!!! Johannes Thiele (Hg.): Das kleinste und witzigste Österreich-Lexikon aller Zeiten

[{Image src='Thiele.jpg' height='200' class='image_left' width='166' popup='false'}]

''Johannes Thiele (Hg.): Das kleinste und witzigste Österreich-Lexikon aller Zeiten. Thiele-Verlag München - Wien. 2009. 160 S. € 10,-'' \\ \\

Auch so kann ein Österreich-Lexikon sein: postkartengroß, nicht voluminös, bibliophil ausgestattet, Weisheiten statt Wissen enthaltend. Insofern wird das Geschenkbuch seinem Namen gerecht. Es stimmt auch, wenn der Verlag meint: "Dieses Konzentrat rot-weiß-roter Geistesblitze … garantiert eine amüsante Lektüre."  Das Lexikon reicht von Abenteuer ("Die wahren Abenteuer sind im Kopf …", Andre Heller) bis Zweifel ("Der Glaube versetzt Berge, der Zweifel erklettert sie", Karl Heinrich Waggerl). Doch darf man sich kein Lexikon über Österreich erwarten, sondern Bonmots bekannter Österreicher und Österreicherinnen. Letztere sind prominent vertreten, u.a. durch Marie von Ebner-Eschenbach ("Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde - alle dummen Männer"), Alma Mahler-Werfel ("Jeder Mensch kann alles, aber er muss auch zu allem bereit sein"), Erika Pluhar ("Erfolg muss man langsam löffeln, sonst verschluckt man sich an ihm"), oder Kaiserin Elisabeth ("Unsere Träume sind immer schöner, wenn wir sie nicht verwirklichen"). Allzu oft richten sich die witzigen Sprüche und starken Bosheiten freilich gegen die Frauen, wobei Karl Farkas des Öfteren zitiert wird, etwa mit der Bemerkung. "Wenn Frauen Aufsehen erregen möchten, veranstalten sie am besten einen Schweigemarsch." Auch verschiedene Berufe bekommen ihren Spott ab, wie die Journalisten: "Sie wissen nicht, wo Gott wohnt, aber sie haben ihn alle schon interviewt." (Anton Kuh), Literaten ("Die Literaten teilt man ein in produktive Leute und Preisträger", Helmut Qualtinger), Mediziner ("Die Medizin: Geld her und Leben!", Karl Kraus)
oder Politiker ("Eher bringt man einen Hund dazu, sich eine Wurstsammlung anzulegen, als die Politiker zum Sparen", Joseph Alois Schumpeter).

Verfasser der Aphorismen sind Schriftsteller und Literaten - wie Peter Altenberg, Ernst Feuchtersleben, Hermann Bahr, Elias Canetti, Heimito Doderer, Robert Musil , Johann Nestroy, Peter Rosegger, Alfred Polgar, Ferdinand Raimund, Alexander Roda Roda,  Arthur Schnitzler, Daniel Spitzer, Friedrich Torberg, Peter Turrini, Hans Weigel, Stefan Zweig -  Schauspieler und Kabarettisten - wie  Senta Berger, Klaus Maria Brandauer, Rainhard Fendrich, Fritz Grünbaum, André Heller, Paul Hörbiger, Lore Krainer, Georg Kreisler, Josef Meinrad, Hans Moser, Erika Pluhar, Otto Schenk, Romy Schneider, Werner Schneyder, Topsy Küppers, Stephanie Werger - Künstler und Musiker - wie Ludwig van Beethoven, Ernst Fuchs, Friedrich Gulda, Alfred Hrdlicka, Oskar Kokoschka, Gustav Mahler, Robert Stolz- Gelehrte und Philosophen - wie Alfred Adler, Hannah Ardendt, Erwin Chargaff, Anna Freud, Sigmund Freud, Konrad Lorenz, Erwin Ringel - um nur einige zu nennen.

Neben dem allzu Menschlichen wird auch Österreich erwähnt, und nicht nur lobend. So liest man unter dem Stichwort "Hölle" von Robert Menasse. "Die Hölle erkennen wir immer erst rückblickend. So lange wir in ihr schmoren, reden wir von Heimat." Alfred Polgar formulierte. "Wien bleibt Wien - und das ist wohl das Schlimmste, was man über diese Stadt sagen kann." Bekannt ist auch der Ausspruch von Alexander Lernert-Holenia: "Der Österreicher unterscheidet sich vom Deutschen durch die gemeinsame Sprache". Friedrich Hebbel meinte: "Dies Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält". Und Egon Friedell schrieb: "In der Welt geht's drunter und drüber, aber Österreich geht nicht unter."