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Sagen aus dem Raum Johnsbach Johnsbach, Steiermark #


Die Stiftsherrengrotte in Johnsbach

Stift Admont
Stift Admont

Das uralte und mächtige Stift Admont durchlebte Zeiten, wo die Mönche des Hl.Benedikt das klösterliche Dasein auch von der angenehmen und unterhaltsamen Seite in reichem Maße genießen konnten. So war das Johnsbachtal, das zum Besitz des Stiftes gehörte, oft Schauplatz fröhlicher Jagden. Dabei soll es auch nachher hoch hergegangen sein, wenn man sich in einer geräumigen Höhle zum Kartenspiel traf. Bis heute hat dieses unterirdische Gelaß aber noch niemand wiederentdeckt. Man erzählt sich nur, daß dieses ganz in der Nähe des Pfarrhofes gelegen sei und man im Inneren steineren Tische und Bänke sehen könne.

Die Sage vom "hellichten Stein"

Wenn man von der Gesäusestraße beim Bachwirt ins Johnsbachtal abzweigt, kommt man kurz darauf an der rechten Seite an zwei sagenumwobenen Felsformationen, dem "hellichten Stein" und dem "Amtmannsgalgen" vorbei. Mit ersterem hat es folgende Bewandtnis:

Einst hatte sich ein in Diensten des Stiftes Admont stehender Jäger in der Felswildnis des Johnsbachtales verirrt hatte. Er fand aus dem dichten Wald, der alles bedeckte, trotz heftigen Bemühens nicht mehr heraus. Schon war es stockfinstere Nacht geworden und er stand abgekämpft und erschöpft in der Wildnis. Auf einmal gewahrte er Lichtschein. Als er auf diesen zuschritt, sah er zu seinem Erstaunen, daß dieser aus einem Felsen drang und einen am Fuße desselben gelegenen Weg beleuchtete, der ihm als Jägerstein sehr wohl bekannt war. Als er die auffällige Stelle, die ihm den richtigen Weg gewiesen hatte, passiert hatte, bemerkte er, daß das Licht wieder erlosch. Nach dieser Begebenheit heißt der Felsen heute noch der "hellichte Stein" und das erwähnte Phänomen soll sich noch öfters zugetragen haben.

Der geprellte Teufel und der listige Amtmann, oder: Die Sage vom Amtmannsgalgen

In Krumau bei Admont lebte einst ein stiftischer Amtmann mit seinem bösen, zank- und streitsüchtigen Weibe, das ihm das Leben gar schwer machte. Verbittert darüber vernachlässigte er seine Amtsgeschäfte und ergab sich leidenschaftlich dem Spiel und Trunk. Wochenlang verweilte er in den Wirtshäusern, sodaß sein ganzes Hauswesen verfiel. Mit der Zeit ging ihm aber das Geld aus und so machte er einfach Schulden. Als die Leute nach einige Zeit das Geld von ihm zurückforderten, war der arme Amtmann ganz verzweifelt, ging in die Felsenwildnis der Johnsbacher Berge und verschrieb sich dem Teufel. Der Teufel erschien auch, verschaffte ihm Geld in Hülle und Fülle und diente ihm noch als Jägerbursche verkleidet ein volles Jahr.

Jetzt führte der Amtmann erst recht ein lustiges Leben. Er kleidete sich wie ein Adeliger, zechte mit seinen Freunden in den Wirtshäusern und spielte stets den freigebigen Gönner. Um sein Weib und seine Amtsgeschäfte kümmerte er sich überhaupt nicht mehr. Alles das überließ er seinem Diener, dem Teufel, der zur Ausübung der Amtsgeschäfte sogar die Gestalt des Amtmannes annehmen mußte. In dieser neuen Diensteigenschaft schickte ihn sein Herr einmal zu seiner Frau, die er schon wochenlang nicht gesehen hatte. In der Meinung, es komme ihr richtiger Mann wieder, empfing sie ihn, ob seines langen Ausbleibens ganz zornig, mit einem Schwall von Schimpfnamen, zerkratzte ihn und versetzte ihm tüchtige Ohrfeigen. Damit mußte er wieder von dannen ziehen.

