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Baum #

Maria Dreieichen

In Österreich entfallen 406 Bäume auf eine/n EinwohnerIn. Es gedeihen 65 Baumarten, 80 % Nadel- und 20 % Laubbäume. Sie verteilen sich auf 46,2 % Fichten, 10 % Rotbuchen, 4,5 % Lärchen,4 % Weißkiefern und 2,5 % Tannen.

Bäume spielen im Alltag eine ebenso wichtige Rolle wie in Brauch und Kultur. Die Landgüterverordnung (Capitulare de villis vel curtis imperii) Karls des Großen (747-814) nennt unter den Nutzpflanzen, die in allen kaiserlichen Gütern angepflanzt werden sollten, 16 Obstbäume. Darunter sind bekannte wie Apfel, Nuss oder Kirsche (aber keine Birne) und selten gewordene wie Maulbeere, Quitte oder Edelkastanie. Holz war und ist ein wertvolles Material zur Herstellung von Gegenständen, zum Bauen oder als Brennstoff. 

Bäume gelten als Symbol des Lebens, deshalb ist es bei Geburten oder Hochzeiten Brauch, ein Bäumchen zu setzen. Auch gefällte Bäume oder Teile davon spielen eine Rolle. Leopold Schmidt (1912-1981) nennt Maibaum, Sonnwendbaum, Hüterbaum und Kirtagbaum als Festbäume. Dazu kommen temporäre Zeichen wie der Christbaum, der Firstbaum bei der Gleichenfeier und Palmbuschen am Palmsonntag oder die Birkenzweige zu Fronleichnam, die nach der Prozession als Segen bringend mit nach Hause genommen werden. Zum Schutz der Wälder waren solche Bräuche im 18. Jahrhundert zeitweise verboten. Am Matthiastag (24. Februar) war es Brauch, die Obstbäume zu schütteln, damit sie reiche Frucht tragen. 

In vielen Kulturen genießen Bäume religiöse Verehrung und fanden magische Verwendung. Man dachte sie als Sitz der (Lebens-)geister oder Seelen, oder selbst als beseelt. Schädigungen von Bäumen galten als Frevel, zum Fällen bestimmte Bäume sollte man um Verzeihung bitten. Sie dienten als Orakel (in der Andreasnacht geschüttelt, sollten sie den Zukünftigen erkennen lassen). Gutes Gedeihen eines Baumes bedeutete Glück und Vitalität für die Familienmitglieder, aus ungewöhnlichem Blühen oder Geräuschen schloss man auf Unglück. Im Heilzauber wurden Krankheiten übertragen, Kranke mussten durch gespaltene Bäume (wie auch durch ungewöhnliche Steinformationen) kriechen, um das Leiden dort abzustreifen. An Bäumen angebrachte Bilder (Bildereiche, Waldandacht) führten zur Entstehung von Wallfahrtsorten (z.B. Maria Dreieichen). 

Redensarten reichem vom optimistischen Zitat "Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen," das Martin Luther (1483-1546) zugeschrieben wird, aber aus dem Jahr 1944 stammen soll, bis zum pessimistischen Spruch der Umweltbewegung "Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch".


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 69.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 1/Sp. 954 f.
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich, Horn 1972. Bd. 2/S. 218
Hermine Hackl: Der Wald in Österreich. Salzburg 2023. S. 71

Bild: 
Wallfahrtsandenken aus Maria Dreieichen (Niederösterreich). Kleines Andachtsbild, 19. Jahrhundert. Gemeinfrei


Siehe auch:

--> Essay Bäume und Bräuche
--> Rezension

Bäume in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern