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Der Ötscher, ein Sagenberg Oetscher, Niederoesterreich #


Die Legende vom Kuckuck und dem Siebengestirn

Der Ötscher vom Josefsberg gesehen
Der Ötscher vom Josefsberg gesehen, Niederösterreich. Photographie. Um 1998.
© IMAGNO/Gerhard Trumler


Vom Kuckuck sagt das Volk: Zu Tiburti muß er schreien, schreit er, was er will. Er ist ein verwunschener Müller, der zu teuren Zeiten den armen Leuten das Mehl und Brot vorenthielt und darum jetzt als Vogel ein mehlbestäubtes Gefieder tragen muß.

In der Ötschergegend hört man folgende Sage: Auf seiner Wanderung ging Christus einst an einer Mühle vorbei und sandte zwei seiner Jünger hinein, um Brot zu bitten. Der Müller aber wies beide mit dem erbosten Rufe fort: "Hol euch der Kuckuck!" Aber seine Frau mit ihren sechs Töchtern trug heimlich dem Herrn und den Jüngern Brot zu. Dafür sind sie als Siebengestirn an den Himmel versetzt. Der hartherzige Müller aber ist zum Kuckuck geworden. Daher kommt es auch, daß wir, solange der Kuckuck ruft, von Tiburti bis Johanni, das Siebengestirn am Himmel nicht sehen.

Riesen und Bergmandln

Vor Zeiten hausten im Ötschergebiete gewaltige Riesen. Ihre Lust war es, ungeheure Felsbrocken aus den Bergen zu brechen und sie einander wie Bälle zuzuwerfen. Dann wieder rissen sie die höchsten Tannen aus, um mit ihnen wie mit Lanzen aufeinander loszugehen. Im Wettlauf stürmten sie den Ötscher hinauf und herunter, Tiere und Menschen unter ihren Füßen zertretend. Und wenn sie von ihrem tollen Treiben hungrig und müde geworden waren , brieten sie ganze Ochsen an einem Feuer, verschmähten aber auch Hirsche, Rehe und Gemsen nicht, ja sogar Menschenfleisch verachteten sie nicht.

Da aber zog das Christentum in das Ötscherland ein und die Leute errichteten Kreuze und Bildstöcke, vor denen sich die Riesen bald scheu in die tiefsten Schluchten zurückzogen. Nur einer von ihnen wollte nicht weichen. Wo er ein kreuz antraf, zerstampfte er es am Boden und erblickte er im Tal eine fromme Beterschar, befahl er den Berggeistern, seinen Dienern, ein fürchterliches Unwetter über die frommen Waller zu senden, sodaß diese entsetzt auseinanderstoben.

Als es mit dem Riesen immer schlimmer wurde, kamen die verzweifelten Bauern zum Prior der Kartause Gaming, um ihm ihre Not zu klagen und um Abhilfe zu bitten. Dieser machte sich sofort auf den Weg. Noch bevor er Lackenhof erreichte, hatten die kleinen Bergmandel dem Riesen schon sein Kommen angezeigt. Der Riese wollte den Prior auf dem Riffel erwarten und dort den Kampf mit ihm aufnehmen, obwohl die Bergmandeln ihn vor der Macht des Kreuzes warnten. Endlich tauchte der fromme Mönch auf , schon von weitem hielt er dem Riesen seine Schandtaten vor und forderte ihn in Gottesnamen auf, das Ötschergebiet zu verlassen. Der aber lachte nur, ergriff einen ganz ungeheuren Felsblock und wollte ihn auf den Prior schleudern. Dieser zog rasch ein hölzernes Kreuzlein aus den Falten seines Habits, hielt es dem Unhold entgegen und reif: "So werde selbst zu Stein, der du einen Diener Gottes mit einem Stein bedrohst!" Im gleichen Augenblick entfiel der Stein den Händen des Riesen, seine Glieder wurden starr und steif und sein ganzer riesiger Körper wurde zu hartem Gestein, zu einem großen Felsblock. Und als solcher muß er auf der Höhe des Riffels bis zum jüngsten Tag stehen. In der Johannesnacht aber kommen die kleinen Bergmanderln, setzen sich zu Füßen des steinernen Riesen, um ihn mit Musik und ihrem munteren Plaudern zu erfreuen. Und tatsächlich scheint das steinerne Mandl sie jedesmal lächelnd zu begrüßen.

