!!!Gestaltung der Ziegelgitter


[{Image src='giebel_205.jpg' height='250' class='image_left' caption='Wöllmerdorf bei Judenburg' width='161'}]
!!Allgemeine Unterscheidung

Wie schon in der Vorbemerkung angedeutet, können mit allen Einschränkungen, die eine solche Kategorisierung mit sich bringen muß, hinsichtlich der verwendeten Motive zwei Gruppen von Gittern beobachtet werden. Die einen finden sich hauptsächlich in der stark gegliederten Landschaft des ost- und weststeirischen Hügellandes, sowie an den Süd- bzw. Ostabhängen des steirischen Randgebirges. Sie zieren die Bergeräume der meist recht kleinen Gehöfte mit einer Vielfalt von eigenwilligen, sehr individuell durchgestalteten Gittern. Die meisten enthalten christliche oder heidnische Symbole und sind in ihrem ganzen Charakter bodenständige und echte Volkskunst.


Die Motive haben viel Ähnlichkeit mit denen, die bei der Bemalung der bäuerlichen Möbel verwendet wurden, oder auch mit den Mustern von Kreuzstichstickereien. Die andere Gruppe von Gittern findet sich besonders an großen Ziegelwerksscheunen in der Obersteiermark und in Kärnten. Es sind meist rein ornamentale Gitter, die kaum volkstümliche Motive enthalten, denn diese Bauwerke wurden meist schon von professionellen Maurermeistern  aufgeführt, die, wie erwähnt, oft italienischer Herkunft waren.

[{Image src='giebel_242.jpg' width='250' class='image_right' caption='Wolfsberg' height='176'}]
Der Musterkatalog ist vielfältig und enthält virtuose Beispiele der Mauerwerkskunst. Wenn einfache Mauersteine und flache Dachziegel zur Gestaltung nicht mehr ausreichen, werden eigene Formziegel angefertigt und verwendet.

Oft  werden   einzelne  Motive  auch   durch farbliche Differenzierung hervorgehoben, meist zwar nur durch den Gegensatz zwischen verputztem oder geweißigtem und dem naturbelassenen Ziegelwerk, manchmal aber auch durch regelrechte Bemalung, welche die Motive, die durch die Anordnung der Öffnungen entstehen, weiter differenziert und teilweise durch figürliche Darstellungen oder Initialen ergänzt.

[{Image src='giebel_204.jpg' width='250' class='image_left' caption='Gralla bei Leibnitz\\Farbig gestaltete Gitter findet man vor allem im Raum südlich von Graz. In diesem Fall ist allerdings nur unterschieden zwischen weiß bemalten und naturbelassenen Ziegeln.' height='189'}]
Aus späterer Zeit finden sich dann auch Gitter, die vollständig aus eigens dafür hergestellten Lüftungsgitterelementen bestehen. Sind diese Scheunen im Vergleich mit denen der zuerst beschriebenen Gruppe im Detail auch sehr profan, so hat doch die Gesamtanlage dieser stolzen Bauten manchmal fast sakralen Charakter. Die Ernte, das Futter, das Vieh sind im Bewußtsein der bäuerlichen Bevölkerung ja durchaus auch etwas, das des Schutzes durch höhere Mächte bedarf!

!!Gitter mit Abwehrzeichen 
!1) christliche
Vor allem die Öffnungen eines Bauwerkes müssen geschützt werden — gegen das Eindringen böser Geister. Im besonderen Maße die Lüftungsöffnungen der Bergeraume -gegen das Eindringen des ,,Feuerteufels" wohl hauptsächlich. Denn eine zentrale Sorge des Bauern galt immer dem Feuer, dem Brand der Scheune durch Blitzschlag, Selbstzündung des zu feucht eingelagerten Heus oder auch durch Brandlegung. So lag es nahe, die Öffnungen als Abwehrzeichen auszubilden. Eine Öffnung, die selbst die Form eines Kreuzes aufweist, also innig mit diesem Symbol verbunden ist, wird zum Bannzeichen für das Böse. Das gleiche gilt dann auch für die in Kreuzform gruppierten Öffnungen.


