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Christoph Lindenmeyer: Rebeller, Opfer, Siedler#

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Christoph Lindenmeyer: Rebeller, Opfer, Siedler. Die Vertreibung der Salzburger Protestanten. Verlag Anton Pustet Salzburg 2015. 336 S., € 24,-

Dies ist kein Buch für schwache Nerven, umso mehr, als es auf wahren Begebenheiten beruht. Sie ereigneten sich im konfessionellen Zeitalter in Salzburg. 30.000 evangelische Gläubige wurden gezwungen, sich entweder wieder "katholisch machen" zu lassen, oder zu flüchten. Allein das Reichsemigrationspatent des Salzburger Fürsterzbischofs Leopold Anton Eleutherius Freiherr Firmian aus dem Jahr 1731 kostete 22.000 Protestanten Heimat, Vermögen und viele sogar das Leben.

Zahlreiche Exulanten zogen ziellos durch Europa. Vor allem Preußen war bereit, Auswanderer aufzunehmen. Der preußische König erklärte sich sogar bereit, die Vermögensverhältnisse der Vertriebenen ermitteln zu lassen und mit der Salzburger Regierung über Entschädigungen zu verhandeln. Letztlich wurden nicht alle Gelder ausbezahlt - viele Begünstigte waren inzwischen verstorben - und für den Bau der 1743 vollendeten Dresdener Frauenkirche verwendet.

Auch Schwaben, die Niederlande und - seit 1734 - Siebenbürgen gaben den Exulanten die Möglichkeit, ihr Leben von vorne zu beginnen. Eine kleine Gruppe war bereit, in den Südosten Amerikas auszuwandern, wo ihnen die englische Kronkolonie Georgia Asyl bot. Sie war nach Georg II. (1683-1760), König von Großbritannien und Irland, sowie deutscher Kurfürst von Braunschweig und Lüneburg benannt. Georgia entwickelte sich ab 1732 als letzte der dreizehn britischen Kolonien. Zuvor lebten in dem Gebiet Yamacraw-Indianer. Die Protestanten, die im Salzburger Kirchenstaat brutale Verfolgungen hatten erdulden müssen, waren hier nun englische Staatsbürger und willkommene Kolonisatoren.

1733 gründete der britische General James Oglethorpe 25 km von der Atlantikküste entfernt, die Stadt Savannah am Savannah River. Die Siedlung der Salzburger am Fluss nannte er "Eben-Ezer", nach dem biblischen Ort, der sich mit "Stein der Hilfe Gottes" übersetzen lässt. Diese Hilfe und Gottvertrauen hatten die Neusiedler auch bitter nötig. Seelsorgerlichen Beistand erheilten sie aus Deutschland. Der junge Prediger Johann Martin Boltzius und Israel Christian Gronau, der zuvor in einem Waisenhaus in Halle gearbeitet hatte, meldeten sich freiwillig zu diesem Einsatz. Sie kannten weder die Salzburger noch Amerika. Boltzius und Gronau reisten im November 1733 ab. Ihre Aufzeichnungen, Briefe und Tagebücher bilden die Hauptquellen des Buches. Es endet mit einer erfreulichen Eintragung von Johann Martin Boltzius, anno 1739: "Was die Leute hier und in Alt-Eben-Ezer gepflanzet haben, wächst unter göttlichem Segen überaus schön."

Das Buch bezieht seine Spannung nicht nur aus den dramatischen Ereignissen, die es oft quälend genau detailliert schildert, sondern auch durch die Gegenüberstellung der historischen Texte und ihrer literarisch angehauchten Interpretation. Diese besorgte der evangelische Theologe und leitende Redakteur im bayrischen Rundfunk, Christoph Lindenmeyer - in doppelter Hinsicht ein Experte.

Die historischen Siedlungen Eben-Ezer und Neu-Ebenezer sind nicht mehr erhalten, aber in Savannah bestehen zahlreiche Erinnerungen an die Salzburger "Rebeller". Am Savannah-Fluss zeigt man ein 1755 erbautes "Salzburger House". Die Nachfahren der Siedler haben sich zur "Georgia Salzburger Society" zusammengeschlossen und pflegen Kontakt zu deutschen und österreichischen evangelischen Gemeinden.