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!!!Wilderer am Grimming

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!"Ob aus Not oder Leidenschaft" - Wildererschicksal am Grimming
 
[{Image src='dkaiser_senft_salz_197x_small.jpg' alt='Wilderer-Marterl' caption='"Wilderer-Marterl" auf dem Weg zum Grimming.' class='image_left' width='260' height='300' popup='false'}]
[{Image src='dkaiser_senft_salz_198_small.jpg' alt='Wilderer und Jäger' caption='Unerwartete Begegnung zwischen Jäger und Wildschütz. (Bild aus Privatbesitz)' class='image_right' width='205' height='300' popup='false'}]
Am Weg von Kulm bei Bad Mitterndorf auf den Grimming, noch unten in der Hochwaldzone, stoßen wir auf ein Marterl mit der bemerkenswerten Darstellung eines Wildererdramas, das sich am 27. Juli 1920 hier abgespielt hat, und lesen:


"''An dieser Stelle starb Johann Pürcher, vlg. Führnwein Sohn.

Ob aus Not oder Leidenschaft,

eine gezielte Kugel hat ihn ins Jenseits geschafft!''"


Diese Zeilen beleuchten die Motive der Tat: allfällige soziale Spannungen, aber auch die Wildererleidenschaft, die einen Zusammenstoß mit Jägern nicht scheute. Allerdings soll so mancher Jäger auch ohne Vorwarnung geschossen haben...


Fast alle Kenner der Verhältnisse sind sich einig, dass beim Wildern der Erwerbstrieb, mit Ausnahme der Hungerzeit nach dem Ersten Weltkrieg, nie die Hauptrolle gespielt hat. Viel eher haben wir es mit dem Relikt eines hartnäckigen Anspruchs auf die Mitnutzung wildlebender Tiere zu tun.


Als an Stelle althergebrachter Rechte im frühen Millelalter das Römische Recht in Kraft trat, wurde die Jagd zu einem Privileg des Adels. Die Untertanen durften das Wild nicht einmal vertreiben, wenn es ihre Felder verwüstete. Damil es sich ungehindert bewegen konnte, durften die Bauern ihre Anwesen auch nicht einzäunen. Angeblich gab es sogar einen Landesherrn, der verordnet halte, den Hofhunden eine Vorderpfote abzuhacken, damit sie das Wild nicht verfolgen konnten.


Das Rechtsgefühl des Volkes wurde durch solche Bestimmungen tief verletzt. Kein Wunder, dass es jeden Schuss eines Wilderers als mutigen Akt gegen die Ungerechtigkeit betrachtete, wohingegen die Jäger ungewollt in die Rolle willenloser Werkzeuge der Oberschicht gedrängt wurden.


[{Image src='dkaiser_senft_salz_199_small.jpg' alt='Wilderei' caption='"Wilderei, die Lust und Sünde der Älpler..." (Bild aus Privatbesitz)' class='image_left' width='377' height='300' popup='false'}]

Außerdem konnten nur mutige und besonders gewandte Männer die Strapazen und Gefahren des Wilderns meistern. Als "schneidiger und fescher Bua" zu gelten sowie unbezähmbare Jagdlust waren wohl Hauptmotive für das Wildern, daher wurde dieser durch die Obrigkeit streng geahndete „Sport" seitens der Bevölkerung niemals als Diebstahl betrachtet. Im Volksmund wird der Wilderer nicht als „Wilddieb", sondern eben als „Wildschütz" bezeichnet. - Peter Rosegger hat geschrieben:


"Schnaps und Tabak ist der Luxus, Wilderei die Lust und die Sünde der Älpler!"


