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Die Konditorei Zauner#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Das Geheimnis der Konditorei Zauner in Bad Ischl Bad Ischl #

Hier ist das "Süße" nicht Schwäche - hier ist es "Kultur" !#

Hinter Glas und blitzendem Metall locken die süßen Köstlichkeiten, © Hilde und Willi Senft
Hinter Glas und blitzendem Metall locken die süßen Köstlichkeiten
© Hilde und Willi Senft
Das Geheimnis der Konditorei Zauner konnten auch wir nicht genau ergründen. Daß es eines geben muß, ist aber offenkundig, sonst wäre „der Zauner" nicht in ganz Österreich bekannt, zumal es doch vom „Demel" in Wien bis zur „Confiserie Sprüngli" in Zürich genug berühmte Konditoreien gibt, die ebenfalls von Meistern ihres Faches geführt werden.

Vielleicht ist es der Glanz der Kaiserzeit, der vom kaiserlichen Jagdschloss bis hinunter zur Traun reicht. Hat doch immerhin auch Katharina Schratt täglich vom Zauner den frischen Guglhupf für das gemeinsame Frühstück mit dem Kaiser kommen lassen.

Die Auswahl der Leckereien beim Zauner ist allerdings nach wie vor kaum zu überbieten. Alles von hervorragender Qualität - ästhetisch unter Glas und Chrom präsentiert. Ein besonderer Genuß ist es auch, im Filiallokal an der Traun - wenige Schritte vom Haupthaus entfernt - einen milden Sommertag zu genießen. Locker, luftig-duftig, unter grün bewachsenen, filigran konstruierten Arkadenbögen kann man hier im Halbschatten hoher Kastanienbäume einen Tag im Salzkammergut ausklingen lassen...

Dabei ist dem Geschlecht der Zauner keineswegs ungetrübtes Familienglück in die Wiege gelegt worden. Ja, seine Geschichte liest sich wie ein Krimi:

Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten ist 'der Zauner' nicht nur im Salzkammergut ein Begriff., © Hilde und Willi Senft
Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten ist "der Zauner" nicht nur im Salzkammergut ein Begriff.
© Hilde und Willi Senft
Der rege Kurarzt und weitblickende Mentor Ischls, Dr. Franz Wirer, der aus dem verträumten Salz-Ort ein Heilbad gemacht hatte, lud 1827 den ihm wohlbekannten „Zuckerbäcker und Weinschenker" Johann Zauner aus Haugsdorf im Weinviertel ein, in Ischl eine Konditorei zu eröffnen - freilich ohne zu ahnen, daß er dem Ort durch diese Einladung zu weltweitem kulinarischem Ruhm verhelfen sollte. Zauner war ein Meister im Herstellen von Süßigkeiten, und seine Leidenschaft galt Kuchen und Torten, Strudeln und Krapfen. In nur fünf Jahren hatte er es geschafft, „der Zauner" zu werden, noch dazu mit einem schönen, 1832 eröffneten Lokal. 1837 heiratete er Anna, seine große Liebe, die jedoch vom Anfang an kränkelte und vier Jahre später an Schwindsucht starb. Schon ein Jahr später ehelichte Zauner eine gesunde und dralle Frau aus Grünau im Almtal, die ihm alsbald zwei Knaben und wenig später noch einen Sohn gebar. Das Schicksal war Johann Zauner insofern gnädig, als sein 1870 plötzlich erfolgter Tod ihm ersparte, miterleben zu müssen, wie sein ältester Sohn mit 29 Jahren verstarb und der jüngste mit nur 18 Jahren einem Gehirnschlag erlag. Auch die Mutter war schon zwei Jahre zuvor verstorben. Jetzt mußte der 27 Jahre alte Karl Zauner für die Weiterführung des Betriebes sorgen.

Er war äußerst ambitioniert, tauschte Rezepte mit den bekanntesten Konditoreien Mitteleuropas aus und galt unangefochten als großer Meister seines Faches. Er hatte eine tüchtige Frau gefunden, mit der er zehn Kinder zeugte. Da schlurfte eines Tages eine alte Zigeunerin in seiner Konditorei bettelnd von Tisch zu Tisch. Er packte sie grob am Arm und wies sie aus dem Lokal. Die Alte funkelte ihn haßerfüllt an: „Du ein schlechter Mann. Du Unglück haben. Deine Sippe wird aussterben!" Karl Zauner dachte an seine zehn Kinder und lachte nur. Aber das Lachen sollte ihm vergehen. Er erkrankte plötzlich und starb, nur 43 Jahre alt, an einem schweren Nierenleiden. - Und Tatsache ist, daß in der Familie nie mehr ein Sohn geboren wurde und das Geschlecht im Jahre 1967 mit dem Tod des achtzigjährigen Ludwig, Karl Zauners 1886 geborenem Sohn, ausstarb.