So finden sich die verschiedensten Arten von Kreuzen in den Gittern dargestellt:


|\\[{Image src='griechisches_Kreuz.jpg' width='50' alt='griechisches Kreuz' height='50'}]\\[{Image src='lateinisches_Kreuz.jpg' width='50' alt='lateinisches Kreuz' height='50'}]\\[{Image src='Antoniuskreuz.jpg' width='50' alt='Antoniuskreuz' height='50'}]\\[{Image src='Gabelkreuz.jpg' width='50' alt='Gabelkreuz' height='50'}]|\\ \\griechisches Kreuz\\ \\ \\ \\lateinisches Kreuz\\ \\ \\ \\Antonius Kreuz\\ \\ \\ \\Gabelkreuz|[{Image src='giebel_171.jpg' caption='__Lieboch__, Griechisches und lateinisches Kreuz, das Jesusmonogramm IHS, der Dreisproß und das "Herz Jesu" sind hier in einem Gitter zusammengefaßt. Das zweite Herz dürfte das "Herz Mariä" darstellen.' width='250' alt='Giebelucke in Lieboch' height='186'}] |
|\\ \\[{Image src='päpstliches_Kreuz.jpg' width='50' alt='päpstliches Kreuz' height='50'}]\\[{Image src='Andreaskreuz.jpg' width='50' alt='Andreaskreuz' height='50'}] | \\ \\ \\Päpstliches Kreuz \\ \\ \\Andreaskreuz %%small (alte Leute schlagen\\beim Herannahen von Fremden mitunter\\heute noch die Unterarme so gegen-\\einander,daß dieses Kreuz entsteht)%%|[{Image src='giebel_153.jpg' caption='__Gössendorf__' width='250' alt='Gössendorf' height='192'}]|[{Image src='giebel_174.jpg' caption='__Lieboch__, Griechisches Kreuz und Andreaskreuz bilden hier das zentrale Motiv.' width='250' alt='giebel_174.jpg' height='182'}]
|\\ \\ \\ \\[{Image src='Malteserkreuz.jpg' width='50' alt='Malteserkreuz' height='50'}]\\[{Image src='vorkonstantinisches_Kreuz.jpg' width='50' alt='vorkonstantinisches Kreuz' height='50'}] | \\ \\ \\ \\ \\Malteserkreuz \\ \\ \\vorkonstantinisches Kreuz,\\ %%small (auch als Kombination von\\ griechischem und Andreas-\\Kreuz aufzufassen)%%|[{Image src='giebel_160.jpg' caption='__Großsulz bei Kalsdorf__' width='250' alt='Großsulz bei Kalsdorf' height='253'}]|[{Image src='giebel_117.jpg' caption='__Pirching a.d. Raab__, Andreaskreuz und griechisches Kreiuz durchdringen sich hier zu einer sehr strengen Gitterform.' width='250' alt='Pirching a.d. Raab' height='194'}]
|\\ \\ \\ \\ \\ \\ \\[{Image src='abgerundetes_Ulrichskreuz.jpg' width='50' alt='abgerundetes Ulrichskreuz' height='50'}] |\\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ abgerundetes Ulrichskreuz\\(HDA, VIII, 1297) | [{Image src='giebel_164.jpg' caption='__Breitenhilm__, Darstellung eines Ulrichskreuzes - zur Abwehr von Mäusen und anderen Feldschädlingen. (In Schwaben wurden häufig solche Kreuze aus Metall in den Feldern als Abwehrzauber vergraben).' width='250' alt='Breitenhilm' height='190'}] |
|[{Image src='Kreuzesgruppe.jpg' width='50' alt='Kreuzesgruppe' height='50'}]\\[{Image src='stehendes_lateinsches_Kreuz.jpg' width='50' alt='stehendes lateinsches Kreuz' height='50'}]\\[{Image src='Widerkreuz.jpg' width='50' alt='Widerkreuz' height='50'}]\\[{Image src='Krückenkreuz.jpg' width='50' alt='Krückenkreuz' height='50'}]\\[{Image src='erhöhtes_Kreuz.jpg' width='50' alt='erhöhtes Kreuz' height='50'}]| \\ Kreuzesgruppe auf  Golgatha\\ \\ \\ \\ stehendes lateinisches Kreuz\\ \\ \\ \\ Widerkreuz\\ \\ \\ \\Krückenkreuz\\ \\ \\ \\"erhöhtes" Kreuz\\%%small (auf Hügel, Grabhügel oder Golgatha)%%| \\ \\ \\ \\[{Image src='giebel_150.jpg' caption='__Lebring - St. Margarethen__, Kreuz und Dreispoß als Lebenssymbol.' width='250' alt='Lebring - St. Margarethen' height='184'}] |
| |Sehr häufig kommen auch die verschiedenen "Jesus-\\Monogramme" vor: Oft nicht vom Ornament zu\\unterscheiden, mitunter aber auch deutlich abgehoben,\\trifft man auf das Zeichen: | | 
|\\ \\ \\ \\[{Image src='Jesus_Monogramme.jpg' width='50' alt='Jesus Monogramme' height='50'}] | \\ \\ \\ \\Zeichen = I + X = Jesus + Christus\\(J = I, CH = X) |[{Image src='giebel_221.jpg' caption='' height='200' alt='giebel_221.jpg' width='78'}] |
| |Immer als Zeichen erkenntlich und in vielen Varianten\\ist das "IHS" in die Ziegelgitter hineingeflochten. | |