Admont-Kaibling
Admont Kaibling
Foto: Österreich Werbung / Diejun
Wütend meldete der übel zugerichtete Teufel am Abend seinem Gebieter, der sich unterdessen in Weng in einem Wirtshaus wieder gut unterhalten hatte, den schlechten Empfang und Ausgang bei seiner Gattin. Der Amtmann tröstete ihn jedoch und sagte, an solche häuslichen Auseinandersetzungen müsse er sich mit der Zeit gewöhnen.

Ein andermal schickte der Amtmann seinen höllischen Gehilfen nach Hall, um Streitigkeiten unter den dortigen Bauern zu schlichten. Der dienende Teufel tat dies nach Geheiß, doch die Haller Bauern verprügelten ihn tüchtig und warfen ihn in der Gemeindestube zur Tür hinaus. Mit einigen Löchern im Kopfe, voll mit blauen Flecken am Rücken und mit verrenkten Gliedern kehrte er unverrichteter Dinge wieder zu seinem Herrn zurück und erzählte ihm, sich noch immer krümmend vor Schmerzen, den Ausgang seiner Amtshandlung. Das müsse er eben mit in Kauf nehmen, beruhigte ihn sein Herr. Wenn er jedoch wolle, könne er, könne er auch über die Haller beim Admonter Hofrichter Beschwerde führen. Das tat denn auch der Teufel. Aber da ging es ihm erst recht schlecht. Der gestrenge Hofrichter empfing den Teufel als den pflichtvergessenen Amtmann nicht nur mit einer ganzen Litanei auserlesenster Schimpfwörter, sondern ließ ihm nach diesem Donnerwetter noch fünfzig wohlgezielte Stockschläge auf den Allerwertesten verabreichen. Das war nun dem Teufel denn doch zuviel. An eine solche schmerzliche Behandlung war der Fürst der Hölle nicht gewöhnt. Dafür lachte sich der pfiffige Amtmann ins Fäustchen.

Nun war die Jahresfrist abgelaufen. Erbost und voller Wut über diesen schlechten Vertrag ergriff der Teufel den Amtmann am Vorabend seines Geburtstages und entführte ihn durch die Lüfte tragend in die Johnsbacher Berge. Hier sollte er sich seine Todesart selbst wählen.

Der Amtmann führte den Teufel zur Johnsbacher Brücke, zeigte ihm zwei mächtige, aufrecht stehende Felsen, die einst der Teufel vom Hochtor an diese Stelle gesetzt hatte und die wie zwei Pfeiler zum Himmel ragten. "Zwischen diesen beiden Felsen will ich hängen", sagte der Amtmann zum Teufel. "Gut", erwiderte der Satan, "aber der Querbalken fehlt noch". "Den will ich mir selbst in den stiftischen Wäldern suchen und an den beiden Felsen befestigen", entgegnete der Amtmann. Der Teufel gewährte ihm das. Der Amtmann ließ sich nun beim Aussuchen eines passenden Querholzes recht Zeit, sodaß die Galgenfrist verstrich. Darüber war nun der überlistete Teufel so erzürnt, daß er dem Amtmann zurief: "Nichtswürdiger Schurke, du bist sogar für die Hölle zu schlecht!" Er gab ihm noch eine schallende Ohrfeige und veschwand. Seither heißen die beiden aufrecht stehenden, turmartigen grotesken Felsennadeln "Amtmannsgalgen". Doch die Sage weiß noch weiter, daß der Amtmann hierauf ein recht ordentliches, gottesfürchtiges Leben führte und nach dieser Bekehrung auch vom Abte des Admonter Stiftes gnädige Verzeihung erhielt. Auch seine böse Ehehälfte hat aus Furcht und Angst vor dem Teufel ihre schlimmen Eigenschaften abgelegt und wurde gut und verträglich mit ihrem Manne und den Mitmenschen.

