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Almwirtschaft #

Alm

Schon in der Bronzezeit gab es in der Umgebung von Salzburger Alpenseen Weidenutzung. Das zeigen Analysen von bis zu 10.000 Jahre altem Erbgut von Pflanzen und Tieren aus den Sedimenten. Beim Krummschnabelsee, der auf knapp 2.000 Metern Seehöhe beim Radstätter Tauernpass liegt, könne man von zeitlichen Änderungen in der Vegetation auf menschliche Aktivitäten schließen und damit archäologische Funde untermauern, sagt Andreas Tribsch vom Fachbereich Biowissenschaften der Universität Salzburg. In 3.500 bis 3.000 Jahre alten Schichten konnte er Pflanzen nachweisen, die für beweidete Almen charakteristisch sind, wie den weißen Germer. Vor 2.000 Jahren kamen viele für die Almwirtschaft charakteristische Pflanzen dazu.

Im 14. bis 16. Jahrhundert erlangte die Bewirtschaftung sogenannter Waldalmen durch die dort stattfindende Käseproduktion besondere Bedeutung. Die neue Wertschätzung des - bisher gerodeten - Waldes u.a. wegen des Ausbaus der Eisenindustrie schadete der Almwirtschaft. Diese für die Bergbauern existenzbedrohende Entwicklung führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Umdenken der staatlichen Stellen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den ersten Gesetzen zur Förderung und Verbesserung der Almwirtschaft. Das Resultat war eine intensive Nutzung der Almgebiete bis in die 1970er- Jahre. Gründe für den Rückgang waren dann die geringe Ertragsfähigkeit und der hohe Arbeitsaufwand. Nun erkannte man die außerlandwirtschaftliche Bedeutung der Almnutzung, u.a. für Ökologie und Tourismus.

Der traditionelle Almabtrieb der geschmückten Tiere im Herbst war zugleich Wirtschaftsbrauch und Freudenfest. Man kann dies z. B. in Bad Ischl, St. Wolfgang, Spital am Pyhrn (Oberösterreich), Mittersill (Salzburg) in der letzten Septemberwoche beobachten. In Egg (Vorarlberg) holt man das Vieh Mitte des Monats (14. September, Kreuzerhöhung). Wenn alle Tiere den Sommer gut überstanden haben, bekränzen die Älpler die Rinder und schmücken ihre Hüte mit Blumenkränzen (Mojen). Im Ort werden sie mit Musik empfangen.

Für die Tirol Werbung zählt der Abtrieb "zweifelsohne zum farbenprächtigsten, lebendigsten und traditionsreichsten Brauchtums-Spektakel Tirols mit großer Anziehungskraft für unsere Gäste". Für den Großteil der Touristen sei nicht erkennbar, dass es sich um einen professionell organisierten Wirtschaftsfaktor handle. Ein Bauer im Bezirk Kitzbühel treibt seine 20 geschmückten Rinder an 19 Tagen im September. Der Region bringt das bis zu 6000 Nächtigungen mehr. Bauernvertreter bemängelten, dass die Kühe die langen Märsche nicht gewohnt seien.

2016-2019 ist der Futterertrag auf den Almen im Vergleich zu 1993-1996 um fast 14 % gestiegen. Hingegen ist der Viehbestand um 18 % zurückgegangen (- 18%). 300.000 Rinder produzieren 55.000 t Milch, dazu kommen 13.700 Ziegen, 107.200 Schafe und 10.400 Pferde. Die 8000 Almen machen machen fast 1/4 des Grünlandes in Österreich aus. 7.200 HirtInnen sind hauptberulich auf Almen tätig. In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Nutzungskonfliken, wenn Wanderer mit Hunden oder E-Biker das Weidevieh irritieren.


Quellen:
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 143 f.
Bronzezeit, publiziert 4.5.2020
"Weekend-Magazin", 31.7.2020
"Kurier" 10.6.2023

Bild:
Oberösterreichische Alm. Foto: Alfred Wolf, 1970


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