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KARL GISKRA#

Minister
Dr. Karl Giskra

„Die deutsche Kultur ist es, die dem deutschen Volk seine weltgeschichtliche Sendung gegeben, sie ist es, die dann, wenn einst die Leidenschaften des Tages verstummen, wenn die kleinen Interessen des Tages schweigen und wenn der alte Mahnruf nach deutscher Einigkeit wie Bardenklang im Eichenhaine wider tönt, auf unserer Muttererde bewirken wird dass das eine Volk auch sei ein einig Volk in allen seinen Stammen.“

Diese mit dem edlen Pathos ernster, wahrer Begeisterung vorgetragenen Worte aus dem Toaste des Ministers Giskra beim gestrigen Bankett haben dem dritten deutschen Bundesschießen seinen politischen Charakter aufgedrückt, und so wie dieselben tausendfachen Wiederfall fanden, in der Festhalle des Schützenhauses, so werden sie wieder erklingen im ganzen Deutschland „Das eine Deutschland einig“ - hörten wir den Minister sagen, als er mitten in den unbeschreiblichen Jubel, den seine Worte erzeugt und erdrückt, fast von den Huldigungen seiner Verehrer zu Wort kam – dieser Gedanke ist der Schwerpunkt meiner Rede wer sie gehört, diese Stelle dieser Rede, wer sie gehört von den vor gehobener Erregung bebender Lippen des unerschrockenen unserer Parlamentsredner, dem werden sich diese Worte ins Gedächtnis einbürgern für immer und ewig. „Das eine Deutschland einig.“ …..

In der Sitzung des Abgeordnetenhauses im März 1870 fand eine Debatte u.a. über den Bau eines neuen Parlaments statt. Der Abgeordnete Christian Kotz war gegen den Neubau und wies auf Dalmatien hin, die noch keine Eisenbahn hätte. Abgeordneter Lenz ist für die Votierung der 150.000 Gulden. Die Garantie für den jetzigen Notbau laufe mit Ende des Jahres ab, und man kann zu den bisherigen Unbequemlichkeiten nicht noch die Einsturzgefahr gesellen. Er fragt die Regierung, wie es mit dem Platz für das neue Parlamentsgebäude stehe.

Minister Dr. Giskra gibt zu, dass das gegenwärtige Gebäude kaum mehr einige Jahre für den Bedarf ausreichen würde, umso mehr, als auch die Lokalitäten im alten Zeughaus, wo bisher die Ausschusssitzungen stattgefunden haben, demoliert werden. Er teilt mit, dass einer der vorzüglichsten Architekten Österreichs auf seine Anregung einen Plan des Gebäudes bereits angefertigt habe (Bravo); nur über den Platz, wo das Gebäude stehen wird, könne er noch keine Auskünfte geben. Den Exerzierplatz, zu dessen Auflassung als solchen der Kaiser bereits seine Zustimmung gegeben, hält der Kriegsminister fest, dann will auch der Finanzminister die Summen welche der Verkauf dieser Gründe bringen wird für die diesseitige Hälfte allein behalten und bevor unser Finanzminister mit dem jenseitigen Finanzminister darüber nicht einig wird, das löste eine Heiterkeit hervor....

Was vor 8 oder 10Tagen ein Gerücht war, ist bald darauf in überraschender Weise zur ´Wahrheit geworden – die abermalige Ministerkrise bestand darin, dass Dr. Giskra seine Demission gab. Dieser Rücktritt des Ministers des Innern bald nach der Entlassung der „Drei“ ist eine seltsame Illustration zu der von Dr. Hasner im Abgeordnetenhaus als eine bedeutungsvolle Garantie zur Fortentwicklung der konstitutionellen Zustände abgegebenen Erklärung, das neue Ministerium sei über alle leitenden Grundsätze einig. Die von Dr. Giskra angebotene Demission, auf welcher er trotz aller Bemühungen Seitens des Reichskanzlers beharrte, wurde an maßgebender Stelle auch angenommen, und Mitteilungen, die ihren Weg in die Öffentlichkeit trotz aller Verklausulierungen fanden, rechtfertigen die Annahme, jene Einigkeit unter den Mitgliedern des Kabinetts Hasner sei schon damals nicht vorhanden gewesen, als der Präsident die Existenz derselben in der Reichsvertretung feierlich versicherte. Weiter heißt es, Dr. Giskra habe sich schon seit längerer Zeit nicht mehr jener Sympathie in hohen Kreisen zu erfreuen gehabt womit er fast zwei Jahre ausgezeichnet worden war.....