Ein Johnsbacher Bauer rauft mit dem Satan

Ein Johnsbacher Bauer war es gewohnt, an den Vorabenden der großen kirchlichen Feiertage auf eine bestimmte Alm zu gehen. Einmal stellte sich ihm jedoch in der Nähe des "Amtmannsgalgens" eine unheimliche Gestalt in den Weg und forderte ihn zum Raufen heraus. Der gespenstische Wegelagerer war niemand anderer als der Teufel selben. Es kam zu einem heftigen, lange hin- und herwogenden Kampf. Zufällig kamen unterdessen Kirchgeher, die von Gstatterboden nach Johnsbach unterwegs waren,. an der Stätte der Rauferei vorbei, sahen wie sehr der Teufel dem Manne zusetzte und verständigten den Pfarrer von Johnsbach mit der dringenden Bitte, den Bauern aus den Klauen des Satans zu befreien. Der Gottesmann eilte sofort an die angegebene Stelle. Als ihn der Teufel jedoch kommen sah, machte er seinem Gegner den Garaus, zerfetzte in kleine Stücke und fuhr zur Hölle. Seitdem ist es an dieser Stelle nicht ganz geheuer.

Die Sage vom buckligen Schneider

Bei Johnsbach
Moedlinger Huette im Gesaeuse / bei Johnsbach / Steiermark© Österreich Werbung/Jezierzanski
In der Schlucht, welche von Admont nach Johnsbach führt, heißt ein Fels der "bucklige Schneider", an den ebenfalls, wie an den Amtmannsgalgen, sich eine Sage knüpft.

Ein Schneider aus Johnsbach hatte sich nämlich dem Teufel verschrieben. Dieser mußte ihm vier Jahre lang dienen und hatte ihm auch einen eisernen Ring gegeben. Wenn der Schneider diesen am Zeigefinger dreht, so besaß er des Satans Macht, während dieser alle Macht verlor.

Der Schneider schwelgte im Überflusse und nachdem seine Zeit um war, kam der Teufel, erwürgte ihn und entführte seine Seele in einer Nadelbüchse. Der Leib wurde in Stein verwandelt und so steht nun der bucklige Schneider für alle Zeiten als Wächter am Johnsbacher Felsentor.

Der versteinerte Schulmeister von Johnsbach

Vor Zeiten lebte in Johnsbach ein Schulmeister. Als er einmal mit seinen Schülern in den Gesäusebergen einen Ausflug machte, beleidigte ihn ein boshafter Bub derart, daß der Lehrer in Zorn geriet und ihn mit einem Stein in der erhobenen Rechten bedrohte. Sofort erstarrte der Schulmeister an der Stelle und wurde zu Stein. Seitdem steht der "versteinerter Schulmeister" auf einer Felsenmauer unter dem kleinen Ödstein und zeigt mit zwei Fingern mahnend ins Johnsbachtal.

Der Pfarrer von Johnsbach wettet mit dem Teufel

Nächst der Bahnstation Gstatterboder im Gesäuse wird in einem Felsen ein runder Durchlaß gezeigt, den die Sage dem Teufel zuschreibt.

Der Teufel wettete nämlich einst mit dem Pfarrer von Johnsbach, er bringe früher einen Stein vom Riesengebirge, als derselbe seine Messe zu Ende lese. Beide wurden eins und der Satan machte sich auf den Weg, den Stein zu holen. Als er mit demselben ober dem Gstatterboden-Bauer angelangt war, überkam ihn plötzlich die Besorgnis, der Pfarrer könnte am Ende doch mit der Messe früher fertig werden, als er mit dem Steine nach Johnsbach käme. Er fuhr daher, um sich einen Umweg zu ersparen, durch den Felsen und bohrte so das erwähnte Loch. Kaum war er bis zur Enns gelangt, als der Pfarrer schon mit der Messe zu Ende war. Vor Zorn über den Verlust der Wette ließ nun der Teufel den großen Stein vom Riesengebirge in die Enns fallen. Dieser ist noch zur Stunde bei Gstatterboden zu sehen.