Die Schätze der Gula in den Ötscherhöhlen

Zur Zeit Karls des Großen lebte in Mautern an der Donau die reiche Witwe Gula. Den Armen zu helfen, wurde ihr zur Freude. Weit und breit war dies bekannt und der Ruf von ihrem Reichtum drang sogar ins Land der wilden Awaren. Als nun diese beutegierigen Räuber ins Donautal einfielen, wollten sie sich auch der überaus großen Schätze der Frau bemächtigen. Doch sie zog es vor, ihre Heimatstadt zu verlassen und in den Bergen Schutz vor den Barbaren zu suchen. Auf eilendem Rosse und mit dem einzigen Söhnlein auf den Armen zog sie, verfolgt von einem Häuflein beutelüsterner Awaren das Traisental aufwärts. Doch auch hier war ihr Aufenthalt kein sicherer, denn bis in die entlegensten Seitentäler waren die Verfolger ihr hart auf den Fersen. Da gewahrte sie in der westlichen Ferne einen mächtigen Berg, den Ötscher, von dem sie wußte, daß seine Höhlen ihnen sicheren Zufluchtsort böten.

Sie stieg nun mühsam den Berg hinan und flüchtete in eine der Höhlen. Im Taubenloch wohnte sie, im Geldloch bewahrte sie ihre ungeheuren Schätze an Gold und Silber. Hier war sie geborgen, so weit drang kein Fuß eines Awaren, so weit drang kein Waffenlärm. Lange Jahre hauste die Witwe mit ihrem Knaben auf den Höhen des Ötschers. Der Junge wuchs in der würzigen und kräftigen Bergluft zu einem gewaltigen Riesen heran. Schon mit zehn Jahren knickte er die stärksten Baumstämme, als ob er Strohhalme bräche. Als er zum Manne herangewachsen war, waren die Awaren neuerdings ins Donauland eingedrungen und Karl der Große rüstete ein gewaltiges Heer gegen die Horden. Da verließ Änother, der Riese, dem die Höhle zu klein geworden war, seine Mutter und schloss sich dem Heereszuge des großen Kaisers an. Seine wilde, baumhohe Gestalt mit den meterlangen Haaren flößte den Feinden Furcht und Schrecken ein. Wie einst Christophorus durchwatete er die Flüsse und erschlug mit seinem großen Schwerte Tausende von Awaren. Einige Erschlagene steckte er auf seinen Spieß und trug sie so leicht mit sich, als hätte er Krammetsvögel.

Nachdem die Awaren verjagt waren, blieb Änother in Wien zurück und wurde der Stammvater eines Geschlechtes. Seine Mutter starb im Taubenloch des Ötschers und ihre Schätze blieben im Geldloch zurück. Sie sind so gut verwahrt, daß sie bis heute noch niemand gefunden hat.

Teufel und Hexen auf dem Ötscher

Der Ötscher wird in der Sage auch "Hetscherlberg" (Hetscherl = Hagebutte) genannt. Man denkt sich seine Hänge dicht mit Dornengestrüpp bewachsen. Unzählige böse Geister wohnen auf dem Berg, denen es dort so schlecht ergeht, daß sie sich sogar nach der Hölle zurücksehnen. Zwischen dem eisigen Torstein und der Schauchenspitze hat der Teufel seinen Sitz und wie er an heiteren Tagen die Schneewolken herumwirbelt, so gibt er zur Nachtzeit durch feurige Funken von seiner Anwesenheit Kunde. In der Walpurgisnacht und in den Rauhnächten wird der Ötscher zum Sammelplatz der Hexen, die dort ihren Hexensabbat feiern.

Die Teufel im Inneren des Ötschers

Blick auf den Ötscher
Abendlicher Blick auf den Ötscher. Photographie. Um 1998.
© IMAGNO/Gerhard Trumler

Die Höhlen im Bergmassiv des Ötschers wurden einst auch zum Quartier einer Schar von Teufeln, in das sie vom Oberteufel verbannt worden waren, weil ihr Treiben selbst ihm zu bunt geworden war. Dort soll es ihnen derart übel ergehen, daß sie sich sogar nach der echten Hölle mit ihren Schrecken zurücksehnen.

