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Menschen von heute – Aufgaben für morgen#

Von Irolt Killmann und Josef W. Wohinz


Die Technik am Weg ins 21. Jahrhundert#


"Sie versprechen, der Wissenschaft zu dienen, ihre Ziele zu fördern und dadurch verantwortlich zur Lösung der Probleme der menschlichen Gesellschaft und deren gedeihlicher Weiterentwicklung beizutragen sowie der Technischen Universität Graz verbunden zu bleiben."


Dieses Gelöbnis der AbsolventInnen bildet aufgrund eines Beschlusses des Senates nach wie vor einen zentralen Bestandteil der akademischen Feiern zum Abschluß der ordentlichen Studien. Mit dieser Formulierung wird zunächst eine Tradition weitergeführt, die mit dem Wesen unserer Universität wohl untrennbar verbunden ist. Gleichzeitig wird darin aber ein Auftrag zum Ausdruck gebracht, der eine gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung in der Zukunft umfaßt.


Erzherzog Johann hat anläßlich der Gründung des Joanneums in dem zu diesem Anlaß von ihm persönlich ausformulierten Statut mit dem Satz begonnen: "Stete Entwicklung, unaufhörliches Fortschreiten ist das Ziel des einzelnen, jedes Staatenvereines, der Menschheit."


Diese, in der Zwischenzeit als "joanneischer Geist" bezeichnete, zutiefst innovationsorientierte Grundeinstellung erscheint heute und für morgen genauso wichtig wie damals.


In allen Lebensbereichen erfahren wir eine sehr dynamische Entwicklung. Dies gilt für die Gesellschaft ebenso wie - vor allem - für die Technologie. Selbstverständlich ist auch die Technische Universität Graz davon erfaßt und hat sich ihr zu stellen.


In diesem Sinn bildet die bewußte Entscheidung für eine konstruktive Auseinandersetzung mit dieser Entwicklung eigentlich die große Herausforderung für alle, die sich mit unserer Universität verbunden fühlen; es betrifft die Universitätsangehörigen, aber auch alle, die das universitäre Umfeld bilden.


Merkmale der Universität von heute#


Als Merkmale der universitären Situation von heute und für morgen können schlaglichtartig die folgenden Thesen formuliert werden:


(1) Aufgeschlossenheit gegenüber dem Neuen

Gerade Technische Universitäten sind aufgerufen, sich mit allen Entwicklungen im Umfeld offensiv auseinanderzusetzen. Dieser gesellschaftliche Impuls ist bewußt aufzugreifen und soll durch interdisziplinäre und problembezogene Zusammenarbeit neue Lösungen für Wohlstand und Fortschritt ergeben.

Diese wissenschaftliche Aufgeschlossenheit gegenüber allem Neuen findet in vielfältiger Weise ihren Niederschlag. Sie betrifft selbstverständlich zunächst die akademische Forschung und Lehre, in der verstärkt die Beschäftigung in Bereichen der Hochtechnologie angestrebt wird. Sie betrifft aber auch die Aufgeschlossenheit gegenüber notwendigen Veränderungen in den organisatorischen Strukturen, wie sie an den Universitäten auf Grund von Entscheidungen im gesellschaftlich-politischen Bereich immer wieder notwendig sind.


(2) Strategische Orientierung wesentlich

Das strategische Management einer Universität ist auf den Aufbau und Ausbau, die Pflege und Nutzung von Erfolgposotionen und Erfolgspotenzialen ausgerichtet.

Strategieentwicklung bedeutet dabei insbesondere das Herausfinden von Stärken und deren ausgewogenener Ausbau unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten.

Vor allem gilt dies für Entscheidungen über spezifische Angebote in der akademischen Lehre und Forschung an bestimmten Standorten, die Zuordnung von Ressourcen zur Ausbildung strategischer Schwerpunkte sowie die Auswahl, den Einsatz und die Entwicklung von MitarbeiterInnen, um die strategischen Ziele auch erreichen zu können.

Den zusammenfassenden Ausdruck der grundsätzlichen strategischen Orientierung der Technischen Universität Graz stellt das Leitbild dar, das als Leitlinie des Handelns nach außen und nach innen interpretiert werden kann.