Hostienfrevel in Johnsbach

Gstatterboden
Hochtorgruppe bei Gstatterboden
Foto: Österreich Werbung / Diejun
Eines Wintermorgens wurde einst nach dem Gebetläuten in der Pfarrkirche eingebrochen und die heilige Hostie aus dem Tabernakel geraubt. Über die Berge versuchte der Frevler die Gegend von Gaishorn im Paltental zu erreichen. Unterwegs stellte sich ihm plötzlich ein schneidiger und schmucker Jäger in den Weg, der ihn aufforderte, ein Loch zu graben, die geraubte Hostie dreimal anzuspucken und dann in der Erde zu verscharren. Der Mann, der die Verfolgung durch Häscher fürchtete, tat wie ihm angeschafft.

In Johnsbach hatte man inzwischen tatsächlich schon den Hostienraub bemerkt und die Söhne des Mesners machten sich mit einigen Johnsbachern an die Verfolgung des Kirchendiebes. Leicht gelang es ihnen, den Spuren im frisch gefallenen Schnee zu folgen und bei Gaishorn faßten sie tatsächlich den Verfolgten. Vor dem Richter mußte er sein Verbrechen wohl oder übel eingestehen. Was man nicht bei ihm fand, das war die geraubte Hostie. Aber bald erkannte man die Stelle, wo er sich ihrer entledigt hatte, weil dort mitten im Schnee Blumen mit schneeweißen Blüten sprossen. Damit war der Übeltäter vollends überführt. Als einst ein Admonter Pater an diese Stelle kam, sah er zwei der erwähnten Blumen. Als er aber die eine pflückte, verschwand die andere und nie mehr hat man dort Blumen dieser Art gefunden.

Der Untergang des Johnsbacher Kupferbergwerkes

In früheren Jahren wurde in Johnsbach nach Erz, vorwiegend Kupfererz gegraben. Damals war der Grießmaier-Hof das Herrenhaus. Entlang dem Zugange zu diesem befand sich eine Kegelbahn. Hier vergnügten sich im sechzehnten Jahrhundert einmal mehrere Knappen, denen es allen schon zu gut ging, mit dem Kegelspiele. Da kam ein Weib mit seinem kleinen Kinde vorüber. Die übermütigen Knappen entrissen ihr das Kind, hieben diesem den Kopf ab und schieben damit auf die Kegel. Die entsetzte Mutter griff in ihre Schürze, in welcher sich Hirsekörner eingebunden hatte, und rief: "So viele Samenkörner ich hier in der Hand habe, so viele Jahre soll es in Johnsbach keine Bergknappen mehr geben!" Von da an ging der Bergbau ein.

Übermütige Sennen verursachen die Verödung der Alm am Rößl

In den Johnsbacher Gebirgen heißt ein kleiner Gebirgssattel das Rößl. Hier soll einmal ein schön beblümte und fruchtbare Alpe bestanden haben, die aber nun verschwunden ist. Keine niedliche Schwaighütte ladet auf diesem Sattel den Wanderer ein, darin Schutz zu suchen vor den Unbilden stürmisch hereingebrochener Gewitter. Wohl aber kann man des Nachts hin- und hereilende Lichter und klappernde Totengerippe sehen.

Auf dieser Alpe soll nämlich einst ein Halter ein sehr gotteslästerliches Leben geführt und viel Milch, Butter und Käse sehr verschwenderisch vergeudet haben. So begoß er sein kleines Gärtchen neben der Hütte mit Milch und die Wände des Häuschens beschmierte er mit Butter und Käse, auf daß der Wind nicht durch die Fugen des Gebälkes dringen könne. Auch hatte er mit den sittenlosen Schwaigerinnen auf den umliegenden Almen verbotenen Umgang. Diese hielten sich, anstatt ihrer Wirtschaft zu obliegen, meist in der Hütte des bösen Halters auf, badeten sich hier in Milch und ließen derweil ihr Vieh ohne Aufsicht. Sie vergaßen wohl auch oft ganz, ihre Kühe zu melken, zu füttern und zu wässern.