Wildern war früher einmal wohl eine echte Leidenschaft, die in keinem Verhältnis zu den Mühen, Strapazen und Gefahren sowie schon gar nicht zum "materiellen" Erfolg stand. Min Vergnügen konnte es auch nicht sein, mitten in der Nacht, bei jedem Wetter und oft auch barfuß, um keine Schuhspuren zu hinterlassen, über Stock und Stein zu klettern. Auch die Schussleistung der Büchse war meist unzureichend - und dennoch musste bereits der erste Schuss das Wild niederstrecken, denn Zeit für eine Verfolgung blieb wohl nie. Der Wilderer hatte immer damit zu rechnen, dass sich in dem Moment, da der Schuss fiel, ein Jäger auf seine Fährte heftete. Und wenn alles gutgegangen war, musste die an Gewicht oft schwere Beute auch noch auf Schleichwegen ins Tal gebracht werden.


"Bevor i mit an Jaga geh', da laß i Leib und Seel und mei jungs Bluat fürs Salzkammerguat."


...heißt es in einem bekannten, auch heute noch zu hörenden Wildschützenlied.


In unserer Zeit hat die Jugend andere Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben, und dennoch ist das Wildern im Salzkammergut nicht ausgestorben. So musste vor einem Jahrzehnt die Gendarmerie in Bad Ischl anlässlich einer Wirtshausrauferei einschreiten, bei der es um das Thema ging, ob Wildern ein Verbrechen oder Sport sei. In vielen Häusern ehrsamer Bürger hängen Krickel und Geweihe von recht zweifelhafter Herkunft. Freilich wird immer wieder behauptet, dass diese sowie die prachtvollen Gamsbärte, welche bei festlichen Anlässen zu sehen sind, "gekauft" wurden.


In vergangenen Tagen war in der Steiermark mit der Vorbereitung auf das Wildern auch echtes Brauchtum verbunden: Das Gießen des Kugelbedarfs für das gesamte Jahr erfolgte möglichst am Karfreitag, und der Freitag war auch der gebräuchlichste Tag für das verbotene Waidwerk. In den Schaft der zerlegten Büchse wurde ein geweihtes Palmkätzchen gesteckt. Nachdem der Wildschütz ins Freie getreten war, betete er entblößten Hauptes fünf Vaterunser. Gestatteten es die Umstände, wohnte er tags zuvor einer heiligen Messe bei und beide den "Grausensegen": Dieser lautete:


"0 mein Jesus, ich glaube, dass den Teufel jederzeit ein Grausen angeht, wenn ich deinen heiligen Namen Jesu nenne; und nicht allein den Teufel, sondern alle böse Geister, die im Himmel und auf Erden schweben, ein Grausen angeht. Dazu hilf mir Gott der Vater, Gott der Sohn und der Heilige Geist. Amen." - Daraus wird ersichtlich, dass der Wilderer sein Tun keineswegs als Verstoß gegen das göttliche Gebot "Du sollst nicht stehlen!" betrachtete.


Er stattete sein Gewehr zwecks Erhöhung der Treffsicherheit auch mit Amuletten aus, und keinesfalls durfte jemand mit dem Finger in die Laufmündung fahren, denn bei zufällig etwas Ohrenschmalz daran wäre die Treffsicherheit dahingewesen...
 

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Das MARTERL steht um markierten Weg auf den Grimming - eine Tour, die aber nicht mehr als Wanderung anzusehen ist und daher auch nicht empfohlen wird. Wohl aber lohnt es sich durchaus, ausgehend vom "Gasthaus Kulm" bei Krungl / Bad Mitterndorf der Markierung in Richtung Grimming durch Hochwald bis zum Bildstock zu folgen, wozu eine halbe bis dreiviertel Stunde veranschlagt werden muss.
 

Empfehlenswert ist in der Nähe - ausgehend von der Therme Heilbrunn - eine beschauliche Wanderung entlang des fjordähnlichen Salza-Stausees auf einem Sträßchen, das nur von Radlern befahren wird. Man kann sie je nach Belieben auf mehrere Stunden ausdehnen (Kompaß WK Nr. 68).
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''© Bild und Text Hilde und [Willi Senft|Biographien/Senft,_Willibald]''


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-- [Maurer Hermann|User/Maurer Hermann], Montag, 28. September 2015, 17:58