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Karl R. Wernhart: Christoph Carl Fernberger#

Bild 'Fernberger'

Karl R. Wernhart: Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621-1628. Völlig überarbeitete und neu kommentierte Ausgabe. Mit ergänzendem Kommentar für Indonesien und Südostasien von Helmut Lukas. LIT-Verlag Wien 2011. 168 S., € 19,90

Vor 40 Jahren entdeckte Karl R. Wernhart in einem Privatarchiv ein verschollen geglaubtes Manuskript. Vor 290 Jahren segelte Christoph Carl Fernberger um die Erde. Er war der erste Österreicher, der den Pazifischen Ozean überquerte und die Welt in westlicher Richtung umrundete. Unfreiwillig sieben Jahre lang unterwegs, erlitt er zweimal Schiffbruch und überstand lebensgefährliche Abenteuer. So erfüllte sich sein Wahlspruch "Das Glückh mus thuen".

Christoph Carl Fernberger von Egenberg (um 1600 - 1653) entstammte einer oberösterreichischen Adelsfamilie. Schon sein Großonkel Georg Christoph (1557-1594) war weit gereist - er lebte einige Jahre in Konstantinopel und unternahm 1588-1593 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, die ihn auch nach Asien führte. Sein Reisebericht in lateinischer Sprache befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek. Der "jüngere Fernberger" reiste zur Zeit des 30-jährigen Krieges um die Welt. Er war in kaiserliche Dienste getreten, diente bei der spanischen Armee und geriet in niederländische Gefangenschaft, aus der er sich befreien konnte. Der Plan über Venedig nach Österreich zurückzukehren, schien 1621 realisierbar. Der Hauptmann heuerte bei einem Kapitän der Ostindischen Kompanie als Küchengehilfe an und erfuhr nach der Abfahrt, dass nicht Venedig, sondern Afrika das Ziel war. Dort kam der Segler aber nicht an, sondern erlitt bei den Kapverdischen Inseln Schiffbruch. Mit einem holländischen Handelsschiff, das nach Indonesien unterwegs war, erreichte Fernberger Südamerika, Kalifornien, die Philippinen und, nach zwei Jahren, Java. 1624 machte sich der Adelige als Handelsreisender selbstständig, besuchte den Malaischen Archipel, Taiwan, China, Japan und Thailand. Seinem ursprünglichen Beruf gemäß, schlug er schließlich noch einen erfolgreichen Feldzug für eine Königin von Malakka. Danach wollte Christoph Carl Fernberger endlich den Heimweg antreten und erlitt, nachdem er Vorderindien passiert hatte, erneut Schiffbruch. Zwar wurde er gerettet, aber an einen armenischen Händler verkauft, den er auf seinen Geschäftsreisen bis Persien begleitete. Nachdem er sich von diesem losgekauft hatte, kehrte er nach Java zurück, umsegelte das Kap der Guten Hoffnung und Nordafrika, erreichte Dover und endlich Amsterdam, von wo er über Hamburg und Prag im Sommer 1628 nach Wien gelangte.

Nach Österreich heimgekehrt, ließ Christoph Carl Fernberger den jüngeren Bruder Christoph Matthias seine umfangreichen Notizen abschreiben. Das "Reißbuch" ist chronologisch aufgebaut und enthält zusammenfassende Kapitel über die fremden Menschen, Kulturen und Territorien. Diese Handschrift gelangte in das Privatarchiv der Familie Harrach, wo es der spätere Ethnologie-Ordinarius fand und erstmals 1972 publizierte (Außer dem Wiener gibt es noch ein Salzburger Manuskript als Kopie). Nun legt Karl R. Wernhart die zweite, völlig überarbeitete und neu kommentierte Ausgabe vor. Er hat den Text der Reisebeschreibung, der Authentizität verpflichtet, in der Sprache des 17. Jahrhunderts unverändert wiedergegeben und mit fast 500 Fußnoten ergänzt. Erst diese Kommentare erschließen das barocke Tagebuch. Sie enthalten textkritische und sachliche Anmerkungen, geographische, historische und ethnographische Erklärungen. Helmut Lukas und Tumiar Lukas-Sidabutar haben die Bezüge zu Thailand und Indonesien aktualisiert, sowie dortige Orts- und Eigennamen identifiziert.

Vor dem Kernstück des Buches, dem Tagebuch der Weltreise, das im Original 271 Seiten ca. im A5-Format umfasst (im Druck Seite 31 - 144), geht der Herausgeber auf Person und Reise Fernsbergers, Quellenlage und Textgestaltung ein. Danach bewertet er die Reise, die für Fernbergers Zeitgenossen in Mitteleuropa vermutlich unbedeutend war. Im konfessionellen Zeitalter hatten sie andere, existenzielle Sorgen. Rückblickend erschließt sich eine wichtige Quelle zur Entdeckungs-, Kolonial- und Wirtschaftsgeschichte, Ethnographie, Kulturanthropologie und Ethnohistorie. Den Kontext zum Fach- und Allgemeinwissen stellt Wernhart durch den Kommentar her. Schließlich charakterisiert er den ersten österreichischen Weltreisenden als Soldaten mit politischem Geschick, kaufmännisches Talent und beschreibenden Ethnographen, als "Allrounder in schwierigen Lebenssituationen".