Die Strafe dafür blieb nicht aus. Die einst so schöne Alpe verfiel, der Halter und seine Dirnen aber spuken seit ihrem Tode zur Nachtzeit als Irrlichter und Totengerippe auf der Stätte ihres einstigen fluchwürdigen Tuns und harren - wohl vergeblich - auf ihre Erlösung aus dem Gespensterbanne.

Vom Wetterloch

Dem Hochtor gegenüber liegt in etwa 1000 Meter Höhe das Stadelfeld mit einer tiefen, fast senkrechten Höhle. Wirft man einen Stein in dieses Loch, so regnet es nach kurzer Zeit. Daher heißt es das "Wetterloch". Es soll auch mit dem Sulzkarsee in Verbindung stehen, denn Gegenstände, die in das Wetterloch fallen, kommen im Sulzkarsee zum Vorschein. Einst stürzte eine Gams in dieses Loch. Nach wenigen Tagen fand man das Knochenskelett im See.

Der Heilige Brunn auf der Eigelsbrunner-Alm, ein einstiges Augenbründl

Hochtor
Hochtor
Foto: Österreich Werbung / Diejun
Tief drinnen in den Johnsbacher Bergen, auf der sogenannten Eigelsbrunner-Alm am Abhang des großen Leobners, fließt eine frische Wasserquelle, der das Volk eine wundertätige Heilkraft zuschrieb. Sie heißt noch heute der "Heilige Brunn". Die Sage weiß folgendes darüber:

Einst lebt in Johnsbach ein Blinder. Der hatte einmal einen wundersamen Traum. Darin wurde ihm gezeigt, daß er auf der genannten Alm nach Wasser graben und sich damit waschen soll, dann werde er wieder sehend. In Begleitung mehrerer Personen stieg der Blinde in den nächsten Tagen zur genannten Stelle. Tatsächlich quoll aus dem Almboden beim Ausgraben des fünften Loches frisches, wohlschmeckendes Wasser hervor. Als er sich damit wusch, erhielt er ganz wunderbar das Augenlicht wieder. Auch viele andere Blinde hat das Wasser vom heiligen Brunn wieder sehend gemacht. So stiftete man aus Dankbarkeit 1826 an dieser heilbringenden Wasserquelle ein Dreifaltigkeitsbild. Doch als man einmal ein blindes Pferd hinaufführte und mit diesem Wasser wusch, schwand sofort die Heilkraft.

Waldfrauen im Johnsbachtal

Ursprünglich gab es im Johnsbachtal keine Waldfrauen. Hieher in die Einsamkeit eines verborgenen Tales in den Bergen zogen sich die schönen, sanften und geheimnisvollen Frauen erst zurück, nachdem lärmende und rohe Hirten, wohl auch übermütige und grobe Bauern sie aus der Admonter Gegend draußen im Ennstal vertrieben hatten. Lange wohnten sie in ihrer neuen, selbstgewählten Heimat in Höhlen in der Nähe des Wolfbauern-Wasserfalles. Wenige nur bekamen sie je zu Gesicht, aber häufig konnte man sie singen hören. Den Menschen waren sie wohlgesinnt und halfen dann, wenn gute Leute unschuldig in Not und Verzweiflung geraten waren.

Vieles weiß man im Volk von ihren Wohltaten zu erzählen. So arbeitete einst in der Nähe des erwähnten Wasserfalles ein braver, fleißiger, aber bitterarmer Holzknecht im Hochsommer im Schweisse seines Angesichtes. Er war so arm, daß er nur ein einziges Hemd besaß und dieses war zu Mittag dieses schweren Arbeitstages schmutzig und verschwitzt. Der Mann zog es deshalb, bevor er zu Mittag ein Schläfchen machen wollte, aus, um es zu trocknen. Wie staunte er, als er es beim Erwachen schneeweiß gewaschen und getrocknet neben sich fand. Die guten Waldfrauen hatten es dem Holzknecht zugute getan.

