestimmten großeuropäischen Entwicklungen. Mit dem Aufleben des Kreuzzugsgedankens trat eine Situation ein, die Wien in entscheidender Weise am Gang der Dinge teilhaben ließ: 1098, 1147 und 1189 zogen die Heerscharen des ersten, zweiten und dritten Kreuzzuges durch die Hauptstadt von Österreich. Am ersten Zug nahm Ita von Formbach-Ratelnberg teil, die Mutter des Markgrafen Leopold III. Sie kehrte nicht aus dem Heiligen Land zurück. Am zweiten Kreuzzug ihres Stiefbruders, König Konrad III., nahmen Heinrich II. Jasomirgott und sein Bruder Otto von Freising teil. Ein hochwillkommener Effekt dieser Kreuzzugsteilnahme war die Vermählung Heinrichs mit einer byzantinischen Prinzessin. Der Umstand, dass bei diesen Zügen eine Vielzahl von Menschen aller Stände und unterschiedlicher Volkszugehörigkeit das Donautal abwärts und durch Wien zogen, trug sicher zu einer Urbanisierung der Wiener Bevölkerung bei. 1172 wurde es bereits civitas metropolitana genannt - es wurde zum ersten mal "Weltstadt".

Vor allem der dritte Kreuzzug erwies sich dabei als besonders bedeutsam. Es stand die Rückeroberung des von den Seldschuken unter Saladin eroberten Jerusalem auf dem Programm, und während das deutsche Heer unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa abermals den Weg über Wien nahm, wählten die Franzosen und Engländer den Seeweg. Herzog Leopold V. nahm an der Spitze eines österreichischen Aufgebots an dem Kreuzzug teil. Nach dem Tod des Kaisers im Fluss Saleph in Anatolien übernahm Leopold 1190 den Oberbefehl über die Kreuzfahrer aus dem ganzen deutschen Reich. Der Kreuzzug brachte zwar die Eroberung von Akkon, erreichte aber nicht sein angestrebtes Ziel, die Rückeroberung Jerusalems. Vor Akkon war es zu einem Eklat gekommen: Der englische König Richard I. Löwenherz ließ ein aufgepflanztes österreichisches Feldzeichen in den Schmutz treten. Leopold V., in seiner Ritterehre zutiefst beleidigt, kehrte vorzeitig nach Hause zurück.

Sein Gegner Richard wurde auf der Heimreise durch ein Seeunglück gezwungen, den Landweg nach England über Österreich zu wählen. Er schien zu ahnen, was ihm bevorstand: Er entließ alle seine Begleiter und wählte selbst eine Verkleidung. Dennoch wurde er in der Nähe von Wien erkannt und gefangengenommen. Die romantische Geschichte von dem Sänger Blondel, der seinen Herrn an einem Lied in Dürnstein erkannte, fällt leider ins Reich der Fabel.

Am Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. 11977/98, der, zwischen 3. und 4. Kreuzzug gelegen, seltsamerweise keine "Nummer" trägt, nahm Herzog Friedrich I. der Katholische teil. Wie seine Urahne Ita erlitt er den Tod in der Fremde; seine ausgekochten Gebeine wurden nach Österreich zurückgebracht und feierlich in Heiligenkreuz beigesetzt (1198).

Die Kreuzfahrten Herzog Leopolds VI. des Glorreichen richteten sich in erster Linie gegen die Ketzer in Südfrankreich und Spanien; er unternahm jedoch 1217/1219 auch einen selbständigen Kreuzzug nach Syrien und Ägypten.

Quellen#

  • C. Brandstätter, G. Treffer, et al.: Stadtchronik Wien, 1986