Der Teufel auf der Alm

Der Sage nach ist das Innere des Ötschers voll mit Teufeln. Da wollte der größte Teufel eines Tages das Gejammer der Seelen und den Streit der Teufel nicht mitansehen und er entschloss sich, auf die Erde zu wandern, um Seelen zu fangen. Er verkleidete sich als Jäger. Er riß Blumen ab, riß den Schmetterlingen die Flügel aus und schoß mit seinen Zauberkugeln den Gemsen die Füße ab. Da kam er zu einer Almhütte. Während die Sennerin melken ging, wollte er in die Küche. Als er aber im Winkel das Heiligenbild sah, riß es ihn zornig zurück. Vor dem Hause setzte er sich nieder. Dort wies die Sennerin dreimal hintereinander die wertvollen Sachen des Teufels zurück. Voll Zorn zog er sich auf den Ötscher zurück. Er überlegte, wie er nur dem Mädchen schaden könnte. Er riß mit seinen Händen riesige Felsblöcke vom Ötscher und ließ sie ins Tal. Die Stelle des Ötschers, wo der Teufel die Felsblöcke herausgerissen hatte, heißen der "Rauhe Kamm". Die Sennerin und die Hütte wurden nicht getroffen.

Die Teufelskirche am Ötscher

Die Teufelskirche. So heißt eine große Grotte am östlichen Abhang des Ötschers, wo im Hochsommer die Weideochsen gerne Schutz vor der Sonnenhitze suchen und in behaglicher Ruhe ihren Mittagsschlaf halten. Kundige Leute haben gefunden, dort sei der Ort, wo man die höllische Herrlichkeit zitieren und selbstverständlich schweres Gold von ihr erpressen könne. In der neueren Zeit will man erfahren haben, daß es damit doch nicht so leicht gehe.

Ein Maurer - er lebte schon in der Zeit, die wir die unsere nennen, wo man gerne wenig arbeiten, aber viel Geld besitzen möchte - wandert in der eben angedeuteten Absicht nach der Teufelskirche. Mit allen Behelfen zu der wichtigen Unternehmung versehen, fängt er seine Beschwörungen an, doch Satan erscheint nicht. Er wiederholt seine Formel, doch vergebens. Nach zwei Tagen, sagt man, sei er wieder zu seinem gewöhnlichen Tagewerk erschienen, kleinlaut, verdrossen, halb verhungert. Die Leute wollen sogar wissen, daß er später mit sich einig geworden, lieber mit Gottes Hilfe Brot als mit des Teufels Hilfe Gold zu suchen.

Unheimliche Fische im Ötscher

Im Ötscher gibt es eine Höhle, die Geldloch oder Goldloch geheißen wird. An ihrem Ende im Inneren des Berges dehnt sich ein unterirdischer See aus, in dem schwarze Forellen schwimmen. Diese sollen verwunschene Seelen sein, die in diese Gestalt gebannt wurden.

Der Tatzelwurm auch im Ötschergebiet?

Der Großvater der Frau T., er war auch Förster, hat sein Revier am Scheiblingstein gehabt; er hat oft gsagt, daß das vom Tatzelwurm net wahr is. Aber da is er am Sonntag einmal ieben gsessen auf dem Scheiblingstein und es war schön ruhig und die Sonn im Aufgehen. Neben ihm war's aber auf einmal so, als ob wer a Kettn abizogn hätt, so hat es getan über die Schrofen abi; da hat er dann doch glaubt, daß es der Tatzelwurm war; aber es is so schnell gangen, daß er nix Genaues gsegn hat.

Naturphänomen und Kinderphantasie: So kann eine Sage entstehen

Einmal haben die Kinder auf der Wiese in der Nähe des Schofmäuerls gespielt. Da ist auf einmal eine weiße Natter aufgetaucht und zu den Kindern hin. Sie war recht zutraulich zu den Kindern und ist lange bei ihnen geblieben. Die Kinder haben später davon daheim erzählt, die Großen haben daraufhin alles abgesucht, aber keine Schlange gefunden. Diese weiße Natter ist noch öfters zu den Kindern gekommen und überall mit ihnen hin. Einmal sind die Kinder beim spielen zum Schofmäuerl kommen. Da haben sie dort in einer Vertiefung ein Messer liegen gesehen und daneben eine abgeschnittene weiße Hand, eine Frauenhand. Im selben Augenblick ist die weiße Natter verschwunden und die die Kinder haben sie nie mehr gesehen.