Monarchie
Kaiser Franz Joseph

1872 wurde Giskra beschuldigt sich an eigennützigen, finanziellen Unternehmen beteiligt zu haben, dass seinen guten Ruf erschütterten, besonders das „Freie Blatt“ beschäftige sich mit ihm und schrieb: „.. tritt heute vor seine Wähler, um ihr geschwächtes Vertrauen durch ein oratorisches Feuerwerk wieder herzustellen, sich selber rein zu waschen, eine Demonstration der Freude und des Jubels zu inszenieren, über Verleumdungen der niederträchtigsten Art zu klagen und dann mit Pathos abzugehen. Der Herr Doktor hat in zarter Aufmerksamkeit den Börsensaal zu seiner Verteidigungsrede gewählt; dahin zieht es die Mehrheit der Wähler der inneren Stadt, sie sind den Weg gewohnt und im Börsensaal widerhallen die Phrasen von Freiheit und Gleichheit schöner, weil Gott Merkur sie mit fröhlichem Gelächter begleitet. Die Komödie in der Sparkasse soll heute eine Wiederholung erleben und Dr. Giskra schreitet stolz und kühn durch die Straßen Wiens, weil er seiner Sache sicher zu sein glaubt. Er kennt die Wählerlisten der inneren Stadt genau, er wägt Christen und Juden ab, er zählt die Verwaltungsräte und Bankbeamten und lächelt Sieges bewusst. Diese Leute werden mich nicht fallen lassen.....“

In diesem Jahr kam es noch zur „Demokratischen Komödie“ wie diese Begebenheit genannt wurde. Giskra der dafür gesorgt hatte, dass Magen und Geldbeutel nicht über Schwindsucht zu klagen haben, erschien bei der letzten Sitzung der ersten österreichischen Sparkassa und nahm zum ersten Mal wieder an der Vollversammlung teil. Wegen der Lemberger-Czernowitzer Eisenbahnaffäre wurde Giskra in den Tagesblättern sehr angegriffen, darum müsse er die Direktion dieses Institutes um ihre unverholene Äußerung ersuchen, ob er sich noch ihres vollen Vertrauens erfreuen dürfe. Bis zur Angabe dieser Erklärung müsse sich Giskra aus der Anstalt entfernen und suchte daher die Frankobank auf.

Die Direktoren, welche alle 22 an der Zahl erschienen, waren nicht wenig überrascht über die Erklärung des Oberkurator und kaum hatte Dr. Giskra das Haus verlassen, so waren sie auch schon einig, eine Deputation an Se. Exzellenz den Herrn Oberkurator mit der Versicherung abzusenden, dass er nach wie vor das ´vollste Vertrauen der Direktion besitze und den Vorsitz als Oberkurator auch wieder übernehmen wolle. Die Deputation überbrachte die Erklärung und Dr. Giskra erwiderte, dass ihm unter allen Ehrenstellen, die er besitze, die Oberkuratorstelle der österreichischen Sparkasse die wertvollste sei und in Begleitung der Herren kehrte Giskra wieder in die Sparkasse zurück um unter dem Beifall der Vollversammlung den Sitz zu übernehmen.

Und siehe da, alle liberalen Blätter fielen jetzt einmütig über den ehemaligen Gesinnungsgenossen Giskra her, um ihn ordentlich zu verreißen und über diese „Komödie in der Sparkasse“ ihre Witze zu machen.

Im „Linzer Volksblatt“ war im März 1875 über Giskra folgendes zu lesen: „...Dr. Giskra ehemaliger ungesohlter Freiheitskämpfer und späterer Verfechter der „Trinkgelder“, falls dieselben mehrere Tausend Gulden übersteigen, hat von höchster Stelle einen Wink bekommen, aus dem er den Schluss ziehen kann, wie man in maßgebenden Kreisen über seine Tätigkeit der letzten Jahre denkt. Demselben wurde nämlich bedeutet, dass man es ihm gar nicht übel nehmen würde, wenn er seinen Geheimratsfrack so wenig als möglich – am wenigsten bei Hofe – strapazieren sollte. Natürlich bildet diese Maßregel bezüglich Giskras in Wien das Tagesgespräch.