Die Rückkoppelung zu den AbsolventInnen wurde durch die Verstärkung des Alumni-Gedankens aufbauend auf dem Absolventenverein aus 1887 ermöglicht. Darüber hinaus wurde das Forum "Technik und Gesellschaft" eingerichtet, in dem an der Universität mit namhaften Unternehmungen gemeinsam Fragen von allgemeinem gesellschaftlichen Interesse behandelt werden.


(3) Die Universitäten: Professionelle Dienstleister

TU Graz Hauptgebäude
Die "Technik in Graz": ein professioneller Dienstleister (Foto: H. Tezak)
Gerade Technische Universitäten müssen durch ihren notwendigerweise engen Kontakt zur betrieblichen Praxis eine dafür geeignete Organisationskultur wie Organisationsstruktur aufweisen. In diesem Sinne kann eine Universität durchaus als professioneller Dienstleister gesehen werden.

Diese Dienstleistungen ergeben sich auf Grund der Nachfrage nach wissenschaftlichen Leistungen in akademischer Forschung und Lehre.

Als Produkte der Universitäten sind anzusehen:

  • die Vermittlung von Fachausbildung bzw. Fachkompetenz
  • die Vermittlung von Persönlichkeitsbildung bzw. sozialer Kompetenz
  • die Realisierung von Forschungsergebnissen für den Technologie- bzw. Wissenstransfer.

Die Einrichtung von neuen bzw. die Überarbeitung von bestehenden Studiengägneen, die Beteiligung an Kompetenzzentren wie die Einrichtung eines A-plus-B-Gründungszentrums können als Beispiele dafür genannt werden.

Der Dienstleistungsbegriff ist aber nicht nur für externe Leistungen angebracht; auch innerhalb der Universität kann von Dienstleistungen gesprochen werden. Das Denkmodell der Dienstleister-Kundenbeziehung führt zur Orientierung der eigenen Arbeit an anzusprechenden Kunden im eigenen Haus und damit zu einer Geisteshaltung, die die Unterstützung anderer bei der Zielerreichung miteinbezieht.

Dienstleistungsgedanke und Kundenorientierung erscheinen notwendig und wichtig, um auch in Zukunft einen hervorragenden Platz im universitären Wettbewerb einnehmen zu können. Damit soll den Universitäten in der öffentlichen Meinung jener Stellenwert gesichert werden, der ihnen gebührt.


(4) Zielgruppen mit ihren Ansprüchen einbinden

Für eine Universität erscheint die Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Interessen der relevanten Anspruchsgruppen sehr wesentlich.

Die Studierenden
Die Stdudierenden: unsere wichtigste Zielgruppe
Als Anspruchsgruppen, die Leistungen der Universitäten erwarten, sind zu differenzieren:

  • die Studierenden
  • die AbsolventInnen im Falle der Weiterbildung
  • die Verwaltung, Wirtschaft und Industrie einerseits als potentielle Arbeitgeber für die AbsolventInnen, andererseits als Auftraggeber für die Forschung
  • Einrichtungen zur Lehre und Forschung als Kooperationspartner
  • die Gesellschaft bzw. die Kapitalgeber aus Bund, Ländern und Gemeinden






Nach Maßgabe der Möglichkeiten sollten diese Anspruchsgruppen bei universitären Entscheidungen Berücksichtigung finden bzw. wo möglich auch eingebunden werden.

Die Gesellschaft wird im weitesten Sinn von einer Universität entsprechende Lösungsansätze für anstehende Probleme im Sinne einer Zukunftswerkstätte erwarten. Gleichzeitig wird aber nicht nur die Einhaltung von Rechtsnormen, von Moral und Ethik, sondern immer mehr auch der Nachweis der Glaubwürdigkeit durch entsprechende Transparenz der Entscheidungsprozesse nachgefragt.


(5) Die Autonomie als Chance nützen

Die Veränderungen in den universitären Organisationsstrukturen - wie zuletzt im UG 2002 vorgesehen - haben eine Stärkung der Autonomie zum Ziel. Die Technik in Graz hat solche Veränderungen immer auch als Chance gesehen. Deshalb wurde seit langem für eine konsequente Umsetzung plädiert. Die derzeit vorgesehenen Leistungsvereinbarungeen sollten neue Möglichkeiten ergeben, den zunehmenden Wettbewerb zwischen den Universitäten und anderen Forschungs- und Bildungseinrichtungen erfolgreich zu bestehen.