Der Pilatussee

Ötscher
Ötscher. Ansicht von Josefsberg.
© Copyright Presseamt der Niederösterreichischen Landesregierung, Wien, für AEIOU.

Vom Volke auch Pilatussee genannt, wird er von der Sage aus dem Innern des Berges (er befindet sich im Goldloch) auf dessen Oberfläche verlegt. Er soll groß, unzugänglich und mit absonderlich gestalteten Eismassen bedeckt sein. Auch enthält er nach der Sage blinde Fische. Besonders einer davon ist auffallend groß und merkwürdig von Gestalt, sein Alter beträgt über tausend Jahre. Es ist Pilatus, der Christus ungerecht verurteilt hatte und darum in den See gebannt wurde, wo er stumm bis zum jüngsten Tag bleiben muß, um das unschuldige Blut, welches an ihm haftet, abzuwaschen.

Das Wetterloch am Ötscher

Am Ötscher befindet sich nahe dem Gipfel ein kreisrundes Loch, das mit einem sehr engen Gang, "Schlot" genannt, senkrecht in die Tiefe führt und zuletzt wohl ein eine geräumige Höhle mündet. Dieser Ötscherschlot ist bei unseren Bergbewohnern als "Wetterloch" bekannt. Es wurde seit Jahrhunderten beobachtet, daß man bei völlig klarem Himmel nur eine Handvoll Steinchen in den Schlot zu werfen braucht, um in Kürze ein heftiges Gewitter oder zumindest Regen und dichten Nebel heraufzubeschwören. Die Berggeister, die in der Höhle unter dem Schlote hausen, hassen es, in ihrer Ruhe gestört zu werden, und rächen sich an dem mutwilligen Menschengeschlecht, indem sie das Ötschergebiet mit wüsten Wettern verheeren. Manch leichtfertiger Geselle, der im Übermut Steinchen in den Schlot stieß, sah sich urplötzlich in ein Nebelmeer gehüllt, und wußte nicht mehr aus noch ein und stürzte von den schroffen Ötscherhängen in die Tiefe.

Vor langer, langer Zeit einmal verabredeten ein paar verwegenen Burschen, die Wunder des Wetterloches zu ergründen. Denn es ging unter den Bergbewohnern die Sage, am Grunde des Schlotes liege eine prächtige Höhle, in der alle Schätze der Berggeister aufgestapelt seien. Mit Stöcken und festen Seilen versehen, machten sich also die vier Burschen an einem schönen Tag auf den Weg zum Ötschergipfel. Als sie oben angekommen waren, losten sie mit einem Würfel aus, wen es treffe in die unbekannte Tiefe zu steigen. Peter warf sechs Augen und ließ sich, obwohl ihm die Sache nicht ganz geheuer schien, doch willig das Seil um den Leib schlingen. Die Kameraden gaben ihm noch gute Ratschläge in Menge, trugen ihm auf, im Scheine seiner Laterne ja alle Taschen randvoll mit Gold und Edelsteinen zu füllen - und nach einem letzten "Glückauf" ließen sie ihn am Seil langsam in den Schlot gleiten. Dann setzten sich die drei Zurückgebliebenen um den Rand des Wetterloches und warteten auf das verabredete Zeichen. Peter hatte versprochen, er würde von unten das Seil bewegen, wenn er wieder heraufgezogen werden wolle. Stunde um Stunde harrten die Burschen ihres Gefährten, aber er kam nicht. Mit Angst sahen sie von Westen ein furchtbares Wetter aufsteigen, das sich mit erstaunlicher Schnelligkeit näherte. Als schon die ersten großen Tropfen auf den steinigen Boden klatschten, bewegte sich endlich das Seil mit Heftigkeit. Erleichtert atmeten die Burschen auf, denn die Sorge ihrer Herzen war schon übermächtig angewachsen. Sie zogen rasch und freudig das Seil samt der ersehnten Last in die Höhe. Wie aber erschraken sie, als Peter mit verstörten Zügen,. schneeweißem Haar und lallender Stimme vor ihnen auftauchte! Rasch rissen sie ihn mit sich fort und entflohen vor dem entsetzlichen Unwetter, das sich nun entlud, in den Bereich menschlicher Wohnungen.