|[{Image src='IHSS.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='IHS.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='SHI.jpg' width='50' alt='SHI' height='27'}] \\ [{Image src='kruz_HS.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='IH_kreuz_S.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='H.jpg' width='50' alt='H' height='50'}] | \\ \\ Die Bedeutung dieses Zeichens ist je nach\\Sprachraum und Auslegungstendenz verschieden.\\Es leitet sich aus dem griechischen  "IHC" =\\Jes(us) ab und wurde besonders vom Prediger\\Bernardino von Siena im 14.Jh. und durch den\\Jesuitenorden im 16. Jh. propagiert. Man deutete\\dieses Jesusmonogramm auch als die ersten drei\\Worte der Erscheinung Konstantins:  "In hoc signo\\(... vinces)" = In diesem Zeichen\\(. .  . sollst Du siegen!).\\ \\Weitere Bedeutungen sind "Jesus habemus socium",\\"Jesus hominum salvator"  (= Jesus, der Menschen\\Heiland), "In hoc Salus" (= in diesem ist das Heil)\\und auf deutsch: "Jesus Heiland Seligmacher". | \\ [{Image src='giebel_155.jpg' caption='__Kalsdorf__' width='250' alt='giebel_155.jpg' height='190'}] | 
| |Ein Herz, über dem drei Nägel zu erkennen sind,\\stellt das Herz Jesu und die drei Nägel dar, mit\\ denen Jesus an das Kreuz geschlagen wurde.\\Als besonders wirksames Abwehrzeichen galt\\wohl das Kombinationszeichen eng miteinander\\verbunden sind.  | | 
|\\ \\ \\ \\[{Image src='IH_Kreuzi_S.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='Kreuz.jpg' width='50' alt='Kreuz' height='50'}] \\ [{Image src='IHSS.jpg' width='50' alt='IHS' height='27'}] \\ [{Image src='Herz_Kreuz.jpg' width='50' alt='Herz' height='50'}] \\ [{Image src='heilig.jpg' width='50' alt='heilig' height='50'}] | \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ "heilig" oder "Heiliger Geist" | [{Image src='giebel_156.jpg' caption='__Großsulz bei Kalsdorf__, Prunkvolle Darstellung des Jesuszeichens am Ostgiebel eines Gehöftes. Der jochförmig erhöhte H-Querbalken symbolisiert den Heiligen Geist. Auch hier senkt sich der Bogen über der Einfahrt.' width='200' alt='Großsulz bei Kalsdorf' height='310'}] |
| | Seltener trifft man auch das Maria-Zeichen;\\(besonders in Graz) | | 
| \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ [{Image src='ria.jpg' width='50' alt='Maria Zeichen' height='45'}] \\ [{Image src='air.jpg' width='50' alt='Maria Zeichen' height='48'}] \\ [{Image src='air_s.jpg' width='50' alt='Maria Zeichen' height='47'}] |\\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ Maria Zeichen (spiegelverkehrt bzw. von\\innen zu lesen) oder die Monstranz, die man\\von einer ganz naturalistischen Darstellung bis\\zur kaum noch erkennbaren, abstrahierten Form\\finden kann. | [{Image src='giebel_162.jpg' caption='__Graz / Liebenau__' width='250' alt='Graz / Liebenau' height='191'}] \\ [{Image src='giebel_149.jpg' caption='__Liebensdorf__, Sehr realistische Darstellung einer Monstranz' width='250' alt='giebel_149.jpg' height='188'}] | \\ \\ \\ \\ \\ [{Image src='giebel_161a.jpg' caption='__Wagersbach bei Hausmannstätten__, Auch Darstellungen des Namens Maria finden sich des öfteren an Giebelwänden von Heustadeln. Hier ist das "Mariamonogramm" durch das Montieren der Telegrafenleitungen stark in Mitleidenschaft gezogen.' width='250' alt='Wagersbach bei Hausmannstätten' height='183'}]
| \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ [{Image src='auge_gottes.jpg' width='50' alt='Auge Gottes' height='42'}] \\ [{Image src='auge_gottes1.jpg' width='50' alt='Auge Gottes' height='32'}] |\\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\ \\Als christliche Symbole kann man auch das\\Dreieck als Auge Gottes auffassen. Gitter in\\Form eines Flügelaltars oder die Sarstellung\\einer Glocke verweisen auf Zusammenhänge\\mit Sakralbauten. | \\ \\ \\ \\ \\ \\ [{Image src='giebel_38.jpg' caption='__Graz / Liebenau__, Flügelaltarform' width='250' alt='Graz / Liebenau' height='203'}] | [{Image src='giebel_233.jpg' caption='__Schafer bei Ottmanach__, Kunstvoll gestaltete glockenförmige Öffnung zwischen zwei Rosetten. Leider paßt das neue Dach überhaupt nicht dazu.' width='250' alt='Schafer bei Ottmanach' height='381'}]
!2) außerchristliche  