Maria, die Witwe Karls, stand mit ihren zehn Kindern plötzlich alleine da, verstand nichts vom Geschäft und hatte auch kaum Ambitionen, sich darum zu kümmern. Ihr Sohn Viktor, mit 18 Jahren das älteste der Kinder, lernte in Wien in der Konditorei Gerstner und sollte erst in einigen Jahren die Meislerprüfung ablegen.

Da lernte die Witwe überraschend einen in Ischl urlaubenden Ingenieur kennen und lieben. Er war eben dabei, nach Amerika auszuwandern. Mitten in der Nacht begann sie zu packen und nahm auf die große Reise nur den mit acht Jahren jüngsten Sohn Bruno mit. Der Skandal war ungeheuer. Bis in die Kaiservilla drang das Gerede über die ehrbare Witwe Zauner, die acht unmündige Kinder zu Hause sitzengelassen hatte.

Viktor, der Älteste, kehrte schleunigst von Wien nach Ischl zurück und wurde innerhalb weniger Tage vom Lehrling zum Gehilfen befördert. Von seiner Großmutter hatte er die Energie und von seinem Vater die Liebe zum Beruf geerbt. In kürzester Zeit hatte er den Betrieb im Griff, kümmerte sich umsichtig um die Geschwister und legte auch wenig später die Meisterprüfung ab. Die Konditorei Zauner war bald wieder die alte, und das Geschäft florierte derart, daß ein zweiter Konditormeister angestellt werden mußte. Der Mann kam aus Karlsbad und brachte ein Oblatenrezept mit. Bald gab es die bis heute bekannten „Ischler Oblaten", und im Jahre 1905 wurde von ihm der aus zerbröselten Oblaten, Schlagrahm, Nüssen und Schokolade bestehende „Zaunerstollen" kreiert, der einen wahren Siegeszug um die Welt antrat.

Mosaiken auf der Hausfront gegenüber der Konditorei Zauner, © Hilde und Willi Senft
Mosaiken auf der Hausfront gegenüber der Konditorei Zauner
© Hilde und Willi Senft
Salzzille auf der Traun und Traunreiter., © Hilde und Willi Senft
Salzzille auf der Traun und Traunreiter.
© Hilde und Willi Senft
Alle drei Mosaiken wurden 1974 von der Bad Ischler Künstlerin Maria Buchböck geschaffen., © Hilde und Willi Senft
Alle drei Mosaiken wurden 1974 von der Bad Ischler Künstlerin Maria Buchböck geschaffen.
© Hilde und Willi Senft

"Isst du einen Zauner-Stollen, musst du einen Stauner zollen" !#

Inzwischen war auch die Mutter - nach der Scheidung von ihrem Ingenieur - aus den USA wieder nach Ischl zurückgekehrt und erhob Anspruch auf den Betrieb, der theoretisch noch immer ihr gehörte. Viktor zeigte sich jedoch unversöhnlich und setzte schließlich über gerichtlichen Bescheid durch, daß sie ihm den Betrieb auch formell übergeben mußte.

1927 eröffnete Viktor das heute noch zum Zauner gehörende „Esplanaden-Café" an der Traun, und bald sagten die Ischler: „Seit der Zauner die Esplanad hat, regnet es im Sommer weniger."

Historische Gedenktage - so wie hier '1000 Jahre Österreich' - werden in den Schaufenstern beim 'Zauner' immer berücksichtig. Das Wappen ist aus Marzipan modelliert, der Doppeladler aus Schokolade gespritzt., © Hilde und Willi Senft
Historische Gedenktage - so wie hier "1000 Jahre Österreich" - werden in den Schaufenstern beim "Zauner" immer berücksichtig. Das Wappen ist aus Marzipan modelliert, der Doppeladler aus Schokolade gespritzt.
© Hilde und Willi Senft

Berühmte Gäste gingen beim Zauner ein und aus. Der sparsame, ja fast schon geizige Franz Lehär war der einzige, der grundsätzlich nicht bezahlte, sondern dem Viktor dafür auf einem Stück Notenpapier "sehneil ein Liedl aufschrieb"...