Denn mehr Universitätsautonomie bedeutet ja nicht weniger, sondern mehr Verantwortung, aber dann weniger gegenüber dem Staat als in der direkten Beziehung zur Gesellschaft. Mehr Autonomie bedeutet, daß die bildungs- und forschungspolitischen Imperative überwiegend von der Gesellschaft und d.h. in Zukunft ganz speziell von der Wissensgesellschaft kommen. Die Unversitäten werden sich daher nicht im "freien Raum" bewegen, sondern mit neuen Aufgaben konfrontiert und vielleicht um so enger in die Gesellschaft eingebunden sein.

Da mehr Autonomie also auch mehr Verantwortung bedeutet, wird es notwendig sein, die interne Organisationsstruktur so anzupassen, daß mögliche Benachteiligungen von Interessensgruppen aufgefangen werden können. Eine nach wie vor selbstverwaltete Universität ist auf die Motivation und das Engagement aller Personen bzw. Personengruppen angewiesen.


(6) Wissensbilanz als Führungsansatz

Mit der allgemein feststellbaren Wissensintensivierung in allen Bereichen der Gesellschaft kommt auch der dafür relevanten Wissensbasis eine zunehmende Bedeutung zu. Damit sieht sich das Wissenschaftssystem in vielen Ländern und so auch in Österreich mit gesteigerten Erwartungen und neuen Herausforderungen konfrontiert.

Als Wissenschaftssystem sind zunächst alles Einrichtungen akademischer Forschung und Lehre zu sehen; die Universitäten bilden in diesem Sinne den Kern des Wissenschaftssystems.

Die Nutzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, die Bildung neuer organisatorischer Strukturen, der Einsatz neuer Technologien betreffen selbstverständlich auch die Arbeitswelt von MitarbeiterInnen an den Universitäten wie im Wissenschaftssystem allgemein.

Damit zusammenhängend werden innovativ geprägte Prozesse der Wissensentwicklung, des Wissenstransfers, der Wissensnutzung, der Wissensbewahrung wie der Wissensbewertung besonders wichtig. Individuelles und organisationales Lernen werden zu einer Herausforderung für alle, die im Wissenschaftssystem in Zukunft erfolgreich mitwirken wollen.

Wissensbilanzen versuchen nun, die vorhandenen Kompetenzen, das Wissen und die Fähigkeiten der MitarbeiterInnnen, aber auch die verfügbaren strukturellen und finanziellen Ressourcen sowie die daraus erzielten Ergebnisse darzustellen.

Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Zukunftsorientierung zu legen. Damit soll erreicht werden, daß bisherige Ergebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen laufend hinterfragt, analysiert und mit möglichen Zukunftsperspektiven konfrontiert werden.

Ausgehend von den politisch geprägten Rahmenvorgaben und dem universitären Leitbild können derart das Human-, Struktur- und Finanzkapital auf die relevanten Kernprozesse der akademischen Forschung und Lehre gespiegelt und damit die Auswirkungen auf alle Anspruchsgruppen ermittelt werden. Dies führt zu einer Evaluierung, die weit über die bisherigen Ansätze hinausgeht. Die Technische Universität Graz sieht daher in der Erstellung einer Wissensbilanz für die Universität einen Führungsansatz, der die Profilbildung wertvoll unterstützt.


(7) Kooperationen bewußt gestalten

Die scientific community von heute stellt ein weltweites Netzwerk dar, in dem die Kooperationen mit unterschiedlicher Intensität gepflegt werden. Sie reichen vom gelegentlichen Informationsaustausch bis zu gemeinsamen, langfristig angelegten Forschungsvorhaben. In jüngster Zeit hat in diesem Sinne die Technik in Graz an zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprogrammen mitgewirkt.

Für eine technische Universität ist auch eine enge Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Industrie von außerordentlicher Bedeutung - besteht doch die Notwendigkeit, den Studierenden den jeweils neuesten Stand der Technik nahzubringen und sie frühzeitig an die Anforderungen der Praxis heranzuführen. Dies ist am besten durch gemeinsame Projekte zu realisieren, die in der Form von Forschungsaufträgen, Dissertationen oder Diplomarbeiten ihren Niederschlag finden.


