!!!Kreisky, Bruno


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~* 22. 1. 1911, Wien

† 29. 7. 1990, Wien


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Diplomat und Politiker\\
[{Image src='Kreisky,_Bruno_248.jpg'
caption='Bruno Kreisky\\© Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek'
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alt='Bruno Kreisky' width='189'}]
 
Der Sohn einer großbürgerlichen, aus Böhmen stammenden Familie schloss
sich 1927 der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend an. Noch während
seines Studiums (Jus und Nationalökonomie) leitete er das
Bildungsreferat. Nach dem Februar 1934 Vorsitzender der illegalen
"Revolutionären Sozialistischen Jugend", wurde er 1935 verhaftet und im
Jänner 1936 im großen Sozialistenprozess, wo er eine leidenschaftliche
Verteidigungsrede hielt, zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt. Im Mai 1936
enthaftet, wurde er von der Universität relegiert. Im März 1938 legte er
seine letzte Prüfung ab. Von den Nationalsozialisten neuerlich
verhaftet, konnte er im August 1938 freikommen, musste allerdings Österreich
sofort verlassen.
Kreisky emigrierte nach Schweden, wo er als Journalist
tätig war. Nach Kriegsende beteiligte er sich an Hilfsaktionen für ein
unabhängiges Österreich und wurde nach kurzer Heimkehr der österreichischen Vertretung in
Stockholm als Legationssekretär zugeteilt. 1951 wurde er Berater des
damaligen Bundespräsidenten
[Theodor Körner|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992/Körner,_Theodor].
Ab 1953 Staatssekretär im
Außenministerium,
nahm er an den Staatsvertragsverhandlungen in Moskau teil.
1959 setzte er durch, dass das Außenministerium wieder
ein selbständiges Ressort wurde und blieb bis 1966, dem Wahlsieg von
[Josef Klaus|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992/Klaus,_Josef],
Außenminister. 1967 wurde er Vorsitzender der SPÖ, 1970 - nach
einem überzeugenden Wahlsieg - Bundeskanzler. Zunächst Chef einer
Minderheitsregierung, führte er 1971 die SPÖ zur absoluten Mehrheit,
1975 gewann er erneut die Wahlen und baute die Mehrheit aus. Einen
ersten Rückschlag musste er hinnehmen, als 1978 die Österreicher
mehrheitlich gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf stimmten, dessen
Errichtung
Kreisky befürwortet hatte. 1983 verlor die SPÖ die Mehrheit.
Kreisky,
der wie kein anderer vor ihm mit Hilfe der Medien regiert hatte, zog
sich aus der aktiven Innenpolitik zurück. 1987 legte er aus Protest
gegen die Überlassung des Außenministeriums an die ÖVP auch den
Ehrenvorsitz der SPÖ nieder. Die Ära
Kreisky hat in der österreichischen Politik ein
Klima geschaffen, das von Weltoffenheit und Toleranz getragen war.
Kreisky 
war es gelungen, die liberalen Wähler der ÖVP zu gewinnen. Als erklärter
Agnostiker fand er eine gute Gesprächsbasis mit der katholischen Kirche.
Seine Außenpolitik, v. a. seine
mit Willy Brandt und Olof Palme abgestimmte internationale
Friedenspolitik, brachte Österreich internationales Renommee ein. 1989 erhielt
Kreisky den "Martin-Luther-King-Friedenspreis" zuerkannt.
Der meisterhafte Medienpolitiker hatte aber bei seinen
Personalentscheidungen nicht immer eine gute Hand, weder seine
"Kronprinzen"
[Hannes Androsch|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992/Androsch,_Hannes]
und
[Leopold Gratz|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992/Gratz,_Leopold]
noch der
designierte Nachfolger
[Fred Sinowatz|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992/Sinowatz,_Fred]
wurden den Erwartungen
gerecht. Dem Sektor Sozialpolitik wandte er nur geringe Aufmerksamkeit
zu, so blieben Fragen der Strukturreform zugunsten der Erhaltung der
Vollbeschäftigung um jeden Preis ungelöst.

!Werke
* "Die Herausforderung" (1963)
* "Aspekte des demokratischen Sozialismus" (1974)
* "Reden", (2 Bde., 1981)
* "Politik braucht Visionen" (1982)
* "Zwischen den Zeiten" (1986)
* "Im Strom der Politik" (1988)

!Literatur
* J. Kunz (Hg.), Die Ära Kreisky Stimmen zu einem Phänomen (1975)
* E. Bielka/P. Jankowitsch/H. Thalberg, Die Ära Kreisky (1983)
* I. Etzersdorfer/O. Rathkolb, Der junge Kreisky (1986)


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''© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik"'' von [Isabella Ackerl|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Ackerl,_Dr._Isabella_(Geschichte,_Germanistik)] und [Friedrich Weissensteiner|AEIOU/Weissensteiner,_Friedrich], 1992


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