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Michael Schmid: Hoffmann in Wien#

Bild 'Hoffmann'

Michael Schmid: Hoffmann in Wien. Der Kunst- und Kulturführer zur Wiener Moderne. Echomedia Buchverlag Wien 2014. 240 Seiten, ill. € 17,60

Josef Hoffmann war der Sohn des Bürgermeisters im mährischen Städtchen Pirnitz (Brtnice, Tschechien). Als solcher zählte er zu den Privilegierten und sollte das Gymnasium im nahen Iglau (Jihlava) besuchen. Dass er zweimal die 5. Klasse nicht schaffte, war aber rückblickend kein Scheitern, sondern eine Kurskorrektur zum richtigen Karriere-Weg. In den Ferien half der Jugendliche bei einem Baumeister aus und entdeckte die Liebe zu diesem Beruf. Dann wechselte er in die Staatsgewerbeschule in Brünn (TU Brno), wo Adolf Loos zu seinen Kollegen zählte. Hoffmann absolvierte mit Auszeichnung.

In Wien bewarb er sich an der Akademie der bildenden Künste. Er kam in die Klasse des Ringstraßenarchitekten Carl Hasenauer, die nach dessen Emeritierung Otto Wagner übernahm. Dort studierte u. a. Josef Maria Olbrich, Joze Plecnik und Jan Kotera. 1895 erhielt er zum Abschluss als besondere Auszeichnung den Rompreis, ein Stipendium für einen einjährigen Italienaufenthalt. Nach der Rückkehr schloss er sich wieder Otto Wagner und trat in dessen Atelier ein. Ab 1899 unterrichtete er selbst an der Kunstgewerbeschule (Universität für angewandte Kunst).

"Er wollte schöne Dinge mit hohem Gebrauchswert schaffen," schreibt Michael Schmid. "Weniger wichtig waren ihm dabei die Kosten. Dies hat wohl mit dazu beigetragen, dass sein wichtigstes Großprojekt, die Wiener Werkstätte, auf Dauer nicht überleben konnte." Schon früh engagierte sich Josef Hoffmann in Künstlervereinigungen, gründete oder leitete sie, wie die Wiener Werkstätte, die Sezession, den Werkbund.

"Wer in Wien lebt, kommt an Josef Hoffmann kaum vorbei", meint Schmid und teilt dessen architektonisches Schaffen in drei große Gruppen: Privatvillen, Gewerbebauten und kommunale Wohnbauten. Sein erstes Wohnbauprojekt waren die Villen der Künstlerkolonie Hohe Warte, Wien 19. Ein weiteres markantes Gebäude, die Villa Skywa-Primavesi, steht in einem anderen Nobelbezirk, Hietzing (Wien 13). Verwertungplänen zum Trotz konnte vor nicht allzu langer Zeit auch deren Jugendstilgarten gerettet und unter Denkmalschutz gestellt werden. Ihr Park war den Erbauern, dem mährischen Handelskammerpräsidenten und Reichsratsabgeordneten Robert Primavesi und seiner Lebensgefährtin, Josefine Skywa, ein besonderes Anliegen.

Unter den Gewerbebauten ragt das Sanatorium Purkersdorf hervor. 1904/05 errichtet, wurde es ein Jahrhundert später als private Seniorenresidenz revitalisiert. Das Äußere erhielt wieder ein historisches Aussehen, doch: "Das wertvolle Inventar der Wiener Werkstätte ist im Laufe der Jahrzehnte auf wundersame Weise abhanden gekommen." Abgesehen von seiner Beteiligung an der wegweisenden Werkbundsiedlung in Hietzing plante Josef Hoffmann sechs Gemeindebauten. Vom Klose-Hof, Wien 19 (1924) bis zu einer 30 Jahre jüngeren Anlage an der Heiligenstädter Straße. Wüsste man es nicht, würde man den Architekten nicht vermuten. "Diese Anlage ist mit Sicherheit nicht Hoffmanns wichtigstes Werk", meint der Autor.

Das Denkmal für Otto Wagner und Grabmäler auf verschiedenen Wiener Friedhöfen runden das umfangreiche bauliche Oeuvre ab. Michael Schmid schließt seinen Kunst- und Kulturführer mit dem Kapitel "Josef Hoffmann und der Traum vom Gesamtkunstwerk". Darin würdigt er auch die Sammlungen, die Hoffmann-Objekte zeigen und Firmen die Nachbildungen herstellen.