Schwingprüfstand
Schwingprüfstand (Foto: T. Groß)

Bau-Technik-Zentrum
Bau-Technik-Zentrum / BTZ (Foto: P. Ott)
Accoustic Compentence Center
Accoustic Compentence Center (Foto: H. Tezak)


Die Zusammenarbeit bei der Einrichtung
des Schwingprüfstandes (mit Siemens-SGP Verkehrstechnik),
des Acoustic Compentence Center ACC im Rahmen des Automobilclusters Styria (mit AVL List GmbH und Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik AG & Co KG),
die Einrichtung des Bautechnikzentrums (für Bauphysik, Holzbau, Baustoffprüfung und Erdwissenschaften) sowie die
Einrichtung mehrerer Kplus-Competence Centers

können hier als aktuelle Beispiele erwähnt werden.





(8) Ressourcen: Konzentration auf Schwerpunkte

Die Technische Universität Graz hat im Rahmen der Profilbildung Entwicklungspläne für die Forschungs- und Lehraktivtäten an allen fünf Fakultäten erarbeitet.

Im Bereich der Forschung haben sich daraus etwas ein Dutzend Forschungsgebiete ergeben, von denen voraussichtlich die Hälfte als interdisziplinäre, besonders zu fördernde Forschungsschwerpunkte angesehen werden können.

Eingebunden in den europäischen Forschungsraum wird damit die Einrichtung von Centers of excellence möglich.

In der Lehre ist gemäß der Bologna-Erklärung die Anpassung an ein dreistufiges Ausbildungssystem vorgesehen: als Ergänzung dazu ist die Vermehrung des Weiterbildungsangebotes für lebenslanges Lernen zu sehen. Mit der Einrichtung des Forums "Multimediales Lernen im Netz" werden innovative Ansätze in diese Richtung unterstützt.

Eine Stärkung bei den Dienstleistungen sollte durch eine Konzentration bei den Ressourcen unterstützt werden. Insbesondere gilt dies auch für die weitere Entwicklung der Infrastruktur der Technik in Graz.

Die bereits bestehenden drei Standorte - Alte Technik, Neue Technik und Inffeldgründe - werden weiterentwickelt. Im Innenhof des Gebäudes Rechbauerstraße 12 wurden ein ansprechendes Foyer sowie ein dringend notwendiger Hörsaal eingebaut.

Im Bereich der Neuen Technik (Kopernikusgasse/Brockmanngasse/Stremayrgasse) liegt eine entsprechende Studie zur Weiterentwicklung vor und wartet auf ihre Realisierung. Damit sollte diesem Stadtteil von Graz ein neues und zeitgemäßes Gepräge gegeben werden.

Die Weiterentwicklung des Standortes auf den Inffeldgründen führt dazu, daß hier in Zukunft die größten Objekte der Technik in Graz angesiedelt sein werden. Dringend nötige Infrastruktur wurde durch den lange geplanten Bau des Studienzentrums geschaffen, in dem neben studentischen Arbeitsplätzen auch eine Bibliothek und eine Mensa untergebracht sind. Darüber hinaus haben dort auch Institute der Technischen Universität wie der Universität für Musik und Darstellende Kunst Platz gefunden und damit in beispielgebender Weise zur effektiven Nutzung von Ressourcen beigetragen.


Wichtige Infrastruktureinrichtungen, wie Hörsäle, Mensa, studentische Arbeitsplätze und einschlägige Bibliotheken, sind nun an allen drei Standorten vorhanden. Die räumliche Konzentration auf drei Standorte wird sowohl den Studierenden ihre Zeiteinteilung erleichtern als auch die Zusammenarbeit der Institute untereinander fördern.

Schmetterlingsflugbahn
Schmetterlingsflugbahn von Marijke de Goey (entstanden 1999) in der Inffeldgasse (Foto: H. Tezak)

Schaukel-Projekt
Schaukel-Projekt von Markus WIlfling (entstanden 2001) in der Inffeldgasse (Foto: H: Tezak)


Moderne, zweckentsprechende und formschöne Architektur der neuen Gebäude werden der Erzherzog Johann Universität ein zukunftsweisendes, innovatives Gepräge geben. Ihr Motto - Aus Tradition für Innovation - wird auch an den Gebäuden, von der "Alten Technik" in der Rechbauerstraße bis zum modernen Studienzentrum in der Inffeldgasse, für jeden Besucher deutlich erkennbar sein.