Lebenslang bereuten die Burschen ihr leichtsinniges Abenteuer - denn der arme, unglückliche Peter hatte in der Höhle der Ötschergeister den Verstand verloren! Was er in dem unterirdischen Reich Gräßliches erlebt hatte, das hat nie jemand erfahren. Seitdem wird das Wetterloch von jedermann ängstlich gemieden, und die zürnenden Berggeister können fortan ungestört die Schätze des Ötschers bewachen.

Die Wetterfrau

Es hatte schon lange nicht geregnet, da ging ein Bauer auf den Ötscher wegen dem Wetter schauen. Als er nun so ging, hörte er eine menschliche Stimme um Hilfe rufen. Da fand er eine alte Frau, die in eine Schlucht gestürzt war. Er half ihr und sie ging dann mit zu seinem Hof, bis sie wieder gesund war. Als sie nun wieder fortging, sagte sie zum Bauern: "Geh mit mir, ich will ein Gewitter machen". Sie gingen zu einer Schlucht und warf Steine hinunter. Alsbald hörte der Bauer donnern es fing gleich zu regnen an. Nun dankte der Bauer und ging froh nach Hause.

Das Schneereutern auf dem Ötscher

Eine heiratslustige Magd reuterte in der Faschingszeit auf der Tenne die ausgedroschenen Körner. "Reutere nur zu", sprach der Knecht, "darum bekommst du in diesem Fasching doch keinen Mann!" Gereizt entgegnete die Magd: "Wenn ich bis zum letzten Faschingstage keinen Mann habe, so soll mich der Teufel dort auf den Ötscher hinauf zum Schneereutern holen". Aschermittwoch kam, allein für die frevelnde Magd hatte sich kein Mann gefunden. Als man sie am Morgen dieses Tages suchte, war sie auch nicht zu finden. Die Unglückselige muß nun auf dem Ötscher den Schnee reutern. Man sieht auch wirklich, wie alle Jahre absonderlich gegen den Frühling hin sich Schneemassen gleich ungeheuren Kornhaufen am Ötscher auftürmen und wie von ihm herab große Schneeflocken meilenweit umhergestreut werden. Den Mägden aber, denen am Ende des Faschings noch kein Mann beschert ist, droht man scherzweise, daß sie für den Ötscher bestimmt seien, um dort Schnee zu reutern.

Bergmännlein oder Bergstutzen bei der Schwarzlacken am Ötscher

Ötscher
Ötscher
Foto: Kurt Tutschek

Im Ötschergebiete hausten vor vielen Jahren auf den schönen Almen kleine Bergmännlein, die Bergstutzen, die durch die immer mehr vordringende Urbarmachung des Bodens aus ihrer Einsamkeit verscheucht worden sind.

Zwei Mädchen gingen einmal auf die Schneekopfalm am Dürrenstein zur sogenannten Schwarzlacken, um Wäsche zu reinigen. Da bemerkten sie vor sich etwas Lebendiges. In ganz geringer Entfernung saß ein grünes Männlein auf einem Steine und sah den beiden Mädchen bei der Arbeit zu. Es war von Angesicht überaus holdselig. Die beiden Arme hatte es übereinandergelegt, den Oberleib vorwärts gebeugt. Staunend, doch ohne Furcht betrachteten die beiden das grüne Männlein, wagten jedoch nicht, es anzusprechen. Endlich sprach es selbst zu ihnen mit lieblich klingender Stimmer:

"Erzähl' keinen Traum und bäh' kein Brot,
So hilft dir Gott aus jeder Not".


In derselben Gegend sah eine andere Magd, die sehr beherzt war, ein solches Männlein bei einer Quelle stehen und trinken. Und es trank ohne aufzuhören fort, bis die Magd, die auch zur Quelle wollte, des Wartens überdrüssig, den Berggeist mit scharfen Worten fortwies. Da sprach dieser zu ihr: "Wüßtest du, wer ich bin und was ich weiß!" "Was wirst du denn wissen, kleiner Käs? pack dich!" erwiderte im ereiferten Ton das Mädchen. Darauf der Berggeist: "Durchsuche deinen Sack, darinnen wirst du drei Äpfel finden, einen weißen, der bedeutet Krankheit, einen grünen, der bedeutet Not, und einen roten, der bedeutet Krieg."

