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Tandler, Julius#


* 16. 2. 1869, Jihlava/Iglau (Mähren)

† 25. 8. 1936, Moskau


Anatom und Kommunalpolitiker


Der Sohn einer verarmten Kaufmannsfamilie studierte in Wien Medizin (Promotion: 1895) und arbeitete als Assistent bei dem berühmten Anatomen Emil Zuckerkandl. 1899 habilitierte er sich, 1910 erhielt er einen Lehrstuhl für Anatomie an der Wiener Universität, 1914-1917 war er Dekan der medizinischen Fakultät. 1919 wurde der Sozialdemokrat Unterstaatssekretär für Volksgesundheit, im selben Jahr Mitglied des Wiener Gemeinderates. Ab 1920 war er Stadtrat für Gesundheits- und Fürsorgepolitik. Seine Leistungen auf diesem Gebiet haben zu dem legendären Ruf der Wiener Kommunalverwaltung in der Zwischenkriegszeit mit beigetragen. Tandler kämpfte gegen Säuglingssterblichkeit und Tuberkulose, er ließ Kindergärten bauen, Mütterberatungsstellen und Schulzahnkliniken einrichten. 1925 wurde die Kinderübernahmsstelle fertiggestellt. Auf seine Initiative geht auch das Säuglingswäschepaket, das jede Wiener Mutter erhält, zurück. In seine durchgreifenden Reformen bezog er auch das gesamte Spitalswesen mit ein. Nach den Februarereignissen 1934 wurde er aus allen Ämtern entlassen. Er hielt sich zuletzt im Ausland auf, in den USA, in China und in der Sowjetunion, wo er starb.

Werke#

  • "Anatomie des Herzens" (1913)
  • "Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere" (1913)
  • "Topographische Anatomie dringlicher Operationen" (1916)
  • "Lehrbuch der systematischen Anatomie" (4 Bde., 1918-1924)
  • "Anatomie für Zahnärzte" (1928)
  • "Das Wohlfahrtsamt der Stadt Wien" (1931)

Literatur#

  • K. Sablik, Julius Tandler (1983)



© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992