TUG online
TUG online zur aktuellen Information über die "Technik in Graz"
Die räumliche Verteilung der Universitäten in Graz und die drei in der Stadt verteilten Standorte der Technischen Universität Graz lassen einen geschlossenen Campus nicht zu, wie er an den anglo-amerikanischen Universitäten die Regel ist.

Dieser Nachteil wurde in Graz mit Hilfe der EDV überwunden: Über Glasfaserkabel sind nicht nur die Universitäten, sondern auch die Heime für die Studierenden Vernetzt.


Im Sinne eines "virtuellen Campus" hat jeder Platz im Studentenheim Zugang zum Server der Technischen Universität Graz, damit zum Internet und zu allen Diensten des Zentralen Informationsdienstes.




(9) Internationale Präsenz verstärken

Schon in der Vergangenheit war die internationale Ausstrahlung der Technik in Graz recht beachtlich; dies soll in Zukunft noch verstärkt werden.

Die europäischen Austauschprogramme für Studierende und WissenschaftlerInnen finden regen Zuspruch. Die Grenzen sind nur gezogen durch die verfügbaren Mittel und durch den Umstand, daß alle diese Programme auf eine Ausgewogenheit zwischen Outgoings und Incomings hinzielen. Hier wirken sich drei Umstände hemmend aus: Während alle unsere Studierenden und WissenschaftlerInnen begierig sind, fremde Sprachen, insbesondere Englisch, durch einen Aufenthalt in den entsprechenden Ländern zu perfektionieren, ist der Wunsch fremdsprachiger Studierender, Deutsch zu lernen, nicht so start ausgeprägt.

Dazu kommt, daß die Mehrzahl der Universitäten in der Welt dem anglo-amerikanischen Studiensystem verpflichtet ist. Die Bemühungen des European-Credit-Transfer-Systems (ECTS), an dem die Technische Universität Graz maßgeblich als Pilotuniversität mitgewirkt hat, haben den Vergleich von Lehrveranstaltungen in unterschiedlichen Ländern erleichtert. Sie bringen eine erhebliche Verbesserung, lösen aber das Problem nicht vollständig. Die differenzierte Gewichtung von Grundlagenfächern und praxisorientierten Fächern macht es nicht immer leicht, in einem bestimmten Studienjahr eine geeignete Fächerkombination zu erreichen. In einzelnen Studienrichtungen ist aber durch die Gliederung in Anlehnung an die angl-amerikanischen Studienprogramme (Bachelor bzw. Master) bereits eine hohe Kompatibilität gegeben.

Als dritte Hemmschwelle für ausländische Studierende und WissenschaftlerInnen besteht noch immer die Tatsache, daß Graz ein vergleichsweise wenig bekannter Ort auf der Landkarte ist. Die Bemühungen der Stadt und der Universitäten zeigen jedoch schon schöne Früchte. Graz als Standort mit zukunftsweisender Lehre und Forschung erlangt gerade durch den internationalen Austausch im universitären Bereich immer mehr Beachtung.

Die globale Orientierung stellt keine moderne Worthülse, sondern ein höchst aktuelles Anliegen der Technik in Graz dar.


Am Beginn des 21. Jahrhunderts#

Die Universitäten stehen heute, wie schon oft in ihrer Geschichte, duchaus im Kreuzfeuer kritischer Anmerkungen. Die Universitäten dürfen nicht achtlos mit dieser Kritik umgehen, sie müssen sich dieser stellen und alles unternehmen, um bestehende Zustände noch zu verbessern. Dies trifft auch für die Technische Universität Graz in ganz besonderer Weise zu. In einer Zeit, in der Veränderungen schneller als früher eintreten und beinahe täglich neue Herausforderungen auf die Universitäten zukommen, steht die Technik in Graz, wie sie liebevoll von den Angehörigen, den Studierenden und den Einwohnern von Graz genannt wird, fest in ihrer großen, fast zweihundert Jahre umfassenden Tradition. Auf diesem festen Grund werden jene Innovationen entwickelt, die nötig sind, um den Herausforderungen der Zeit zu entsprechen. Den Feststellungen über "die Universitäten in der Krise" kann somit für die Technische Universität Graz ein Ansatz zur "Uni-innovativ" gegenübergestellt werden. Die Beispiele aus der jüngeren und jüngsten Zeit sprechen für sich: die Implementierung des UOG 93, die erstmalige Wahl einer Persönlichkeit von außerhalb der Universität zum Rektor, die Einführung der Evaluierung, die Gliederung von Studienplänen in drei Studienabschnitte mit der Möglichkeit des Erwerbes eines Bacchalaureates. Auch die neuen Wege einer intensiven Zusammenarbeit mit der Industrie weisen die Technische Universität als kundenorientierten Dienstleister aus.

