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Landschaftstransformationen#

Eine Frage der Nachhaltigkeit#


Von


Bianca M. Rinaldi

Institut für Architektur und Landschaft


Bianca Maria Rinaldi
Bianca Maria Rinaldi


Bianca Maria Rinaldi ist seit Jänner 2009 Universitätsassistentin am Institut für Architektur undLandschaft. Ihre Forschungsaktivitäten fokussieren sich u.a. auf die Beziehungen zwischen Architektur und Landschaftsarchitektur.


© Forschungsjournal 2009/01


Es ist heute wohl kein Geheimnis mehr, dass Nahrungsmittel zu Treibhausgasemissionen und damit zur Klimaerwärmung beitragen. Der Einkauf und Konsum von exotischen Lebensmitteln oder nicht saisonalem Obst hat einen nicht unbeträchtlichen Einfl uss auf den Klimawandel: Wird zum Beispiel ein Kilo Kirschen aus Argentinien nach Graz transportiert, bedeutet das einen Transportweg von ca. 12.000 Kilometern. Das Flugzeug verbraucht dafür ca. sechs Kilo Treibstoff, das entspricht wiederum einer CO2-Emission von ca. 16 Kilo. Noch schlechter fällt die Bilanz aus, wenn ein Kilo Trauben von Chile per Flugzeug nach Graz transportiert wird: Die CO2-Emissionen in die Atmosphäre betragen in diesem Fall ca. 17 Kilo.


Um den sich beschleunigenden Klimawandel einzudämmen und die CO2-Emissionen zu verringern, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Nachhaltigkeitstheorien entwickelt. Eine der erfolgreichsten ist die §Hundred Mile Diet§, die auf den Konsum lokal produzierter Nahrungsmittel ausgerichtet ist, um die für den Transport benötigte Energie zu verringern.


Ökologisch nachhaltige Lösungen erfordern nicht nur neue und effi ziente Technologien und die Entwicklung innovativer Produktionsstrategien,sondern auch die Schaffung von völlig neuen urbanen Formen. Worin könnte diese Umwandlung der urbanen Landschaft bestehen? Welche Rolle könnte Landschaft in der Gestaltung der modernen Stadt und im Schutz, der Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Ressourcen spielen?


Die Gestaltung eines nachhaltigen urbanen Raums schafft produktive Landschaften, in denen Architektur, Landschaft, Städtebau und Ökologie im Streben nach Energie und Nahrung koexistieren und kooperieren. In diesem Zusammenhang wird Landnutzung zum zentralen Thema in der Stadtplanung. Die Vermeidung von unnötigen Transportwegen könnte beispielsweise zu einer Konzentration von urbanen Farmen und Obstbaubetrieben im ländlich-urbanen Randgebiet führen, was wiederum die heimische Nahrungsmittelproduktion sichern, die Neugestaltung stark fragmentierter Peripherien erleichtern und neue Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten schaffen würde. Die produktive Funktion von Landschaft beinhaltet somit auch Aspekte der Energieversorgung und Nutzung von erneuerbaren Ressourcen. Das ideale Ziel ist es, autarke Landschaften zu schaffen, die in der Lage sind, die von ihnen benötigte Energie auch selbst zu produzieren. Das Institut für Architektur und Landschaft (ia&l) der Technischen Universität Graz untersucht die Herausforderungen, die Planung und Bau einer nachhaltigen Stadt an zeitgemäße Architektur und Landschaft stellen.

Seit zwei Jahren werden am ia&l sowie in Forschungsprojekten am LANDLAB, dem Forschungslabor des ia&l, alternative Methoden zu den klassischen Planungsszenarien gesucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung neuer Gestaltungsmethoden für den urbanen Raum und fokussiert die Problematik der Nachhaltigkeit, der nachhaltigen Energieversorgung sowie der Nutzung erneuerbarer Energien. Studierende erarbeiten Gestaltungsprozesse für große, komplexe Gebiete, um Interaktionen zwischen Ökologie, Architektur und Landschaft zu untersuchen.



Landschaftstransformation der Lagune von Venedig
Abb. 1: Die Vision für die Landschaftstransformation der Lagune von Venedig (2007)
© Forschungsjournal 2009/01 / © Ti a&l / LANDLAB

Algenfarm


Das Projekt für die Lagune von Venedig (2007) ist ein Beispiel dafür, wie diese Interaktion neue Begriffe für die heutigen urbanen Herausforderungen und Landschaftsumwandlungen schaffen könnte.

Die Vision für die Lagune hatte die Schaffung einer neuen produktiven Landschaft zum Ziel, in der natürliche Prozesse, öffentliches Leben, menschliche Aktivitäten und Technologie interagieren, indem die besonderen Qualitäten der Inseln und die bestehende Artenvielfalt, Dynamik und Ressourcen genutzt werden.





Mit Algenfarmen wird ein zweifaches Ziel erreicht – die Algen nehmen CO2 aus der Luft auf und werden darüber hinaus für die Produktion von Biodiesel genutzt. Solarfarmen produzieren als oberirdische Photovoltaikfelder die gesamte Energie für die Muschel- und Krabbenkulturen, die von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Region sind.

Barena-Kristalle, ein neues Verfahren zum Rückhalt von Sediment im Gezeitensystem, verstärken, schützen und erhalten die bestehende Kulturlandschaft und das Ökosystem der Salzwiesen (Barene), die einen wichtigen regulierenden Einfluss auf den Wasserstand der Lagune haben, jedoch durch die Klimaveränderungen stark gefährdet sind.


Algenfarm
Abb. 2: Algenfarm: Algen werden für die Produktion von Biodiesel gezüchtet
© Forschungsjournal 2009/01 / © Ti a&l / LANDLAB

Solarfarm
Abb. 3: Solarfarm: Muschel und Krabbenkulturen wachsen dank Solarenergie © Forschungsjournal 2009/01 / © Ti a&l / LANDLAB




Solarfarm





Elemente des Landschaftswandels
Abb. 4: Solarfelder, Algenfarmen und Barena-Kristalle: die Elemente des Landschaftswandels
© Forschungsjournal 2009/01 / © Ti a&l / LANDLAB










Mit umfassenden Aktivitäten, die sich an regional vorhandenem Wissen und Traditionen orientieren, zielt das Projekt auf die Umwandlung der Lagune in ein autarkes System, einen integrierten und stabilen Organismus ab.

Das Ergebnis ist eine ökologisch funktionierende Landschaftsumwandlung, die als Prototyp für neue urbane Regionalsysteme dienen soll.