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Aber die Almregion ist gefährdet#

Bild 'almregion'

Viele Almen sind zu entlegen, als daß sie einigermaßen rentabel geführt werden könnten (Hochschwabgebiet, Stmk.).

Das Alpengebiet ist in den letzten Jahrzehnten durch menschliche Eingriffe so weitgehend verändert worden, daß dieser einmalige Lebens- und Kulturraum schwer bedroht erscheint. Es gibt die Schreckensvision einer Art „Vorortelandschaft" zwischen München und Mailand.

Natürlich kann man die Alpen nicht zu einem einzigen großen Nationalpark und die darin lebenden Menschen zu Museumswärtern machen, aber wir tragen unseren Nachkommen gegenüber die Verantwortung, daß dieser ganz besondere Lebensraum im Herzen Europas in seiner unverwechselbaren und einmaligen Wesensart erhalten bleibt.

Es ist zu befürchten, daß selbst für die entfernteste Almlandschaft schon Schilifte, Hotels, Straßen und Tennisplätze projektiert werden. - Erleichterungen durch einen notwendigen Straßenbau in der Almregion für das Almpersonal und die Bauern „ja", als Geschäftsobjekt für den Massentourismus aber „nein"!

Es ist von vielen Fremdenverkehrsmanagern absolut kurzsichtig, wenn sie glauben, daß die sogenannte „gut erschlossene" Bergregion Anziehungspunkt für die Erholungsuchenden ist. Im Gegenteil: Der Städter wird künftig noch viel stärker als heute eine gar nicht oder sparsam erschlossene Gebirgslandschaft bevorzugen.

Als warnendes Beispiel muß die „total erschlossene" Schiregion in Savoyen genannt werden: Hier spricht man im Sommer von „Geisterstädten", denn die Bauern sind längst alle abgesiedelt, und es fehlt der Almwirt mit seinem Vieh. So gibt es auch fast keinen Sommerfremdenverkehr. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß man nun im Sommer Rinder aus mehr als 100 Kilometer entfernten Regionen ins Gebiet bringt und ihnen sogar Glocken umhängt, was dort nie üblich war.

Im letzten Jahrzehnt wurde die echte Almregion ein immer stärker bevorzugtes Ausflugsziel. Gerade für die Mehrzahl der wenig bergerfahrenen Urlaubsgäste bietet das Erlebnis eines Almbesuches - für den man gerne den durchschnittlich l'A bis 2stündigen Aufstieg auf sich nimmt - vielfach die einzige Möglichkeit, das Gebirge in die Erholungsaktivitäten einzubeziehen. Darüber hinaus sind der Kontakt mit den herzlichrauhen Almleuten und das Angebot von direkt erzeugter Milch, Butter und Käse ganz besondere Anziehungspunkte.

Entscheidend ist dabei, daß eine Alm auch „bewirtschaftet" ist. Mehr als 50% aller bewirtschafteten und nur 20% der nicht bewirtschafteten Almen werden laut Statistik vom Fremdenverkehr genutzt. Befragungen von Urlaubsgästen haben ergeben, daß 95% aller Gäste während ihres Urlaubs in Österreich wenigstens einmal auch eine Alm besuchen wollen.

Daher erscheint auch eine Förderung der Almwirtschaft von Seiten der öffentlichen Hand aus volkswirtschaftlicher Sicht von größter Bedeutung. Der - besonders im Gebirge - wirtschaftlich so schwer ringende Bauernstand muß also aus vielerlei Gründen unterstützt werden. Schließlich führt auch nur das in einem bergbäuerlichen Familienbetrieb vorhandene „Denken in Generationen" zu einer „nachhaltigen" Bewirtschaftung und zu einem naturpflegenden und ökologisch richtigen Verhalten im Bergland.

Bewahrt unsere Almen!#

Die heile Welt der Almen scheint im Verschwinden begriffen. Aber dennoch: Sie sind ein Stück uralter Lebensform, immer noch in beachtlicher Zahl erhalten geblieben und von unseren Bergbauern mit Zähigkeit und Liebe zum Almleben gepflegt.

Die Almen sind ein Stück österreichischer Identität.

Die Bauern brauchen ihre Almen, und wir verstädterte Menschen brauchen sie ebenfalls. Unternehmen wir gemeinsam alles, damit sie auch unseren Kindeskindern erhalten bleiben!




Bilder und Text stammen aus dem Buch: "Die schönsten Almen Österreichs: Brauchtum & Natur - Erwandert und erlebt", H. und W. Senft, Leopold Stocker Verlag, 2009.