Es kamen die Kriegsjahre 1939 bis 1945, in denen auch beim Zauner nur Kuchen aus Kartoffelmehl und Ersatzkaffee erhältlich waren. Viktor Zauner wurde immer kränklicher und mißmutiger; weit und breit war kein Nachfolger in Sicht. Er adoptierte seine dreißig Jahre jüngere Haushälterin Rosina und versuchte, sie passend zu verheiraten, um den Namen Zauner weiterleben zu lassen, was aber zunächst nicht gelang. Da wandte sich das Schicksal überraschend wieder zum Besseren: Mitte Januar 1945, praktisch in den letzten Kriegslagen, wurde ihm von der berühmten Konditoren-Schule in Wolfenbüllel der 36 Jahre alte Konditormeister Richard Kurth empfohlen. Seine schier unglaubliche Geschichte wäre einen Roman wert:

Nach der Meisterprüfung ging der junge Mann 1935 nach Guatemala-City, baute dort eine Pralinenfabrik auf und machte die „Deutsche Konditorei" zur berühmtesten in ganz Mittelamerika. Er erhielt Goldmedaillen und verschiedene Auszeichnungen bei gesamtamerikanischen Wettbewerben. Da kam 1941 die deutsche Kriegserklärung an die USA dazwischen; alle Deutschen wurden auch in Guatemala interniert und nach den USA verbracht. Dort konnte Kurth im Internierungscamp bloß als Koch arbeiten. In diese trostlose Situation platzte aber die Nachricht, daß es zu einem Zivil-Internierten-Austausch mit Deutschland kommen würde. Kurth mußte vor einem Militärgericht in New York einen Eid ablegen, in der Heimat nicht zur Waffe zu greifen - eine internationale Abmachung, die auch das Dritte Reich akzeptierte. Und so traf er 1943 auf einem schwedischen Dampfer in Hamburg ein, wurde als Lehrer an eine Berufsschule in Reichenberg verpflichtet und war froh - zumal die Sowjets schon vor Breslau standen - , sich im Februar 1945 ins sichere Bad Ischl absetzen zu können. Daraus wurde jedoch eine Irrfahrt sondergleichen, und als Kurth im Juli 1945 in Ischl auftauchte, hatte sich Viktor Zauner bereits bestens mit den amerikanischen Besatzern arrangiert. Er nahm Richard Kurth mit offenen Armen auf und hatte in ihm, wie sich bald herausstellte, den idealen Nachfolger gefunden. Schon im ersten Nachkriegssommer war der Zauner überfüllt wie in guten alten Zeiten.

Auch auf privater Ebene entwickelte sich alles positiv, denn Meister Kurth fand Gefallen an Rosina, und beide heirateten 1947. Aber auch ihre Ehe blieb kinderlos. Richard stürzte sich in die Arbeit, und bald wurden auch seine Schaufensterdekorationen weitum berühmt. 1958 erhielt er auf der Brüsseler Weltausstellung eine Goldmedaille für die von ihm kreierten „Ischler Törtchen", aber schon ein Jahr zuvor war seine Krau Rosina Opfer eines tragischen Unfalls geworden.

Der köstliche 'Zaunerstollen' ist in ganz Mitteleuropa bekannt., © Hilde und Willi Senft
Der köstliche "Zaunerstollen" ist in ganz Mitteleuropa bekannt.
© Hilde und Willi Senft
So begann sich die ledige Ischler Weiblichkeit nach Ablauf des Trauerjahres Hoffnungen zu machen. Richard konnte aber weit und breit keine für ihn passende Partnerin entdecken. Schließlich waren es Freunde, die die richtige für ihn fanden und das Ganze auch geschickt einfädelten. 1962 führte er die hübsche sudetendeutsche Hauswirtschaftslehrerin Gärdi zum Traualtar, und die Ischlerinnen waren auf lange Zeit solidarisch beleidigt, daß eine „Zuagroaste" zum Zug kam.

Merkwürdigerweise stellte sich aber auch in dieser Ehe kein Nachwuchs ein, und mit den Jahren wurde die Frage eines Nachfolgers wieder einmal aktuell. Da meldete sich eines Tages ein junger Mann, ein gewisser Josef Ferner aus Tamsweg, der in Salzburg seine Konditorlehre absolviert hatte. Richard erkannte sofort dessen Talent, und als er 1971 überraschend verstarb, war Josef Ferner für Frau Gärdi schon zu einer echten Stütze geworden. 1982 entschloss sich Frau Kurth, den Namen Zauner anzunehmen, und 1984 adoptierte sie Josef Ferner, der bis auf den heutigen Tag die Tradition des Hauses und Namens „Zauner" im besten Sinn weiterführt.

Wandervorschlag#

Ist es auf der einen Seite die Katrin, so lockt auf der anderen Talseite von Bad Ischl der Leonsberg die Bergwanderer: Die etwas anstrengende, aber sehr lohnende Rundtour erfordert 6 Std. an Gesamtgehzeit und nimmt ihren Ausgangspunkt beim neuen Friedhof. Der Markierung Nr. 816 folgend, geht es durch die „Enge Zimnitz" auf gutem Pfad bis zur Schutt-Alm und weiter am Kammrücken zum Gipfel (1.745 m). Abstieg längs Markierung Nr. 814 über Gartenzinken und Walkerskogel zum Ausgangspunkt (Freytag & Berndt WKNr. 282).

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft