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Hermann Fuchsberger (Hg.): Der Kaskadenbrunnen von Schloss Hof#

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Hermann Fuchsberger (Hg.): Der Kaskadenbrunnen von Schloss Hof. Mit Beiträgen von Susanne Baumgart, Franz Beicht, Susanne Beseler-Kubesch, Stephan Bstieler, Martha Fingernagel-Grüll, Andreas Gamerith, Katrin Harter, Barbara Hodits, Christian Kurtze, Güntner Kvapil, Clemens Landerl, Henny Liebhart-Ulm, Andreas Rohatsch, Patrick Schicht und Georg Töpfer. Fokus Denkmal 10 - Bundesdenkmalamt. Verlag Berger Horn - Wien 2019. 168 S., ill., € 21,90

Nach jahrzehntelanger Wiederherstellung präsentiert sich das barocke Gesamtkunstwerk Schloss Hof seit heuer in voller Pracht. Vor fast 300 Jahren hatte Prinz Eugen von Savoyen seinen Architekten Johann Lucas von Hildebrandt mit dem Ausbau des Landsitzes beauftragt. Nach Prinz Eugens Tod kam das Ensemble aus Schloss, Garten und Meierhof in den Besitz des Kaiserpaares Maria Theresia und Franz Stephan. Später erlitt es ein wechselhaftes Schicksal. Darüber informiert die illustrierte Dokumentation Schloss Hof.

Der terrassenförmig angelegte Park von Schloss Hof ist eine von 56 denkmalgeschützten Gartenanlagen Österreichs. Er verfügte über sechs repräsentative Brunnen, von denen die 1729 errichtete Große Kaskade die imposanteste war. Die damals größte Brunnenanlage der Monarchie befand sich in der zentralen Achse, am Übergang der fünften zur sechsten Terrasse. Eingebunden in eine mächtige Stützmauer, erstreckte sich zwischen dem oberen und dem unteren Becken die von massiven Figurenpfeilern flankierte Kaskadenwand. Deren Mittelpunkt bildete die fünf Meter hohe, dreistufige Wassertreppe. Die beiden Becken bedeckten eine Fläche von 650 m². Zur Wasserversorgung wurden im ca. 3 km entfernten, höher gelegenen Dorf Groissenbrunn drei Reservoirteiche und ein Pumpwerk angelegt. Derzeit liefert die Quelle stündlich 15 m³, einst soll man für den Wasserfall 200 m³ benötigt haben. Die Anlage war mit reichem, plastischem Schmuck versehen. Die Gruppen auf den Figurenpfeilern stellen "Kriegsruhm" und "Staatskunst" dar. Die zentrale Darstellung des griechischen Gottes Apoll versinnbildlicht den erfolgreichen und kunstsinnigen Prinz Eugen. Die Rückwand der Kaskade zieren vier große Relieffelder mit Szenen aus den Metamorphosen Ovids. Auch sie sollten auf die Tugenden des Schlossherrn verweisen. Mit Apoll als Hauptfigur vermitteln sie die Botschaft, dass anmaßendes Verhalten gegen eine höhere Instanz schwere Strafen nach sich zieht. Für spätere Nutzungen des Schlosses schien die inzwischen technisch marode Fontäne zweckloser Luxus. Bei einem Umbau Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie zugeschüttet und stattdessen eine Terrasse angelegt. Als um 1900 das Militär einzog, brachte man Balustraden und Figurenschmuck u. a. nach Schönbrunn und in das Belvedere, Steinmaterial wurde verkauft.

Mit der Restaurierung des Schlosskomplexes, die in den 1980er Jahren begann, rückte die Große Kaskade wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Nach langen Vorarbeiten - und kontroversen Diskussionen - entschied das Bundesdenkmalamt, die nach dem Abriss des Zierbrunnens errichtete Stützwand zu öffnen, um Reste der Anlage zu finden. Das Ergebnis war überraschend: Mehr als 40 % der ursprünglichen Kaskadenwand und rund 650 Spolien aus der Stützmauer, darunter 165 Reliefteile, kamen zutage. Wichtige Hilfen bei der interdisziplinären Forschung bildeten die berühmten Canaletto-Gemälde aus den 1760er Jahren und zeitgenössische Pläne. Eine 3D-Rekonstruktion ermöglichte die Zuordnung des historischen Steinmaterials und schließlich die Entschlüsselung der Ikonographie der Reliefs. Die Untersuchung des Steininventars ergab eine Vielzahl an Kalkstein-Typen aus den Hainburger Bergen, dem Leithagebirge, dem Ruster Hügelland, St. Margarethen und der Eggenburger Gegend. Weiters ist eine Verwendung römischer Bauteile aus dem nahen Carnuntum anzunehmen. Da die meisten dieser Steinbrüche nicht mehr existieren, wählte man für die Rekonstruktion als Ersatzmaterial Algenkalk aus Italien. Die unsichtbare Technik des Brunnens ist auf dem neuesten Stand. Sechs Pumpen wälzen stündlich 162.000 Liter Wasser um. Das Gesamtwasservolumen beträft 500.000 Liter. LED-Scheinwerfer sorgen für die Beleuchtung. Die Wasseraufbereitung erfolgt mikrobiell, das erspart ein Drittel der herkömmlichen Betriebskosten.

Der vorliegende Band gibt Einblick in die Erkenntnisse der Voruntersuchungen, die Arbeitsweise der Fachleute aus geistes- und naturwissenschaftlichen Fächern. 15 FachautorInnen lieferten für die Dokumentation geschichtliche Daten und beschrieben ihre Arbeit aus der Sicht der Denkmalpflege, Bauforschung, Technik, Architektur und Ikonographie. Historische Ansichten, Pläne und Vorher-Nachher-Fotos lassen den Aufwand des erfolgreich abgeschlossenen "ungewöhnlichen Puzzle" ahnen. Nun aber dürfen sich das Bundesdenkmalamt und die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (zu der Schloss Hof zählt) freuen. "Die Rekonstruktion der Großen Kaskade sollte auf der bestmöglichen Kenntnis aller wissenschaftlich erschließbaren Quellen basieren, immer im Bewusstsein, dass ein gewisser Anteil an Hypothese unvermeidbar ist." (Hermann Fuchsberger, BDA). Die jährlich mehr als 300.000 BesucherInnen erwartet eine "neue Erlebbarkeit des Areals. Vom Schloss aus eröffnet sich Stück für Stück die imposante barocke Gartenanlage und ist wieder authentisch und formvollendet zu bewundern." (Klaus Panholzer, Geschäftsführer).

hmw