| [{Image src='orient.jpg' width='50' alt='Himmel' class='image_left' height='21'}] \\ [{Image src='erde.jpg' width='50' alt='Erde' height='17'}] \\ [{Image src='luft.jpg' width='50' alt='Luft' height='40'}] \\ [{Image src='erde1.jpg' width='50' alt='Erde' height='43'}] \\ [{Image src='runen.jpg' width='50' alt='Runenzeichen' height='60'}] \\ [{Image src='runen1.jpg' width='50' alt='Runenzeichen' height='29'}] \\ [{Image src='runen2.jpg' width='50' alt='Runenzeichen' height='49'}] \\ [{Image src='runen3.jpg' width='50' alt='Runenzeichen' height='55'}] |\\ \\ \\ Häufig erkennt man vertikale Doppelpfeile in\\den Gittern.Dieses Symbol wurde oft bewußt\\als Zeichen  der Beziehung zwischen unserer\\Welt und  dem  Kosmos, dem Himmel, dem\\Überirdischen verwendet. \\ \\Weiß man, daß in der Spätantike, vor allem\\im Orient Himmel und Erde und in der Alchemie\\des späten Mittelalters Luft und Erde bedeuteten,\\so wird dieser Zusammenhang noch deutlicher.\\Ferner sei noch erwähnt, daß das Runenzeichen\\(Schwarz-Winkelhofer / Biedermann 1972, 70),\\das den Lautwert ,,Z" hat, die Vereinigung von\\Aufwärts und Abwärts bedeutet.\\Hier spiegelt sich möglicherweise die enge \\Verbindung zwischen christlichen und heidnischen\\Symbolen. So kann das Herz ohne Kreuzesnägel\\als Herz Maria oder Symbol des Lebens aufgefaßt\\werden, je nachdem, in welchem Zusammenhang\\es angetroffen wird. |\\ \\ \\ \\ [{Image src='giebel_132.jpg' caption='__Empersdorf__, Doppelpfeilförmige Zwischenräume charakterisieren diese ornamentalen Gitter.' height='250' class='image_left' alt='Empersdorf' width='164'}] | \\ \\ \\ \\ \\ [{Image src='giebel_160.jpg' caption='__Großsulz bei Kalsdorf__' width='250' alt='Großsulz bei Kalsdorf' height='253'}]
| | \\ \\ \\ \\ \\ Auch das Sonnenzeichen in Form von ''Rosetten'' und ''Halbrosetten'' (aufgehende Sonne) findet sich oft an\\Scheunen aber auch an Wohnhäusern dargestellt,\\vielleicht manchmal nur als Wagenrad, (wobei auch\\hier wieder ein Verweis auf das Sonnenrad den\\Sonnenwagen enthalten ist) oder als blumenhaftes\\Ornament verstanden. | [{Image src='giebel_69.jpg' caption='__Tomberg__' width='250' alt='Tomberg' height='240'}] | \\ \\ \\ [{Image src='giebel_39.jpg' caption='__Völkermarkt / Kärnten__ "Aufgehende Sonne"' width='250' alt='Völkermarkt' height='133'}]
| | Die folgenden Runenzeichen für Sonne: | | 
| [{Image src='sonne.jpg' width='50' alt='Sonne' height='51'}] \\ [{Image src='sonne1.jpg' width='50' alt='Sonne' height='49'}] \\ [{Image src='sonne3.jpg' width='50' alt='Sonne' height='45'}] \\ [{Image src='sonne4.jpg' width='50' alt='Sonne' height='50'}] \\ [{Image src='drudenfuß.jpg' width='50' alt='Drudenfuß' height='50'}] \\ [{Image src='hexagramm.jpg' width='50' alt='Hexagramm' height='51'}] \\ [{Image src='feuer.jpg' width='50' alt='Feuer' height='42'}] \\ [{Image src='wasser.jpg' width='50' alt='Wasser' height='44'}] \\ [{Image src='luft.jpg' width='50' alt='Luft' height='40'}] \\ [{Image src='erde1.jpg' width='50' alt='Erde' height='43'}] \\ [{Image src='abwehrzeichen.jpg' width='50' alt='Abwehrzeichen' height='28'}] | \\ \\ \\ \\ \\ \\ wurden im bestehenden kulturellen Zusammenhang\\wohl kaum als solche aufgefaßt. \\ \\ \\ Auch das Pentagramm, der Drudenfuß und das Hexa-\\gramm, der Judenstern (in der Antiken auch als Ver-\\einigung der vier Elemente - Feuer, Wasser, Erde und\\Luft - verstanden.), weisen auf die tief in die Ver-\\gangenheit reichenden Wurzerln der verwendeten\\Motive hin. Mitunter findet man deutlich in Negativ-\\form ausgeführte Hörnerpaare dargestellt. Am Giebel aufgehängte Hörner oder Geweihe galten ebenfalls als Abwehrzauber.\\Ihnen wohnte angeblich auch nach dem Abtrennen\\vom Tier noch die gleiche Kraft inne, wie zuvor.\\(HDA IV, 26; Haiding, Tierschädel unter dem\\Tennfirst. Zeitschr. d. hist. Vereins f. Stmk.\\58/1967). Das Rinderhorn bot speziell Schutz\\gegen Blitz und Feuer (Harter 1951, 33). Häufig\\steht man auch Lebensbaummotiven und Glücksbringermotiven, wie dem vierblättrigen\\Kleeblatt, gegenüber.\\ \\ Interessant ist ein Zeichen, das hauptsächlich\\im Raum um Stainz vorkommt eine Mondsichel,\\deren beide Enden nach unten weisen. Gewöhnlich\\bedeutet ein auf 94 den Kopf gestelltes Zeichen die\\Verneinung des Sinnes, der hinter diesem steht. Es\\könnte sich hier um die Umkehrung des türkischen Halbmondes handeln und ähnlich wie in der Sakral-\\kunst, wenn etwa die Muttergottes den Fuß auf den umgekehrten Halbmond setzt, den Sieg über die\\Türken symbolisieren. |\\ \\ \\ [{Image src='giebel_51.jpg' width='250' alt='Mautern' caption='__Mautern__' height='243'}] \\ [{Image src='giebel_89.jpg' caption='__Kalsdorf__' width='250' alt='Kalsdorf' height='107'}] \\ [{Image src='giebel_94.jpg' caption='__Rassach__' width='250' alt='Rassach' height='136'}]| 


