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Allerhöchste Entschließung

Allerhöchste Entschließung

Die "Allerhöchste Entschließung" vom 14. Juli 1828 (Essay)#

1828 war es dann endlich soweit, daß die jahrelangen Bemühungen der Landwirtschafts-Gesellschaft ihr Ziel erreichten: Am 14. Juli genehmigte Kaiser Franz l. durch eine "Allerhöchste Entschließung" die Errichtung der geplanten Versicherungsanstalt. Nun konnte auch die Vorbereitungs-Kommission aufgelöst und durch eine "Provisorische Direction" ersetzt werden, die am 11. Februar 1829 ihre erste Sitzung abhielt. Da sich Erzherzog Johann infolge seiner vielen sonstigen Verpflichtungen außerstande sah, die Leitung der Anstalt selbst zu übernehmen, wurde auf seinen Wunsch der Landeshauptmann von Steiermark, Ignaz Maria Graf Attems, zum Generaldirektor ernannt. Außer ihm kamen übrigens noch zwei Mitglieder der Vorbereitungs-Kommission in die provisorische Direktion: der Abt von Rein, Ludwig Crophius Edler von Kaisersieg, und Ferdinand Ritter von Thinnfeld, der die Funktion des Cassa-Directors übernahm.

Im Hinblick auf die künftigen Erfordernisse wurden auch ein Rechtskonsulent und zwei Bausachverständige bestellt. Bereits in dieser ersten Sitzung setzte man auch den 1. Juni 1829 als eigentlichen Eröffnungstermin fest. In der Zwischenzeit wurden noch diverse organisatorische Maßnahmen getroffen - vor allem die Einteilung der Steiermark in 78, von Kärnten in 28 und Krain in 21 Distrikte.

Zu Ende des Jahres 1830 zählte die Anstalt 15-514 Vereinsteilnehmer, deren Gebäude einen Versicherungswert von mehr als 10 Millionen Gulden repräsentierten. Dreißig Jahre später waren es rund 71.000 Versicherungsnehmer mit einem Gebäudewert von fast 60 Millionen Gulden. Als Erzherzog Johann am 11. Mai 1859 im 78. Lebensjahr starb, konnte er sein Werk somit in dem Bewußtsein zurücklassen, den Grundstein für eine ungewöhnliche Aufwärtsentwicklung gelegt zu haben.

Da sein einziger Sohn Franz Graf von Meran damals erst 20 Jahre alt war, kam er für die Übernahme einer leitenden Funktion vorerst nicht in Betracht. Als er dann zehn Jahre später zum Generaldirektor der Anstalt gewählt wurde, hatte er ein großes Reformwerk zu leiten, das 1872 mit der Einführung neuer Statuten abgeschlossen wurde. Obwohl die ideelle Grundlage der Anstalt natürlich unverändert blieb, hatten die Erfahrungen von vier Jahrzehnten für die Praxis doch viele Verbesserungen notwendig gemacht. Die Anstalt war nämlich mittlerweile zu einem Wirtschaftsbetrieb geworden, der auch nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführt werden mußte. Ohne statistische Auswertung des Geschäftsganges, doppelte Buchführung und den Ersatz des Umlagesystems durch die jährliche Vorauszahlung einer risikogerecht festgesetzten Prämie konnte man mit der wachsenden Konkurrenz nicht mehr Schritt halten.

Unter solchen Umständen war es höchst erfreulich, daß die Anstalt von weitblickenden Männern geleitet wurde, die einen echten Fortschritt, im Geist des Gründers Erzherzog Johann, sehr wohl von bloß konjunkturbedingter Anbiederung an den jeweiligen Zeitgeist zu unterscheiden wußten. Es ist hoch interessant, heute - 100 Jahre später - eine so ähnliche Situation vorzufinden: Europa im Aufbruch - das wirtschaftliche Umfeld, besonders im Hinblick auf unsere Nachbarländer im Südosien, verändert sich dramatisch. Altes, Verbrauchtes muß neuen Chancen und Risiken weichen. Neuer Pioniergeist und Phantasie sind gefragt.

Obwohl vornehmlich zur Deckung des landwirtschaftlichen Versicherungsbedarf in Steiermark, Kärnten und Krain gegründet, hat die "Wechselseitige" auch im nichtlandwirtschaftlichen Bereich, besonders in der Stadt Graz, von Anbeginn an kräftig Fuß gefaßt.