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Isabella Ackerl, Harald A. Jahn: Unbekanntes Wien#

Bild 'Ackerl'

Isabella Ackerl, Harald A. Jahn: Unbekanntes Wien. Verborgene Schönheit. Schimmernde Pracht. Verlag Styria Wien 2010. 256 S., zahlr. Farbill. € 24,95

"Unbekanntes" klingt immer viel versprechend. Wenn es sich noch dazu um das "unbekanntes Wien" handelt, wird das Ganze noch spannender. Was soll es nach dem Erscheinen so vieler Bücher mit ähnlicher Thematik noch zu entdecken geben? Isabella Ackerl findet 95 Ziele, zu denen sie ihre erwartungsvollen Leser führt, unterstützt von vielsagenden Bildern des Architekturfotografen und Galeristen Harald A. Jahn.

Isabella Ackerl, promovierte Historikerin und Germanistin, langjährige Mitarbeiterin des Bundespressedienstes, ist als Autorin und Herausgeberin zahlreicher Werke zur (Zeit-)Geschichte bekannt. Beispielsweise bleibt ihre 1988 erschienene "Chronik Wiens" ein bis heute unersetzliches Nachschlagwerk. Wie in jenem Lexikon beschreibt Ackerl in ihrem neuesten Buch die Objekte präzis und kompetent. Man findet die richtige Dosis an Hintergrundinformation, aber keine jener "Geschichterln", die andere augenzwinkernd fremden Gästen vorsetzen. Wenn die Autorin von "Legenden" spricht, rückt sie diese gleich wieder zurecht. Sie beschäftigt sich nicht mir "uralten" Mythen, was viele Führer gerne tun, sondern recherchiert solid bis in die Gegenwart. Gerade dabei lässt sich viel Unbekanntes entdecken.

Der Band umfasst 16 unterschiedlich große Hauptkapitel, denen die fast 100 Artikel zugeordnet sind. Dabei verdient auch das klare, moderne Layout Lob. Die Fotos, auf denen die Objekte oft in "unbekanntes" Licht getaucht erscheinen, ergänzen den Blockumbruch der sachlichen Texte.

Kapitel I. ist "Von den Römern in die Neuzeit" übertitelt. Er beginnt mit den Ausgrabungen am Hohen Markt und Michaelerplatz, führt u.a. ins Griechenviertel, über den Judenplatz und in das nie bewohnte Renaissanceschloss Neugebäude am Simmeringer Stadtrand. Wenn auch die Schilderung der Objekte in der Innenstadt naturgemäß breiten Raum einnimmt, begeben sich die Exkursionen doch häufig in die ehemaligen Vorstädte und Vororte. So finden sich unter "II. Kirchen und Sakralbauten" die von Otto Wagner geplante Johanneskapelle am Währinger Gürtel, die erst 2005 revitalisierte Elisabethkapelle Am Himmel, die Wiener Moschee jenseits der Donau und die Wotrubakirche in Mauer. "Barocker Glanz und Lebensfreude" mit fürstlichen Stadtpalais leitet über zu "Im Dunstkreis von Schönbrunn" - mit zwei Objekten (Hofpavillon und Kaiserstöckl) das kürzeste Kapitel. Die folgenden sind dem Bauboom der Gründerzeit und den Prachtbauten der Ringstraße gewidmet, an die "Juwele des Jugendstils" anschließt. Chronologisch geht es weiter mit dem "Jahrhundert der Stadterneuerung", zu dem die Gemeindebauten des Roten Wien ebenso zählen wie das Haas-Haus am Stephansplatz oder die Gürtel-Revitalisierung, schließlich "Relikte des Dritten Reichs". Nun kommt eine Reihe von Sonderthemen: Kaffeehäuser, Freizeitparadiese, Verkehrsmittel, Friedhöfe, Denkmäler und schließlich "Hell und Dunkel". Hier geht es um Gewässer, Geheimgänge und die kommunale Beleuchtung.

Auf 250 Seiten haben Autorin und Fotograf eine Fülle von Sehenswertem eingefangen. Es ist ihnen ein beeindruckendes Bild der Stadt gelungen, und ein gutes Buch, dem nur eines fehlt: ein Literaturverzeichnis. Welche der zahlreichen Geheimtipps wirklich "unbekannt" sind, muss der Leser nach seinen Vorkenntnissen selbst entscheiden. In jedem Fall lohnt es sich, Wien neu zu entdecken, wie es im Klappentext heißt: "Schauplätze, an denen seit vielen Jahrhunderten Menschen leben und erleben, bilden die faszinierende Kulisse einer Metropole, die es geschafft hat, nicht in der Zeit stehen zu bleiben."