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Christina Rademacher: Unterwegs zwischen Wien und Bratislava#

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Christina Rademacher: Unterwegs zwischen Wien und Bratislava. Genussvoll durch Marchfeld und Donauauen. 160 S., ill., Pichler Verlag Wien 2016. € 19,90

Marchfeld: Da denken die einen an die berühmten Schlösser, andere an die historische "Kornkammer Wiens" und den "Gemüsegarten vor dem Haus", wieder andere an Donauauen und Biotope. Das jüngste Buch von Christina Rademacher gibt allen recht und lässt noch vieles andere entdecken - etwa Freizeitparks, Stadtmauern oder unkonventionelle Konzerte. Machte sich die Autorin im Vorjahr auf die "Spuren auf Prunk und Pomp", zu den Schlössern in und um Wien, so ist das Themenspektrum diesmal ungleich breiter. In bewährter Weise enthält das handliche Buch viele stimmungsvolle Fotos, Routenvorschläge für Wanderer und Radfahrer und Tipps, wo man Sehenswürdigkeiten oder Restaurants findet. Dazu kommen ein Plan und der Anhang "Mobil im Marchfeld" mit Hinweisen zu Bahn, Bus, Sammeltaxi, Fahrrad und Schiff, Literaturhinweise und Ortsregister.

Mehr als drei Dutzend Touren sind es zwischen Wien und Bratislava, in fünf Schwerpunkte gegliedert. Die ersten Kapitel enthalten Grundsätzliches über Geographie und Geschichte im "Land der Felder und Flüsse". Man lernt die Donau als Handelsweg und Kriegsschauplatz kennen und erfährt Wissenswertes über die erste Dampfeisenbahn Österreichs, die anno 1837 ihre Jungfernfahrt zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram antrat. Drei Museen, in Deutsch-Wagram, Strasshof und Breitstetten, widmen sich dem Dampfmaschinen-Zeitalter. Die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn wurde, aus Angst vor Feuergefahr durch Funkenflug, "in respektvollem Abstand zu den Dörfern verlegt." Allein in den ersten zwei Betriebsmonaten zählte die "Rauch spuckende Attraktion" rund 150.000 Fahrgäste.

Heutige Touristen kommen aus anderen Gründen. Sie finden nächst Donau und March ein "Schlaraffenland für Gemüsefans", und zwar "Von A bis Artischocke bis Z wie Zwiebel". Ein junger Bauernsohn, der in der Saatzucht Probstdorf arbeitete, entdeckte den Marchfeldspargel. 1975 zog Werner Magoschitz die ersten 500 Pflanzen, drei Jahrzehnte später trägt Marchfeldspargel das Prädikat "geschützte geografische Angabe (g.g.A.)" und der Pionier ist einer seiner größten Produzenten. Doch auch Liebhaber anderer Gemüse und Gewürze, wie Artischocken oder Knoblauch kommen hier auf ihre Rechnung.

Über "Bauerndörfer, Mauerstädte, Pendlerorte" informiert der nächste Abschnitt. Die Storchenstadt Marchegg zum Beispiel kann mit einer speziellen Gründungsgeschichte aufwarten. Der Ort war im 13. Jahrhundert die größte befestigte Neugründung Europas. König Přemysl Ottokar II. von Böhmen ließ Stadt und Burg als Bollwerk gegen die Ungarn errichten. An der Rückseite des Schlosses erkennt man Bauteile der Burg, Wienertor und Ungartor gemahnen an die 8 m hohe mittelalterliche Stadtmauer. Die Pfarrkirche geht ebenfalls auf die Anlage von 1268 zurück.

Auch im Kapitel über die Schlösser kommt Marchegg - "Stadtburg mit Barockgesicht" - neben der Ruine Devin, den Jagdschlössern Eckartsau und Niederweiden, dem Prunkschloss Hof, dem historistischen Familiensitz Leopoldsdorf, dem Renaissancekastell Orth, der Wehrburg Sachsengang und dem jetzt als koptisches Kloster dienenden einstigen Prachtbau Obersiebenbrunn - vor. Letzterer war das erste Marchfeldschloss im Besitz des Prinzen Eugen, der es repräsentativ umgestalten ließ. An die einstige Herrlichkeit erinnert der restaurierte, nach Plänen J. L. Hildebrandts errichtete Gartenpavillon. Nobel umschreibt die Autorin des Zustand des Schlossparks: "Obwohl die üppige Vegetation vor den Wegen nicht haltmacht, ist die Struktur … noch gut zu erkennen."

Zurück zur Natur. Über "Trappen, Triele und andere seltene Vögel" kann man im Folgenden viel Unbekanntes erfahren. Der Nationalpark Donauauen erstreckt sich auf 38 km, entlang des Marchfeldkanals sind 62 km als Freizeitareal mit Themenwegen inszeniert. Das WWF-Auenreservat umfasst 1.100 ha und das Natura-2000-Gebiet im Umfeld von Haringsee 16.000 ha. Seit den 1970er Jahren besteht in dieser Gemeinde die Eulen- und Greifvogelstation, wo "anders als bei Flugschauen oder in Tiergärten nicht das Interesse zahlender Besucher, sondern das der Tiere im Mittelpunkt steht." Hier leben Krähen, Greifvögel, Eulen, Habichtskäuze und Silbermöwen friedlich zusammen. Auch auf Erfolge bei Artenschutzprojekten für Bartgeier und Sumpfschildkröten kann die "Arche Noah am Ortsrand von Haringsee" stolz sein.

Schließlich empfiehlt sich das Marchfeld für sportliche Aktivitäten. Der ehemalige Safaripark Gänserndorf ist zum Erlebnispark mit allerlei Attraktionen geworden. 15 Reitvereine und Reiterhöfe haben sich im weiten Land etabliert. In Groß-Enzersdorf lädt eine der größten Anlagen Niederösterreichs zum Tennisspielen ein. Wasserläufe, Badeseen und der Donau-Oder-Kanal bieten zum Schwimmen Gelegenheit, zwei Golf- und zwei Minigolfplätze sind vorhanden. Ein spezieller Ausflugstipp führt zum Flugsportzentrum Spitzerberg. Dazu schreibt Christina Rademacher: "Was immer Sie auch aus der Vogel-, Radfahrer- oder Froschperspektive entdecken mögen: Im weiten, menschenleeren Marchfeld und in den grünen Naturparadiesen entlang von March und Donau lässt es sich immer wieder genüsslich abtauchen und für ein paar Stunden die Stille zwischen den beiden Großstädten Wien und Bratislava hören."