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Adler, Friedrich#


* 9. 7. 1879, Wien

† 2. 1. 1960, Zürich


Physiker und Politiker


Der Sohn Victor Adlers, des Führers der österreichischen Sozialdemokratie, wollte zunächst Gesellschaftswissenschaften studieren, doch sein Vater plädierte für einen von der Politik unabhängigen Beruf. So nahm er in Zürich das Studium der Physik und Mathematik auf. Zwischen 1907 und 1911 war er an der Züricher Universität als Privatdozent tätig. Gleichzeitig war er Redakteur bzw. Chefredakteur der sozialdemokratischen Zeitung "Volksrecht". In seiner Arbeit suchte er eine Verbindung zwischen den Theorien seines Lehrers Ernst Mach und dem Sozialismus. Sein Buch über Mach fühlte vor allem bei den russischen Linken zu schweren Auseinandersetzungen. Lenin verfasste dazu ein Gegenwerk mit dem Titel "Irrlehre des Machismus". 1911 wurde der kompromisslose Internationalist in das österreichische Parteisekretariat nach Wien berufen, wo er bis 8. August 1914 als Parteisekretär tätig war. Aus Protest gegen die Kriegspolitik der Sozialdemokratie trat er von seinen Funktionen zurück, wobei er in einer Denkschrift ausführlich seine Motive darlegte. Die Auseinandersetzung darüber führte er im theoretischen Organ "Der Kampf" fort, dessen Chefredakteur er war. Es war jedoch vergeblich. Am 21. Oktober. 1916 erschoss er den kaiserlichen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh in einem Wiener Hotelrestaurant, um seinem Protest gegen die ungehemmte Kriegspolitik Ausdruck zu verleihen und die Arbeiterschaft aufzurütteln. In einem spektakulären Prozess, dessen Protokoll nach dem 1. Weltkrieg veröffentlicht wurde, wurde Adler von einem sogen. Ausnahmegericht zum Tode verurteilt, dann aber zu schwerer Kerkerstrafe begnadigt und kurz vor Kriegsende am 1. November 1918 amnestiert. Schon während des Krieges hatte Adler eine kleine linke Gruppe unter dem Namen Verein "Karl Marx" gegründet, der u. a. Max Adler und Robert Danneberg angehörten. Nach dem Krieg wurde allseits angenommen, er würde sich der neugegründeten KPÖ anschließen, statt dessen wirkte Adler bis 1923 als Vorsitzender der Wiener Arbeiterräte, wo er seine linken Positionen vertrat, aber den Einfluss der Kommunisten bekämpfte und so mithalf, eine Spaltung der österreichischen Sozialdemokratie zu verhindern. Von Februar 1919 bis November 1923 gehörte er der Konstituierenden Nationalversammlung und dem Nationalrat als Abgeordneter an. 1923 wurde er Sekretär der neuen "Internationale der sozialistischen Arbeiterparteien" (II. Internationale), eine Funktion, die er bis zu seiner Emigration nach Amerika im Jahre 1940 ausübte. 1946 kehrte Adler nach Europa zurück und ließ sich in der Schweiz nieder. Bis zu seinem Tode blieb er dem großdeutschen Gedankengut der Sozialdemokratie verhaftet.

Werke#

  • "Die Erneuerung der Internationale" (1918)
  • "Vor dem Ausnahmegericht" (1923)
  • "Das Stalinsche Experiment und der Sozialismus" (1932)

Literatur#

  • Rudolf Ardelt, Friedrich Adler (1984)



© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992