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OHA WISOG AL 4-12/83#


Interview hören (mp3)
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(Tondokument ab 1:17' entspricht dem ersten Absatz des geschriebenen Textauszugs)


Interview mit XY (Beruf Kammerjungfer am Kaiserlichen Hof, Jahrgang 1891) Auszug:



I.: Und wo hat der Kaiser Karl seinen Sitz gehabt?


Ja, wir sind sehr viel gewandert, eingetreten bin ich in Schloss Laxenburg, das ist bei Wien, dort hat der Kaiser residiert. Dann sind wir nach Schönbrunn gewandert, übersiedelt und von Schönbrunn sind wir, wo waren wir denn da? In die Hofburg, das ist auch in Wien gewesen und zum Schluss, die Kinder waren ihre. Wie ich dort eingetreten bin, waren drei Kinder auf der Welt, das vierte ist in Wien auf die Welt gekommen. Der Prinz, Karl Ludwig glaube ich hat er geheißen, ja. Da sind die Kinder nach, ja pardon ich hab das nicht gesagt. Die Kaiserin habe ich nicht frisiert, die Kaiserin hat ihre Kammerjungfern gehabt. Ich habe da bei Hof die Hofdamen gehabt, da waren die drei meistens und jede Hofdame, die selbst eine Aristokratin war und privat ihr eigenes Schloss meistens gehabt hat. Ich bin nicht zur Kaiserin aufgenommen worden, sondern eben im Kaiserhaus und bin zur Gräfin Kerstenbruck(?) gekommen, das war das, bei der war meine erste Stelle, habe aber natürlich das ganze Hofleben und die Kaiserin, alles gesehen, wie das schon in einem Haus ist.


I.: Ja.


Dann sind die Kinder nach Gödele, das ist in Ungarn, wieder zur Erholung von der Großstadt und die, meine Gräfin, die war die, d.h. Erzieherin der Kaiserkinder und die hat natürlich mit müssen und ich natürlich auch für die Gräfin. Da ist das Kaiserpaar auch gekommen und war die Familie unten in Gödele beisammen und da ist aber die Zeit schon sehr kritisch geworden. Es ist das 1918 Jahr gekommen und da ist schon. Man hat das Kaiserpaar schon verhöhnt, man wollte eine Republik. Und ich, hat meine Gräfin ‘aufgeläutet’ so um Mitternacht, "Therese, sofort das Allernotwendigste zusammenpacken". Na, der Kaiser, das Ehepaar reist ja schon zwei Tage vorher nach Wien gefahren, weil eben die Zeit so kritisch war und die Kinder sind zurückgeblieben in Gödele. Na, und da habe ich halt das Allernotwendigste in einen Koffer, was die Gräfin braucht. Sie hat gesagt: "Vom Personal kommt niemand mit, es muss alles unauffällig sein." Wenn die Ungarn merken, dass das jetzt, dass die Kinder weg sind, weiß man ja nicht, was die während der Fahrt machen, so sind wir, bei der Nacht, sind meine Gräfin und die Kinder weggefahren und ich habe das Notwendigste mitgegeben. Sie hat gesagt: "Sie müssen leider dableiben."


I.: Und wohin sind sie gefahren, nach Wien zurück?


Wie bitte?


I.: Nach Wien zurück ist die Gräfin mit den Kindern gefahren?


Nach Wien, nach Schönbrunn, zu den Eltern. Und wir, das Personal, sind in Gödele geblieben und da ist schon die Revolution ausgebrochen, es, wir haben schon die Kanonenschüsse gehört, wir haben uns gar nicht hinausgetraut und dann nach einer Woche ca. wird 'aufgeläutet', es ist alles in Ordnung gemacht worden, es fährt ein Sonderzug diese Zeit, wir sollen nachkommen nach Schönbrunn. Erzähle ich zu ausführlich oder ist das recht so?


I.: Nein, es passt schon so.


So wurde es auch gemacht, wir sind auch bei der Nacht gefahren, damit es niemand merkt und sind nach Schönbrunn gefahren. Dort waren wir auch nur ca. eine Woche, hat das Kaiserpaar überhaupt weg müssen, es waren schon die ‘Sozi’ da und haben gedroht mit dem Ermorden und mit allem auf das Kaiserpaar. Und, Gott wie oft sind wir geflüchtet und alles heimlich, dann sind wir nach Eckartsau(?), das Eckartsau ist auch ein Schloss, von Schönbrunn nach Eckartsau.