Wir entnehmen der „Tagespresse“ vom 22. d., darüber folgendes: Bekanntlich hatte Giskra bereits in seiner Rede, welche er im Börsensaal gehalten, auf die Ermächtigung der Krone hingewiesen, den Gründergewinn von 100.000 Gulden auch in seiner Stellung, als Minister anzunehmen. Schon damals erregte dieses Wagnis in Hofkreisen große Sensation, doch war diese Angabe dem Monarchen entgangen und niemand hatte es als angemessen gefunden, die Aufmerksamkeit des Kaisers auf dieselbe zu lenken. Erst aus dem Prozess Ofenheim erhielt der Monarch Kenntnis von dieser Giskra Legende. Der Eindruck, welchen sie auf den Kaiser machte, war ein überaus peinlicher – ein um so peinlicherer, als der Kaiser in seinem Gedächtnis vergebens nach irgend einem Gespräch mit Giskra forschte, welches diesem als Anhaltspunkt für seine Behauptung hätte dienen können.

Nun muss man wissen, dass Se. Majestät ein ganz ausgezeichnetes, von seinen Ministern vielfach bewundertes Gedächtnis besitzt. Mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit erwog Se. Majestät die Sache und wusste sich schließlich eines Momentes zu erinnern. Als nämlich Giskra Minister werden sollte, nahm er Audienz bei Sr. Majestät und im Laufe des Gespräches bemerkte Giskra, er habe als Advokat vielerlei Geschäftsverbidungen, er werde sie alle abwickeln, die Bezüge, welche er auch noch zu bekommen hat, in Empfang nehmen, dann aber alle diese Beziehungen abbrechen. Unter dem Wort „Bezüge“ konnte Se. Majestät natürlich alles andere eher als Gründergewinn verstehen. Der Kaiser konnte an Expensnoten, er konnte an Präsenzmarken, aber nicht an einen Gewinn von der Beschaffenheit denken, wie ihn die Lemberg-Czernowitzer Operation ergeben hat. Gegen die Empfangsnahme von Bezügen, wie sie dem Monarchen vorschwebten,, konnte derselbe natürlich keine Einwendung erheben,

Nachdem nun der Kaiser mit seinem Gewissen vollkommen im reinen war, erhielt Dr. Giskra von Obersthofmarschallamt ein Dekret, in welchem er vom Hof förmlich verwiesen wurde. Giskra war als Mensch niemals ein Liebling des Kaisers der das aufgeregte Wesen des nervösen Mannes nicht sehr goutierte. Giskra war gewohnt lange Reden zu halten und dabei gestikulierte er lebhaft und der Monarch liebte die kurze militärische Knappheit in Haltung und Sprache.

In den Innsbrucker Nachrichten war im Mai 1878 über Dr. Giskra ein weiterer Artikel erschienen in dem es hieß: „Dr. Giskra mit einem preußischen Orden ausgezeichnete Patriot vom Jahr 1866, Giskra der große Volkstribun, Giskra der reich begüterte und seit dem Prozess Ofenheim oft erwähnte, Trinkgeldmann, der Exminister Dr. Giskra suchte wieder einmal durch einen Geniestreich die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der große Redner hat in der Regierungsvorlage über den 60 Millionen Kredit, oder vielmehr in dem diesbezüglichen Beschluss der Delegation ein Haar gefunden in dem Ausdruck „Inanspruchnahme des Kredits“ und dieses Haar richtig herausgezogen und in der Abendsitzung des Budgetausschusses am 13. d, zum Vergnügen aller Oppositionsmänner um jeden Preis in der Tafelrunde herumgezeigt. Der Budgetausschuss des Reichsratsabgeordnetenhauses hat denn auch auf Antrag Dr. Giskras dem Plenum vorzuschlagen beschlossen, von der Verhandlung über die Regierungsvorlage so lange Umgang zu nehmen, bis die in dem allerhöchsten sanktionierten Delegationsbeschluss vorgesehene sofortige Mitteilung über die Inanspruchnahme des Kredits von 60 Millionen an die Delegation an dieselbe erfolgt ist.

Zunächst steht eine Orientdebatte im diesseitigen Unterhaus zu erwarten und wenn, was aber doch nicht so ganz sicher ist, die Majorität den Antrag Giskras annimmt, eine weitere Orientdebatte in der österr. Delegation. Dass der Antrag Giskras so ziemlich auf ein Misstrauensvotum für die Andrassy Politik hinausläuft, wäre klar, auch wenn Giskra weniger deutlich seine Gesinnungen gegen den Kanzler Ausdruck verliehen hätte.