!Ornamentale Gitter
[{Image src='giebel_105_106.jpg' caption='__Kalsdorf__ Dieses Gitter besteht aus zwei hintereinander liegenden, verschieden gestalteten Schichten, von denen die innere eine sehr starke Horizontalgliederung aufweist und damit jenen Schutz gegen Schlagregen übernimmt, den die äußere vertikal strukturierte, im oberen Bereich an ein Scherengitter erinnernde Schicht nicht bieten kann.' width='250' alt='giebel_Kalsdorf' class='image_left' height='196'}]
Es wäre sicher ein Fehler, nun jedes Detail eines Ziegelgitters als Zeichen bzw. als Symbol deuten zu wollen, das an ein solches erinnert. Viele Ornamente tragen sicher nur zufällig symbolhaften Charakter und sind rein dem spielerischen Gestaltungswillen entsprungen. In anderen Fällen sind Zeichen wohl auch zum Ornament erstarrt. Ein klares Beispiel für einen derartigen Vorgang sind vielleicht die arabischen Schriftzeichen, die, als solche nicht erkannt, aus dem islamischen Raum übernommen wurden und im christlichen Mittelalter als Ornamente in sog. kufischer Schrift bis in die sakrale Kunst vordrangen (z.B. schon 1200: Johannes-Kapelle in Pürgg). Ähnlich dürften einzelne Runen in Form von Hofmarken ("March" genannten Holz- "Gemerken") die Jahrhunderte überdauert haben und ungeachtet ihrer einstigen Bedeutung als Ornamente weiterverwendet worden sein. Bei anderen dürfte sich durch Zufall eine Ähnlichkeit zu irgendwelchen Zeichen ergeben haben.