Ein andermal ließ an dieser Stelle eine Sennerin ihre Schafe weiden. Da kamen die Waldfrauen und sagten zu ihr: "Gib uns ein Lämmchen, wir geben dir ein Stück Fleisch. Beiß aber dabei auf keinen Knochen!" Die Hirtin gab den Frauen ihr eigenes in der Herde weidendes Lamm. Es sah aber sehr vernachlässigt aus, sodaß die Waldfrauen das Tier säuberten, striegelten und kämmten. Inzwischen hatte die Sennerin auch von dem ihr geschenkten Fleisch gegessen und als sie am Abend wieder ihre Herde sammelte, bemerkte sie, wie schon ihr Lamm hergerichtet worden war. Allerdings hinkte es auch, und da kam die Frau darauf, daß sie beim Essen doch auf einen Knochen gebissen hatte. Die Waldfrauen hatten, was wie immer wieder berichtet wurde, daß es in ihrer Macht stand, das Tier getötet, verzehrt und aus Fell und Knochen wiedererweckt.

Mancher Bauer hatte von diesen wunderlichen Künsten Kenntnis, so auch der Wolfbauer; dem eine Halterin eines Tages gestand, daß die Waldfrauen ihr ein Lamm aus der Herde entfremdet hatten. Der Bauer tröstete die Dirn mit den Worten: "Das macht nichts. Die Waldfrauen brauchen auch etwas zum Essen". Einige Tage später tauchte das Tier wieder auf und sah schöner und besser gepflegt aus als zuvor. Dieser Mann scheint überhaupt ein besonderes Verhältnis zu den geheimnisvollen schönen Frauen gehabt zu haben. Beim Pflügen sah er einmal, daß in der Nähe Waldfrauen beim Brotbacken waren. Im Scherze bat er sie um ein Stück Brot zum Kosten. Als er die Furche zu Ende gezogen hatte, fand er darin einen Laib Brot, der besonders groß und wohlschmeckend war. Ebenso erging es einem Kohlführer, der einmal im Vorbeifahren in der Nähe der Behausung der Frauen eine Stimme rufen hörte: "Gib außi die Ofenschüssel! Scherzend rief der Fuhrmann zurück: "Mir a an Ofenstriezel!" und sofort flog ein frischgebackener Brotwecken aus dem Wald und blieb neben dem Fuhrwerk liegen. Auch bei Hungersnöten sollen die Waldfrauen die Leute im Johnsbachtal mit Brot beschenkt haben, das sie in die Ackerfurchen legten.

Die Beziehungen zu den Menschen konnten sogar noch inniger werden. So besuchte eine schöne blondhaarige Waldfrau häufig den Wolfbauern-Pauli zuhause. Von der Bäuerin wurde sie immer gastfreundlich aufgenommen und bewirtet und erwarb sich dadurch die Zuneigung und Dankbarkeit der Besucherin. Einmal sagte sie beim Abschied, daß Glück und Segen solange ungetrübt beim Hofe bliebe, solange der Name Paul in der Wolfbauern-Familie bliebe, die Dienstboten immer genügend Brot hätten und für sie selber immer gute Milch auf dem Tisch stünde.

Die Wolfbäuerin hatte noch ein anderes Erlebnis. Als sie einmal müde in ihre Schlafkammer kam, sah sie die schöne Waldfrau in ihrem Bett liegen. Ihr prachtvolles langes goldenes Haar hing der Schlafenden bis auf den Boden herab. Leise trat die Bauersfrau ans Bett, legte das wunderschöne Haar sorgsam über das Kissen und entfernte sich wieder behutsam. Als sie später noch einmal Nachschau halten wollte, war das Bett leer. Die Waldfrau ließ sich seitdem nie mehr blicken.

Auch aus dem Johnsbachtal wurden die Frauen vertrieben, als die Viehhalter begannen, sich kräftige Peitschen zu machen und damit laut zu schnalzen und zu knallen. Diesen Lärm konnten sie nicht vertragen und entflohen. Kein Mensch weiß, wohin.


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