Das Auftreten Giskras begeistert ein Wiener Blatt zu dem Ausspruch, die elementare Gewalt welche in Giskras Persönlichkeit liege, breche, wenn die Umstände dazu ihre Gunst liehen, mit flammender Erscheinung aus der Lavadecke der Alltäglichkeit hervor. Giskra der Volkstribun kann zufrieden sein! Seiner Charaktergröße und seinem Rednertalent ist damit allzu viel Lob gespendet....“

Giskras reich bewegtes Leben endete am Pfingstsonntag 1. Juni 1879 in Baden bei Wien. Er war ursprünglich an Gelenks Rheumatismus erkrankt, dazu gesellte sich ein Herzleiden und später noch die Bright Nierenkrankheit. Der Verfall der Kräfte machte in den letzten Tagen rapide Fortschritte, die zu seinem Ende führte. Mit ihm ist eine der bedeutendsten politischen Persönlichkeiten dahin gegangen.

Die Lebensgeschichte dieses Mannes ist mit der Verfassungsgeschichte Österreichs innig verwoben. Es gibt kaum ein Ereignis, welches nicht mit dem Namen Giskra in Verbindung zu bringen wäre.

Als Sohn eines Gärbers aus Mährisch-Trübau hatte derselbe in folge seiner reichlichen Begabung eine seltene Karriere gemacht Schon 1848 betrat er als Deputierter des Frankfurter Parlaments die politische Laufbahn, die er nachher enttäuscht wieder verließ, und nach Hause kehrte. Hier wurde er von den Regierenden misstrauisch beobachtet, von der Polizei Kempens überwacht, kämpfend mit allerlei Hindernissen, welche ihm in der Begründung seiner Lebensstellung bereitet wurden, durchlebte er die traurigen Jahre des Bach'schen Absolutismus und gab die Hoffnung auf eine bessere Zeit nicht auf. Die kam mit dem Ministerium Schmerling und mit der Februar Verfassung leuchtete Karl Giskras Stern heller denn je. Er, ein Mann von angenehmer Erscheinung, mit einem faszinierenden Talent, klug, rascher Auffassungsgabe und einer ausgezeichneten Redegewandtheit – kurz, mit all jenen Gaben die für die politische Bühne von Wichtigkeit, ausgestattet und zählte bald zu den Zierden des Schmerlings Reichsrates und des jungen Parlament. Man war von dem Brünner Deputierten hingerissen, fasziniert, dessen gewaltiges Wort, die Debatten entflammte und der sich stets über alles bestens informiert zeigte. Über die tschechischen Gegner verfocht er siegreich den groß österreichischen Reichsgedanken und trat für ein echtes, aktuelles Verfassungsleben ein. Die Bürokraten waren fassungslos und verblüfft als der Brünner Advokat ein Referat über das Kriegsbudget vortrug, das erkennen ließ über welche Klarheit und Kenntnis alle Details er verfügte und die Arbeit der Fachleute in den Schatten stellte. Die Patrioten wusste er auf seiner Seite als er in der Debatte über die schleswig-holstein Frage mit Herbst und Kuranda prophetisch das Unglück vorhersagte welches bald darauf die Politik Rechbergs, heraufbeschwor, Schmerling stürzte, Belcredi versuchte es mit einem Experiment, aber Giskra hielt fest an dem verbrieften Verfassungsrecht. Sein Gestirn verblasste auch nicht im Jahr 1866 der größten Erniedrigung das Österreich erleiden musste. Als Bürgermeister von Brünn hatte Giskra zur Zeit der Okkupation Gelegenheit mit Bismarck zusammen zu treffen, und er erzwang sich die Hochachtung dieses Ministers von „Blut und Eisen“. Bismarck fand an Giskra Gefallen der das Haupt aufrecht trug, als alle Welt in Österreich den Kopf verloren hatte und er betraute ihn zu Beginn der Nikolsburger Unterhandlungen mit einer Friedensmission nach Wien. Giskra begriff die Situation besser als die Herren auf dem Ballplatz und ihm ist zu verdanken dass der Prager Friede durch seine Vermittlung anders ausgefallen wäre.