Cartoon Uni-Krise
Unis in der Krise? (Cartoon von J. Stosiek)

Cartoon UNI-INNOVATIV
Auf dem Weg zur UNI-INNOVATIV (Cartoon von J. Stosiek)

Noch stehen wichtige Aufgaben vor uns. Viele unserer Studierenden sind bereits im Berufsleben tätig und verlangen ein Studienangebot, das ihnen die zeitliche Kombination von Arbeit und Studium ermöglicht. Die rasche Entwicklung der Technologie erfordert ein Weiterbildungsangebot für unsere AbsolventInnen und für die in der Praxis stehenden IngenieurInnen. In beiden Fällen wird die Einführung eines Fernstudiums notwendig. Mit den bereits entwickelten Ideen sollte es für die Technik in Graz keine Schwierigkeiten bereiten, auch für neue Formen des Lehrens und Lernens innovative Wege zu beschreiten.

Die Technische Universität Graz hat zusammen mit den anderen Universitäten in Graz bzw. Leoben sowie den Fachhochschulstudiengängen an diesem Standort günstige Voraussetzungen für die zukünftige Entwicklung. Die Zusammenarbeit unter den Universitäten ist stark ausgeprägt und führt zu einer Reihe von gemeinsamen Aktivitäten in der Form von Studienangeboten und Spezialforschungsbereichen. Die abgestimmte Nutzung von verfügbaren Ressourcen kann ebenfalls als Ausdruck dieser grundsätzlichen Einstellung gesehen werden.

TUG Online
Willkommen an der Technischen Universität Graz
Graz besitzt als einzige Landeshauptstadt außerhalb von Wien die Möglichkeit einer breit gestreuten universitären Ausbildung.

Auch die Zusammenarbeit mit den Verantwortungsträgern in der Stadt Graz, im Land Steiermark und den Bundesstellen ist überaus positiv und von einem konstruktiven Klima geprägt. Bei aller Knappheit der verfügbaren Ressourcen ist es immer noch möglich gewesen, wichtige Vorhaben in Forschung und Lehre auch finanziell entsprechend zu bedecken.

In diesem Sinn kann durchaus festgehalten werden, daß die Technische Universität, und mit ihr wohl alle Universitäten in Graz, stolz auf ihren Standort hier sind. Gleichzeitig ist aber auch anzumerken, daß Graz, Steiermark, ja Österreich, mit Stolz auf ihre Universitäten blicken können.

Im Rückblick auf die große Vergangenheit und unter Hinweis auf die aktuelle Situation behält eine Formulierung Gültigkeit, die Erzherzog Johann in seiner ihm eigenen Sprache im Jahre 1811 prägte: "Man ist auf der Welt, um zu forschen, sich auszubilden und zu nutzen." In diesem joanneischen Geist kann die Technik in Graz voll Zuversicht im 21. Jahrhundert weiterarbeiten.



Literaturhinweise:#

  • HÖDL, Erich: Universitätsautonomie in der Wissensgesellschaft, in: Akademische reden an der technischen Universität Graz, Bd. 5, Graz 2001
  • HÖDL, Erich; ZEGELIN, Wolf: Hochschulreform und Hochschulmanagement, Marburg/Lahn 1999
  • KILLMANN, Irolt: Universität imWettbewerb, in: Akademische Reden an der Technischen Universität Graz, Bd. 2, Graz 1997, S. 3-18
  • OBERHOFER, A.F.; WOHINZ, J.W.; KROPIUNIG, J.: Innovatives UNI-Management, Eine Orientierung, Wien 1997
  • WOHINZ, Josef W.: Tradition und Innovation, in: Akademische Reden an der Technischen Universität Graz, Bd. 1, Graz 1996
  • WOHINZ, Josef W.: Innovation als Gründungsauftrag, in: Technische Universität Graz (Hg.): Bericht 1993-1996, Graz 1996




© Text und Bilder: Josef W. Wohinz