Einige Ornamente lassen sich auch aus dem Holzbau ableiten, andere wieder entlehnten 105 ihre Motive schmiedeeisernen Gittern, mit deren typischen, dem Metall und der Verarbeitung entsprechenden Formenschatz. Vereinzelt treten auch Gitter auf, die, ohne Vorbild und ohne jede Übergangsform, im weiten Umkreis in ihrer Art so klar und ausgereift erscheinen, und die eine so komplizierte Ziegelkonstruktion erfordern, daß ein unmittelbarer Einfluß von Außen, welcher Art auch immer, anzunehmen ist.

So z.B. bei den beiden Gittern in Gössendorf, deren Sechseckornament ohne Abweichung in der orientalischen Architektur wiederzufinden ist (Bourgoin 1973, 69). 

An gotisches Maßwerk erinnern einige sehr filigrane Gitter im oberen Lavanttal in Kärnten. Für eines dieser Gitter konnte ein völlig entsprechendes Gegenstück in Pola (Istrien) nachgewiesen werden (Strzygowski 1941, 648). Bisher noch nicht erwähnt wurden die oft in den Giebeln von Scheunen integrierten Taubenschläge, deren Fluglöcher in die Gestaltung der Außenwände miteinbezogen wurden. Manchmal sind es nur einige wenige Öffnungen im obersten Bereich des Giebels, die diesem Zweck gewidmet sind.


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[{Image src='giebel_144.jpg' caption='__Gössendorf__ Das orientalisch anmutende Ornament dieses Lüftungsgitters findet sich in ähnlicher Form am selben Hof als Schnitzerei in der Mitte des Deckenbalkens der Stube des Wohnhaus (1798 datiert).' width='250' alt='Gössendorf' height='191'}]
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[{Image src='giebel_33.jpg' caption='__Bad St. Leonhard / Kärnten__' height='250' alt='Bad St. Leonhard' width='157'}]
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\\ \\
[{Image src='giebel_115.jpg' caption='__Niedergams bei Stainz__ Einfache rechteckige Öffnungen ausgefacht durch eine Dreieckteilung; unter dem First ein Taubenschlag.' width='250' alt='Niedergams bei Stainz' height='186'}]
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[{Image src='giebel_100.jpg' caption='__Kirchberg a. d. Raab__ Das Motiv für dieses Ziegelgitter findet sich im Hof desselben Gehöftes: ein hölzerner Taubenschlag, hier naturgetreu in Mauerwerk nachgebildet.' height='250' alt='Kirchberg a. d. Raab' width='167'}]
%%

Es gibt aber auch Lüftungsgitter, die im Gesamten einen Taubenschlag darstellen. Vielleicht sollte in diesem Zusammenhang darauf verwiesen werden, daß es anderenorts ganze Taubenhäuser aus gemauertem Gitterwerk gibt. - Prächtige Beispiele, in den Ornamenten manchmal auch an unsere Ziegelgitter erinnernd, sind auf den griechischen Kykladen zu finden (Swoboda 1973, 22).
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''© Bild und Texte'' [Hasso Hohmann|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Hohmann,_Hasso,_Univ._Doz._(Architektur,_Baukunst)]

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