Ungläubig den Kopf schüttelnd, spricht die Magd zu ihm: "Narr, hätt' ich die Äpfel bei mir, so hätt' ich sie längst gegessen. Auf dieser Höhe haben wir keine Äpfel." Doch griff sie unwillkürlich in ihre Tasche und fand zu ihrem Erstaunen drei Äpfel. Da überfiel sie der Schreck, es schwanden ihr die Sinne und sie glitt ohnmächtig zur Erde nieder. In diesem Zustande wurde sie von den Knechten gefunden und nach Hause getragen.

Warum man aber in den drei Zellerhüten, die einst unter dem besonderen Schutze der Berggeister standen, kein Gold mehr findet, das kommt daher, daß nur der kundige Bergmann unter bestimmten Zaubersprüchen in die Berge einfahren durfte, um sich Gold zu holen.

Da geschah es einstmals, daß ein Uneingeweihter in die Behausung der Berggeister eindrang. Er ward erbarmungslos zerfleischt und seitdem ist der Weg zum Golde verschlossen.

Venediger auch am Ötscher

Alte Leute erzählen, daß in früheren Zeiten in einer Ötscherhöhle, das Geldloch genannt, alljährlich die Wälischen gekommen, in die Höhle gestiegen und nach einigen Tagen schwer bepackt mit Schätzen wieder fortgezogen seien.

Ein alter Holzknecht aus Lackenhof, Anton Amerer, erzählte um das Jahr 1850 folgendes: Als ich noch ein Knabe war, kam zu uns oft ein Mann, den man den Wälischen nannte. Er hatte nur einen Ranzen mit sich. Bei seinen Besuchen übernachtete er immer in unserem Haus an der südlichen Seite des Ötscher. Dann ging er geradeaus in das Geldloch und kam erst am dritten Tag zurück, immer mit gefülltem Ranzen. Was er im Ranzen hatte, das habe ich nie erfahren.

Eines Tages kam wieder der Wälische. Er ging in das Geldloch. Acht Tage vergingen und er kehrte nicht mehr zurück. Darob besorgt, gingen meine Eltern zum Geldloch und fanden vor der Höhle seinen Hut. Von ihm selbst aber erfuhr man nichts mehr.

Die Zauberbücher von Lackenhof und der Tod

Von Frau H. erzählt man sich in Lackenhof folgendes: Ihre Mutter hat Zauberbücher gehabt. Sie ist zweimal gestorben. Das erste Mal ist sie wieder lebendig geworden. Als sie das zweite Mal im Sterben lag, sind lauter "Krouten" zum Haus gekommen und haben schrecklich geschrieen. Da hat die alte Frau zu ihrer Tochter gesagt, soll eine Krot' ins Feuer werfen. Nachher haben die Kroten nicht mehr geschrieen. Da konnte die Mutter sterben. Die Mutter hat auch zu ihrer Tochter gesagt, sie solle die Zauberbücher einheizen, denn sonst könnte sie auch so schwer sterben wie sie. Aber die Tochter habe sie nicht eingeheizt.

Der Waldgeist Schradl

Zu Zeiten hört man in der Hühnersteige ein großes Geschrei. Die Hühner beruhigen sich wieder und schaut man nach ihnen, so findet man sie ganz zerzaust und ermattet. Im Ötschergebiet heißt es dann: "Der Schradl (Schratt) war bei ihnen".

Unter Schradl wird ein Waldgeist gedacht, der rauh und zottig ist und dessen Augenbrauen zusammengewachsen sind. Auch die Krankheit des Tieres, die durch diesen Geist verursacht ist, wird nach ihm bezeichnet. Im Garten des Gebirgsbauern findet man häufig die Stechpalme gezogen, deren Blätter in die Hühnersteige gelegt werden, um das Geflügel vor dem Schradl zu beschützen, weshalb die Pflanze gern auch so genannt wird.


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