Das Signal der Wiedergeburt nach der Schmach von Königgrätz die Neugestaltung im Innern Österreichs durch Giskras überlegter Handlungsweise die Dezember Verfassung gewonnen war, zeichnete das Abgeordnetenhaus seine Verdienste aus, indem sie ihn zum Präsidenten wählte. Des Ehrenamtes durfte er sich nicht lange erfreuen, denn die kommenden Ereignisse der ungarische Ausgleich, in dem Giskra nun den Zenit seiner Laufbahn erreichen sollte, als er mit Hasner, Herbst und Berger in das Bürger Ministerium eintrat. Es folgte eine Glanzzeit des Ruhmes und Popularität, als es die konfessionellen Gesetze vorlegte und durchbrachte, das Ende kam mit dem Memorandenstreit und Giskra stieg und sank mit dem Bürger Ministerium, aber er hinterließ eine leuchtende Spur seiner Wirksamkeit als Minister des Innern. Die Trennung der Justiz von der Verwaltung sein großes Werk, doch glücklos blieb er mit seiner Idee der Wahlreform. Noch konnte er die Zahlungsfähigkeit des Staates gegen die wachsende Expansion des Kriegsbudgets in den Delegationen durch seine Sachkenntnis nach Kräften schützen. Seine glänzende Rede in der Okkupations-Debatte wurde mit Beifallsstürmen belohnt., und war eines seiner letzten Höhepunkte.

Seine Kraft war verbraucht, ausgehöhlt, sein Talent litt unter den aufreibenden Kämpfen, dem seine physische und geistige Kraft schließlich erlag. Die Miasmen der volkswirtschaftlichen Krise hatten sein Leben vergiftet. Die üble Nachrede jener die ihn mit Neid und Missgunst verfolgten, welche den Glanz des überragenden Talents nicht vertrugen, haben dazu beigetragen seinen Namen zu beschmutzen. Als er nach einer Ministerratssitzung zurückkehrte brach er im Stiegenhaus des Ministeriums ohnmächtig zusammen. Der Arzt stellte ein Herzleiden und Gelenks Rheumatismus fest.

Der früher gekrauste blonde Lockenkopf war glatt geschoren, der Bart weiß, wie der eines Greises, der Blick verglast, der Gang schlotternd, die ganze äußere Erscheinung des früher so eleganten Mannes war vernachlässigt.

Dr. Giskra weilte als Rekonvaleszenter seit Mitte April in Baden. Nicht nur wegen der guten Luft, sondern Ruhe wurde ihm von den Ärzten verordnet. Doch es wollte sich keine Besserung in seinem Zustand zeigen. Im Gegenteil, im Mai wurde Giskra wieder Bett legrig. Von da ab verschlimmerte sich sein Zustand fast zusehends von Tag zu Tag. Seine Geisteskräfte erlahmten und nur selten hatte er nun lichte Momente. Wenige Stunden vor seinem Tod hielt er im Delirium eine lange Rede über Okkupation und mit fieberhafter Erregung rief er; „Und nun bin ich fertig!“ und sank in die Kissen zurück. Seit 20 Jahren litt er an einen Herzfehler, das Herzleiden kam in letzter Zeit noch dazu. Bei einer Winterfahrt aus Budapest hatte er sich eine Erkältung zugezogen, die ihn an das Bett fesselte. Das Schleimrasseln wurde heftiger und heftiger. Wein und Medikamente wurden dem Kranken eingeflößt. Ein Priester verabreichte ihm die Sterbesakramente. Der Arzt und die Familie blieben bei den Sterbenden. Seine zweite Frau Elise, der fünfzehnjährige hoffnungsvolle Sohn Karl und dessen elfjährige Schwester Elise. Um 1 Uhr 15 morgens war das turbulente Leben Giskras zu Ende. Seine erste Frau Aloisia Arnstein und Tochter aus dieser Verbindung, welche mit dem Sektionschef Dr. L.(unleserlich) verheiratet war, sind ihm im Tod vorausgegangen.

Im Jahr 1859 hatte er sein Vermögen und das seiner ersten Frau in einer Serie von Kreditlosen angelegt. Nach einem Jahr verkaufte er diese und zwei Tage später fielen beide Treffer in der Ziehung auf die Nummer der verkauften Serie damit entgingen dem Ehepaar Giskra 300.000 Gulden.

Der Grabhügel der sich im Helenenfriedhof über ihn schließt, deckt eine ruhmvolle Vergangenheit.

QUELLEN: Linzer Volksblatt 24. März 1875, S 1, Freie Blatt, 10. November 1872, S 1, 7. November 1872, S 1, Neuigkeitswelt Blatt 4 Juni 1879, S 1, Neues Fremdenblatt 27. Juli 1868, S 1, Neue Freie Presse, 3. Juni 1879, S.1, Bild: Neue Illustrierte Zeitung, 8. Juni 1879, S 1.

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